Maren Jansen
Gedankenchaos
Ich glaube ich bin am Ende, ich weiß nicht weiter – und ich weiß erst recht nicht, ob ich so ein Leben leben möchte, ein Leben voller Leid und Schmerz – ein Leben ohne Menschen, die mich verstehen.
Es lohnt sich für mich nicht so ein verlorenes Leben zu leben. Ich hab es ja versucht. Ja, ich habe mich wirklich bemüht irgendwann glücklich zu sein, ich hätte alles dafür getan. Aber da ist auch schon das Problem. Mit diesem ‚irgendwann‘ kommt ein Warten, dieses Warten droht nie zu enden und dein ganzes Leben hängt letzten Endes davon ab. Wenn du dich fragst, was du erreicht hast, merkst du, dass du nur gewartet hast – gewartet auf den Tod. Du stellst fest, dass du so ein Leben nicht wolltest. Du hattest Abenteuer geplant, damit du Erinnerungen hast und später tolle Geschichten erzählen kannst. Du wolltest die Welt sehen, aber erst IRGENDWANN. Du wolltest alles ändern, aber NICHT JETZT. Du wolltest so viel im Leben und hast doch nichts erreicht, weil du dich einfach nicht getraut hast. Du hast Angst. Angst vor der Zukunft, Angst vor dem Neuen, Unbekannten; Angst vor dir selbst. Angst macht dich schwach, sie macht dich verletzbar. Sie zieht all deine Kraft aus dir, nimmt dir die Luft zum Atmen und mit der Zeit auch alles andere. Die Angst zerstört dich – langsam, von innen, sodass es keiner merkt. Dein Leben ist ein Geschenk, aber was ist, wenn du es nicht annehmen kannst? Was ist, wenn du nicht bereit bist, alles für dieses Abenteuer zu riskieren?
Bei mir ist es so. Ich kann dieses wunderbare Geschenk – zu leben – nicht länger aushalten, weil ich dem nicht gewachsen bin – weil es so sehr von Schmerz geprägt ist. Ich wollte nie jemanden enttäuschen oder verletzen. Ich habe versucht meine Chancen zu nutzen, aber ich hatte keine Kraft, ich hatte einfach Angst alles zu verlieren. Wahrscheinlich hatte ich es nie verdient, glücklich zu sein. Ich habe schon immer das Glück anderer über mein eigenes gestellt, aber musste es so enden? Kann das Glück der anderen nicht zu meinem Glück beitragen? Niemand ahnt etwas. Alle denken, dass es mir gut geht. Alle denken, ich bin das Mädchen von Nebenan, das Mädchen mit guter Laune. Innerlich bin ich zerbrochen. Ich bin für alle da, immer – und habe meine Probleme weggeschoben und tief in meinem Inneren eingeschlossen. Das macht mich jetzt kaputt. Irgendwann habe ich zwar gemerkt, dass die Probleme nicht wirklich weg sind, wenn man sich vor ihnen verschließt; sie kommen alle auf einen zu. Sie wartet auf dich, wenn du alleine bist. Sie lassen mich nächtelang wach liegen. Ich habe den Glauben an Irgendwann habe ich angefangen eine Fassade aufzubauen, jetzt kommt niemand mehr an mich ran.
Verurteilt mich nicht, denn auch ich bin nur ein Mensch und ich blute, wenn ich falle. Ich falle, ich breche zusammen. Manche Worte in meinem Kopf waren wie Messer in meinem Herzen, sie haben mich zutiefst verletzt, ohne dass es jemand sehen konnte. Ich falle, weil ich nur ein Mensch bin, aber ich kann es schaffen und das alles überstehen – durchstehen. Ich kann ein Lächeln aufsetzten und ein Lachen vortäuschen, dann sieht es so aus, als wäre ich heil, als wäre meine Welt in Ordnung. Aber manchmal bin auch ich an dem Punkt, an dem es nicht mehr geht, weil ich eben nur ein Mensch bin. Menschen weinen nicht, weil sei schwach sind, sondern weil sie zu lange stark sein mussten. Menschen zeigen ihre Fehler nicht, weil diese Welt nach Perfektion sucht; sie verdecken ihre Narben und Schwächen, denn auch wenn du zerbrochen bist, musst du funktionieren. Eigentlich ist diese Welt voll von Kummer und Schmerz und diese Verzweiflung lässt Menschen zu allem bereit werden. Ich glaube jeder von uns hat diese eine Person, dessen Verlust er nicht ertragen könnte – die Person, für die man alles riskieren würde – die Person, die uns manchmal verzweifeln lässt. Ich hatte dich. Du hast mich aufgebaut, du hast gesagt, du bist da – gesagt, dass du bleibst. Aber dann, wie aus dem Nichts bist du gegangen, das hat mich zerrissen. Du hattest mir mein Lachen wieder gegeben, als ich es verloren hatte; du hast mir die Sonne in mein Herz gebracht. Ich kann dir eins sagen, es ist wunderbar diese eine – diese bestimmte Person zu treffen, aber du wirst es nicht verkraften sie zu verlieren. Wenn diese Person aus deinem Leben verschwindet, wird es dir so schlecht gehen, wie nie zuvor. Es wird dich erdrücken und dir die Luft zum Atmen nehmen, du wirst wieder fallen, weil du nur ein Mensch bist.
Ich weiß nicht, ob diese eine bestimmte Person die wahre Liebe ist oder ob die wahre Liebe überhaupt existiert. Aber ich wollte eine Liebe, bei der sich nach einem Streit beide gegenüber stehen und wissen, dass sie nicht ohne den anderen können. Eine Liebe, die einen vollständig erfüllt, weil die Liebe uns bestimmt und ohne sie sind wir nichts.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.07.2015.
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