Margrit Baumgärtner

Hallo und tschüß

Neulich im Supermarkt: "Hallo", höre ich eine Stimme neben mir und schaue zu der zweiten Warteschlange an den Kassen. Ja, das Gesicht kenne ich (der Name fällt mir spontan wie immer NICHT ein) und ich schicke ein freundliches "hallo" zurück.
Und nun ? Mit der grüßenden Frau hatte ich vor ca. 20 Jahren zu tun. Unsere Söhne sind zusammen in den Kindergarten und später in die Grundschule gegangen. Hin und wieder hat man sich in den Jahren danach gesehen, die neuesten Schul- und Berufsschritte der "Kinder" mitgeteilt und einige oberflächliche Alltags-Neuigkeiten. Besonders problematisch waren diese kurzen Gespräche, wenn sie - wie jetzt - im Kassenbereich stattfanden. Wer erzählt schon gerne den mithörenden, fremden Menschen von privaten Angelegenheiten oder Krankheitsabläufen. Der Zwang, gemeinsam in dieser Position warten zu müssen, lässt einen manchmal mehr erzählen, als man möchte.
Die Situation ist irgendwie peinlich und zwiespältig. Redet man nun vom Wetter oder vom Ärger des Sohnes mit seinem Chef ? Wie neugierig ist die andere Person, gibt sie sich mit Banalitäten zufrieden oder fragt sie nach Details ? Und warum geht es in meiner Warteschlange irgendwie nicht weiter ?
Das Auseinanderdriften der beiden Schlangen löst manchmal das Problem und beendet das Gespräch automatisch. Eventuell wird es nach dem Bezahlen beim Einpacken der Waren noch einmal aufgenommen oder sogar bis auf den Parkplatz fortgesetzt.

In diesem Fall scheint die andere Frau ähnliche Gedanken zu haben wie ich. So stehen wir schweigend nebeneinander, sortieren etwas umständlicher als sonst unsere Waren auf dem Band und fingern im Geldbeutel. Nur in unseren beiden Gesichtern kann man viel lesen. Beide sind wir deutlich älter geworden, die Gesichtsspuren verraten, dass die Ereignisse der Jahre nicht in zwei Sätzen zusammengefasst werden können. Wie auch...es wäre entweder gelogen oder sehr oberflächlich. Zumal die andere Frau Mutter von vier Kindern ist - wenn ich mich richtig erinnere.

Wir bezahlen an den zwei Kassen fast zeitgleich unseren Einkauf. Ein etwas verkniffener Blick und ein "tschüß" beenden unser Treffen. Es bleibt ein mulmiges Gefühl: Hätte man mehr sagen können, müssen, wollen ? Vielleicht das nächste Mal.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Margrit Baumgärtner).
Der Beitrag wurde von Margrit Baumgärtner auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 04.08.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Margrit Baumgärtner als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Jahre wie Nebel: Ein grünes Jahrzehnt in dunkler Zeit von Horst Lux



Es wurde sehr viel geschrieben über jene Jahre der unseligen Diktatur eines wahnwitzigen Politikers, der glaubte, den Menschen das Heil zu bringen. Das meiste davon beschreibt diese Zeit aus zweiter Hand! Ich war dabei, ungeschminkt und nicht vorher »gecasted«. Es ist ein Lebensabschnitt eines grünen Jahzehnts aus zeitlicher Entfernung gesehen, ein kritischer Rückblick, naturgemäß nicht immer objektiv. Dabei gab es Begegnungen mit Menschen, die mein Leben beeinflussten, positiv wie auch negativ. All das zusammen ist ein Konglomerat von Gefühlen, die mein frühes Jugendleben ausmachten. Ich will versuchen, diese Erlebnisse in verschiedenen Episoden wiederzugeben.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Alltag" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Margrit Baumgärtner

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Aus der Zeit gefallen von Margrit Baumgärtner (Impressionen)
Der Kampf gegen die panische Angst von Michael Reißig (Alltag)
ES GIBT DOCH NICHTS, WAS ES NICHT GIBT von Christine Wolny (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen