Wilhelm Westerkamp

Zimmer ohne Ausgang

Wenn der Schein der Lampen durch das Zimmer dringt, macht sie das lautlos und routiniert. Der Mann, der in der Mitte dieses Zimmers steht, hat eine auffallend fahle Gesichtsfarbe und schmale und blutleere Lippen. Jedoch seine Augen sind von hellem blau und funkeln fröhlich vor Lebensfreude. So steht er nun da, in diesem Zimmer, welches ausgeleuchtet ist bis in den letzten Winkel. Manchmal hält er Monologe in diesem Zimmer, meist aus Langeweile, teils aber auch aus Frust. Aber was soll man denn in so einem kleinen, einsamen Zimmer überhaupt tun? Die weißen Wände dort, die kann er lange schon nicht mehr sehen und das grelle Licht, blendet ihn wie immer unangenehm in den Augen. Er ist sozusagen der „Herr des Zimmers“, welches sich so hochtrabend und selbstgerecht anhört, es aber so nicht gemeint ist. Eher ist es beklemmend für den Mann in so einem Zimmer zu stehen, das grell ausgeleuchtet ist und den Mann nicht dazu einladen wird hier einzuziehen bzw. dort wohnen zu wollen. Er steht sprichwörtlich auf der Stelle, mitten in diesem öden Zimmer, welches mit grellem Licht geflutet ist und somit einen sterilen Charakter entwickelt, der diesen Mann nicht gefallen wird, denn in einem sterilen Zimmer zu leben, das konnte er sich bei Gott nicht vorstellen. Denn die vier Wände und die Decke, begrenzten seine Möglichkeiten und eine Türe gab es natürlich auch nicht! Er ist also gefangen in diesem Zimmer mit dem grellen Licht und so steht er nun weiter in der Mitte dieses Zimmers, seine Arme dabei ausgestreckt, um ein kleines bisschen Freiheit zu erhaschen, die es aber in diesem sterilen Zimmer nicht zu geben scheint. Da es auch keine Türe in diesem Zimmer gibt, ist er darin gefangen, wie ein Straftäter, der seine Strafe in einer neun Quadratmeter großen(kleinen) Zelle absitzen muss. Er ist natürlich kein Krimineller oder etwas Ähnliches in dieser Art und Weise. Aber er konnte aus diesem verflixten Zimmer einfach nicht fliehen. Nein, er musste es vorerst dort aushalten, so in der Mitte des Zimmers stehend und dies noch mit ausgestreckten Armen. Sicher keine angenehme Ausgangslage für ihn, aber wo sollte er denn nur hin, wenn es in dem Zimmer keine Türe gibt? Und wenn man dazu bedenkt, dass das grelle Licht, bereits seit Stunden wie Feuer in seinen Augen brennt. Ein „Zimmer ohne Ausgang“, ja, so könnte man es bezeichnen, auch wenn man nicht genau weiß, wie der Mann dort unerkannt hinein gelangt ist. Doch im Glashaus – so ein Sprichwort – sollte man nicht mit Steinen werfen! Dies ist dem Mann natürlich bekannt und so wagte er es nicht einmal, mit den Fäusten gegen die Wände zu trommeln, um Hilfe herbei zu holen. So steht er nun seit Stunden in diesem Zimmer auf der Stelle. Und allmählich tun ihm auch die Beine weh von der stundenlangen Steherei. Sie zittern bereits ordentlich und es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis er zu Boden fallen würde. Dies tat er dann wenig später auch. So liegt er auf dem Rücken liegend mit ausgestreckten Armen und leicht gespreizten Beinen und dabei lethargisch zur Decke starrend. In dieser Lage bleibt er dann auch liegen und das manchmal stundenlang, bis ihm es ihm wieder besser geht. Nun hatte er scheinbar seine Ruhe, aber nur scheinbar, denn es ist eine trügerische Ruhe, denn sobald er wieder erwachen würde, ging das perfide Spiel in diesem sterilen Zimmer von vorne los! Und das glaubte er diesmal aber verhindern zu können, so ist er sich diesbezüglich ganz sicher, vielleicht aber nicht so ganz – denn man kann ja nie wissen!

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.08.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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