„Der tägliche Statusbericht.“ Der Zenturio salutierte zackig, obwohl seine Uniform nicht richtig saß und die Stiefel bestenfalls matt waren. Doch der müde Feldherr, an den der Bericht gerichtet war, sah nicht besser aus. Er winkte den Offizier müde und desinteressiert näher.
Der Zenturio blickte auf seinen Bericht. „Appell ergab achtzehn fehlend. Davon drei tot, vier desertiert und elf auf der Krankenstation.“
„Noch immer?“ fragte der Feldherr.
„Leider. Der Darmkeim gibt einfach nicht nach. Der Arzt beschrieb die Situation als „ziemliche Sauerei“.“
„Was ist mit den Toten?“
„Der detaillierte Lagebericht wurde noch nicht eingereicht, da der Commander der betroffenen Einheit unter den Toten ist. Ich werde, wenn der Feldherr es wünscht, den Bericht morgen einbringen.“
„Ich bitte darum, Zenturio. Und die Desertierten?“
„Ein Shuttleschiff fehlt. Sie versuchen es wohl, wie schon so viele vor ihnen.“
„Es wird schwer die Soldaten bei Laune und hier zu halten. Fünf Wochen liegen wir jetzt schon hier im Nirgendwo, am Rand des Kerngebietes. Und diese engstirnigen Aristokraten, Arschkriecher und meine verehrten Konkurrenten erfinden jeden Tag eine neue Ausrede um unsere glorreiche Rückkehr zu verzögern!“ Endlich lag Emotion in der Stimm des Feldherrn. Wütend schleuderte er dem Zenturio eine Depesche vor die Füße.
„Von der Heimatwelt. Unsere Ankunft muss aufgeschoben werden weil zu wenige Stechpalmen für unseren Triumphzug vorhanden sind. Zu wenige Stechpalmen! Als würde sich auch nur meiner Legionäre dafür interessieren ob Stechpalmen auf dem Weg zum Senat stehen oder nicht! Alles, was meine Soldaten interessiert ist nach Hause zu kommen. Zu Heim und Familie! Und für viele in die wohlverdiente Pension.“
„Jawohl, Feldherr. Ich werde den Kommunikationsoffizier anweisen eine erneute Anfrage an die Heimatwelt zu schicken.“ Der Zenturio salutierte, machte eine zackige Kehrtwendung und ging nach draußen.
Müde sank der Feldherr wieder in seinen Sessel. „Stechpalmen“, seufzte, „verdammtes Grünzeug.“ An der Wand hing die Galauniform des Feldherrn auf einem Kleiderbügel, darunter standen die frisch gewichsten Stiefel. Jeden Tag aufs Neue musste der Quartiermeister einen Legionär anweisen die Uniform zu reinigen und die Stiefel zu putzen. Und später an diesem Tag, nach ein paar Gläsern Ale, würde auch heute der Feldherr die Uniform dann in den Staub und Stiefel durch den Raum treten.
Doch der Quartiermeister und die Legionäre taten es jeden Tag aufs Neue ohne Murren. Denn er war ihr Feldherr, ihr Kommandant. Und in den Augen von vielen Soldaten in diesen Legionen mehr als nur das – der Feldherr war ihr Gott, der unter ihnen weilte.
Am nächsten Tag erschien ein anderer Zenturio einer anderen Legion mit dem Statusbericht. Es war einer der wenigen Remaner, die es in den Rang eines Einheitsführers ohne übergestellten Romulaner geschafft hatte. Das sprach nach offizieller Ansicht für Loyalität gegenüber Romulus, doch der Feldherr wusste zu gut, dass dieser Soldat seinen Eid nur auf ihn geleistet hatte.
„Viceroy Vkruk.“
„Feldherr. Der tägliche Statusbericht.“
„Fahrt fort.“
„Die Galauniformen für die Parade sind mit dem Transporter Superior eingetroffen. Die Anzahl entspricht den romulanischen Offizieren. Ansonsten wurde nichts geliefert. Keine Vorräte.“
„Ein weiterer Machtbeweis der Heimat. Sie glauben uns aushungern zu können. Haltet die Männer bei Laune.“
„Natürlich, Feldherr. Auf einem Schiff ist die Kühlung ausgefallen. Für die Soldaten ist es nun angenehm, die romulanischen Offiziere empfinden die Situation als bedrückend. Zitat: Das Schiff ist eine Sauna.“
„Ich habe besseres zu tun als mich um technische Gebrechen zu kümmern. Die Ingenieure sollen sich darum kümmern. Für mich ist die Sache erledigt.“
„Dann weiter. Appell ergab elf fehlend. Nach wie vor in der Krankenstation. Die Deserteure konnten festgesetzt werden und sitzen im Arrest. Wie sollen wir verfahren?“
„Der Aufrührer wird exekutiert durch Hängen. Die Wachen auf dem Hangardeck, die es zugelassen haben, werden erschossen. Macht es öffentlich. Die anderen, die ihre Kameraden im Stich gelassen haben, werden um drei Ränge degradiert und gebrandmarkt.“
„Der Anführer der Geflohenen war Kommandant der Wache auf dem Hangardeck, Feldherr.“
„Dann wird er erdrosselt. Ebenfalls öffentlich“, entschied der Anführer. „Sonst noch was?“
„Sie haben gestern den Bericht angefordert wegen des Zwischenfalls, der zum Tod mehrerer Soldaten führte. Ich habe den Bericht hier, wie verlangt.“
„Ich habe keine Zeit ihn zu lesen. Die Kurzfassung bitte.“
„Im Nachtdienst war nur ein Sub-Lieutenant auf der Brücke, wie der Wachdienst es vorsieht. Das Schiff verließ seine Position in der Formation und driftete ab, weil der Offizier seinen Posten unerlaubt verlassen hat. Das abgetriebene Schiff wurde von einer Gruppe Piraten, die zufällig in der Gegend waren, als leichte Beute identifiziert und angegriffen. Zum Glück war das Schiff nicht beschädigt, wie sie angenommen haben. Nach der ersten Salve aktivierten sich die Verteidigungssysteme und die Alarmcrew konnte den Angreifer kampfunfähig machen und gefangen nehmen. Die Piraten, Terraner, wurden mit einem Transporter nach Remus geschickt. Die Wache hat den Offizier danach verhaftet. Es ist Ihre Entscheidung, Feldherr.“
„Was war der Grund, weshalb der Sub-Lieutenant den Posten verlassen hat?“
„Sie war der Meinung allein auf der Brücke als Wache zu sein wäre Zeitverschwendung in Angesicht der baldigen Rückkehr in die Heimat. Sie ging in ihr Quartier um persönlichen Dingen nachzugehen. Lackierte Zehennägel um genau zu sein.“
„Mehrere Tote aufgrund von Zehennägeln? Ich entziehe ihr das Offizierspatent und sie wird in die Strafkompanie versetzt!“ tobte der Feldherr los.
„Wie ihr wünscht, doch ihre Familie ist mächtig. Diesen Ehrverlust wird die Familie nicht so einfach hinnehmen. Meine Quellen berichten, dass dieser Sub-Lieutenant nach der Kampagne einen Posten auf dem imperialen Flaggschiff erhalten soll. Außerdem besteht die Strafkompanie ausnahmslos aus Remanern. Eine verweichlichte Romulanerin wird dort nicht lange überleben.“
„Ich fordere die Familie heraus! Was interessieren mich die Wunschträume einer degenerierten romulanischen Schlampe? Ich bin Feldherr einer Legion! Der besten Legion! Wenn der Imperator nicht bald meinen Triumph akzeptiert und mich behandelt wie es für mich und meine Soldaten angebracht ist, wird sich meine Zorn nicht auf eine einzelne Familie richten, die pflichtvergessene Töchter in den Militärdienst schickt, sondern gegen das ganze Imperium! Ich werde ihnen zeigen wozu motivierte Kämpfer fähig sind!“
„Natürlich, Feldherr. Doch bedenkt, das ein zu schnelles Handeln mehr Probleme schafft als löst. Was ist kurzer Sieg gegen den Imperator im Verhältnis zu einem Bürgerkrieg? Ein unprovozierter Angriff auf das Imperium würde einen Krieg nach sich ziehen, das Volk müsste sich erheben.“
„Das Volk wird schweigen. Denn meine Gründe werden berechtigt sein. Romulus erhält noch einen Tag, sonst überschreiten wir die Grenze und fordern mit dem Schwert ein was uns zusteht. Du bist entlassen, Vkruk.“
„Wie ihr wünscht, Feldherr.“
„Der tägliche Lagebericht.“
„Der Senat hat entschieden, Vkruk“, unterbrach der Feldherr. „Eine Flotte sammelt sich in der Nähe von Romulus um uns abzufangen, falls wir die Grenze überschreiten. Das ist die Handlung, auf die ich gewartet habe. Ich werde zuschlagen, bevor sie bereits sind. Meine Truppen sind bereit?“
„Vollzählig angetreten. Keine Soldaten fehlend gemeldet. Die Schiffe sind in perfektem Zustand, die Soldaten motiviert.“
„Dorthin gehe es, wohin der Götter Zeichen und der Feinde Unrecht ruft. Iacta alea est!“
„Wie Ihr wünscht, Feldherr.“ Vkruk verneigte sich leicht und wandte sich zum Gehen.
„Die romulanischen Offiziere werden bestimmt aufbegehren. Entledigt sich Ihrer, Vkruk, und setzt verlässliche Leute an ihre statt. Wir brauchen die volle Unterstützung dieser Flotte, für den Notfall.“
Der Remaner quittierte auch diesen Befehl mit einem knappen Nicken.
„Bald wirst du Feldherr sein, Vkruk. Du warst immer gut zu mir. Das wird deine Belohnung sein. Denn noch bin ich Feldherr Shinzon, bald Prätor. Prätor Shinzon von Remus, der erste seiner Art.“
Vkruk verließ den Raum um die Befehle auszuführen. Shinzon aktivierte seine Kommunikationsstation und wählte eine Verbindung nach Romulus an. Ein Flaggoffizier erschien auf dem Bildschirm, und schien überrascht den Feldherr zu sehen.
„Sub-Commander Donatra. Führt keinen kleinen Auftrag für mich aus und Ihr werdet bald über eine Schlachtgruppe befehlen, als Commander versteht sich.“
Die Romulanerin lächelte verschlagen. „Sprecht…“
Vorheriger TitelNächster TitelDie Geschichte sollte als Einleitung für mein Projekt "Erinnerungen an Romulus" dienen. Ich habe mich schließlich dagegen entschieden sie zu verwenden und den Start der Handlung im Projekt nach hinten verlegt. Ich selbst sehe es aber als guten Teaser zum unpopulärsten Star Trek FilmNicolai Rosemann, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.09.2015.
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