Intermezzo in S-Bahn

Wir haben mal wieder Verwandtenbesuch gemacht. Mit dem Fernbus fuhren wir  nach München. Die Fahrt verlief prima. Einen Tag später fuhren wir von Halbergmoos ins Zentrum von München mit der S-Bahn. Die Linie dort kommt vom Flughafen und war wie meistens proppenvoll. Wir bekamen keinen Sitzplatz zusammen. So setzte ich mich gegenüber von einer netten jungen Frau. Meine Frau saß einige Plätze weiter hinten.

Bei der Durchsage der nächsten Station über Lautsprecher, merkte ich, dass sie Schwierigkeiten hatte die Ansage zu verstehen. Ich sprach sie an. Sie sagte mir in einem ganz guten Deutsch, dass sie aus Südafrika käme. Hier hier Deutsch vervollkommnen wolle. Auf meine Frage, ob sie in München arbeite, sagte sie mir, dass sie selbständig sei. Nun, neugierig wie ich bin, fragte ich weiter. Sie antwortete, dass sie Kuchen backen wolle, um ihn weiter zu verkaufen. "Etwa dieses amerikanische Zeugs, das nun überall angeboten wird?" Nein, vor allem Torten." Nun kaum unser Austausch über diverse Torten und Rezepte. Natürlich auch die Schwarzwälder Torte, die ich besonders mag, aber nur wegen der Sauerkirschen mit dem Kirschwasser im Boden und der Sahne.

Gerade diese Torte sollte sie studiren. Ihre Mutter hatte es ihr aufgetragen, hier gute Rezepte zu suchen. Sie erklärte mir, dass ihre Mutter hier aus der Gegend stamme und der Liebe wegen nach Südafrika ausgewandert sei. Es war ein nettes und interessantes Gespräch. Dann wieder Durchsagen und ihre Schwiergikeit sie zu verstehen. Ich meinte, "wenn sie schon mal hier sind, fahren sie doch mal nach Deutschland. Dort können sie Deutsch besser lernen." Irritiert lächelte sie mich an. Ich erklärte ihr, dass wir hier im Freistaat Bayern seien, also nicht in Deutschland, denn die Bayer legen ja Wert darauf. So eine Art wie die Engländer Europa. Vorteile ja, aber nicht unbedingt Verpflichtungen. Ich erklärte ihr, dass wir noch mehr Freistaaten haben, wie Sachsen und Thüringen.

Sie fragte mich dann nach Beruf und Alter. Ich sagte, dass ich pensioniert sei und bereits auf den Erinnerungswert von 1 € abgeschrieben sei. Lustig plauderten wir weiter, bis ich aussteigen musste. Sie fuhr noch 2 Stationen weiter. Sie hatte wohl auch aus dem Gespräch bemerkt, dass ich gerne mich gerade mit Ausländern unterhalte. Wir alle können nur von einer gewissen Weltoffenheit lernen.


09.09. 2015                                    Norbert Wittke

 

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