Diese Geschichte ist mir gestern in Gran Canaria passiert. Mit einer Freundin war ich per Auto in den Bergen unterwegs. Wir fuhren durch ein Dorf, und vor meinem Auto flatterte ein blauer Wellensittich herum, den ich beinahe überfahren hätte.
Kurzerhand machte ich eine Kehrtwendung, fuhr zurück und sah den blauen Vogel noch immer auf der Straße herumhüpfen. Nachdem wir das Auto geparkt hatten, versuchte ich, das Tier auf meinen Finger zu locken, doch vergebens. Verängstigt flatterte es davon und landete schließlich in einer gerade offenen Bar.
Sofort schloss der Besitzer Tür und Fenster, und die Jagd nach dem Ausreißer begann. Endlich gelang es uns, den Vogel einzufangen. Er biss wild um sich, aber wir konnten ihn in eine kleine Schachtel sperren. Ich nannte ihn Blue.
Niemand aus der Nachbarschaft wusste, wohin das Tier gehören könnte. Also nahm ich es mit ins Auto, und wir setzten unseren Ausflug in die Berge fort. Unterwegs gelang es dem Wellensittich, aus der Schachtel zu entfliehen, und plötzlich saß er unter meinem Fuß, der das Gaspedal bediente. Als wir am Hotel ankamen, mussten wir vorsichtig aussteigen, damit Blue nicht aus dem Auto entwischte. Dann kam ich zurück mit etwas zu trinken und fing den Vogel mit einem Handtuch wieder ein, träufelte ihm Wasser in den Schnabel und packte ihn wieder in die Schachtel.
Mein merkwürdiges Päckchen zeigte ich dem Portier an der Rezeption und fragte ihn, ob irgendwo eine Zoohandlung sei, damit ich den Vogel dort abgeben könnte. Er verneinte, und außerdem war hier gerade Feiertag, also waren auch kein Käfig oder Vogelfutter zu bekommen. Im Badezimmer des Hotels deponierte ich Blue und überlegte, was ich nun mit ihm tun solle. Im Hotel durfte er nicht bleiben, also kam nur noch das Auto in Frage bis zum nächsten Morgen, wenn die Geschäfte wieder geöffnet sein würden.
Ein paar Minuten später klopfte es an meiner Hotelzimmer Tür. Dort stand ein kleines Mädchen und sagte mir, sie würde Blue gern zu sich nach Hause nehmen, denn sie hätten schon einige Vögel in einem großen Käfig. Ein Zimmermädchen hatte die Vermittlung des Tieres ermöglicht. Das Mädchen zog glücklich mit der Schachtel und dem Inhalt ab. Der Vogel war sicher auch glücklich, endlich seine qualvolle Odyssee beendet und ein neues Zuhause gefunden zu haben.
Und ich war glücklich über den guten und schnellen Ausgang meiner Rettungsaktion in den Bergen. In dieser Nacht schlief ich besonders tief und fest.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 13.10.2015.
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