Andreas Rüdig

Dragqueen

Gerowin Luitpold von und zu!

Ja, Thusnelda, Teuerste!

Gestehe!

Ja, gerne. Aber was denn?

Du bist fremdgegangen.

Nein! Mitnichten! Niemals!

Ich habe Beweise

Geht nicht. Ich bin dir doch treu ergeben.

Und wo warst du letzten Samstag?

Hier zuhause. Das weißt du doch. Wir haben doch zusammen im Wohnzimmer gesessen, Sportschau geguckt und gepflegt ein Bier getrunken.

Ja, und? Was  war danach? Wir wolltest einen PorYes...

                                                                                  ... sollte ich nicht PorNo sagen?

                                                                                                                                   ...stimmt. Du wolltestet also Schauspielern beim Geschlechtsverkehr zusehen.

                                                                                                       Ja, genau. Du wolltest mich aber nicht lassen.

                           Du bist daraufhin wutschnaubend und wutentbrannt aus der Wohnung und in den nächsten Puff  gerannt.

Und das auch völlig zurecht. Dort war Party angesagt.

                                                                                      Und in diesem Gelage bist du in den Armen einer Dame gelandet.

                                                 Wie sich aber ganz schnell herausgestellt hat, bin ich dabei aber einem Irrtum erlegen. Diese aufgebrezelte Dame war eine Dragqueen.

                                                                                                              Igitt! DU hat in den Armen eines geschminkten Herren gelegen und dich mit ihm vergnügt. Du perverses Schwuchtelinchen! Und mit so etwas wie Dir bin ich verheiratet.
 

 

Sie wollten beide, Ehefrau wie Dragqueen, nur mein bestes Teil - nämlich mein Portemonnaie. Diese Erkenntnis ist für Gerowin Luitpold zu spät gekommen. Die Nacht mit der Dragquee endete abrupt, als er mit primären Geschlechtsorgane an der falschen Stelle bemerkte. Und die Kontrolle durch die begehrenswerte Thusnelda nahm dermaßen Tag für Tag zu, daß sie ihm jegliches Vergnügen an den Freuden des Männerdaseins nahm.

 

Eigentlich ist Gerowin Luitpold ja ein devoter, unterwürfiger, untertäniger, feminisierter und hauswirtschaftlich-gebäudereinigend talentierter Mann.

Doch irgendwann platzte ihm der Kragen:

                                                               Luitpold, du hast dein Toupet vergessen!

                                                               Luitpold, das Make-up...!

                                                               Luitpold, der Lippenstift hat abgefärbt!

 

Ursprünglich wollte Luitpold zurück ins Hotel Mama. Doch dann überlegte er: "Ich werde Thusnelda jetzt zu Tode erschrecken!" Dachte, ging ins Badezimmer, trat vor den Spiegel - und begann mit der Arbeit. Hautreinigungscremes kamen zum Einsatz, Gels, Pasten, Festiger, Farbmaterial und vieles mehr. So entstand peu-a-peu die hübscheste und schönste Dragqueen des Wohnblocks.
 

(Zeitungsanzeiger)

Mandy, die neue, bildhübsche Dragqueen, präsentiert heute im Nachtclub "Blauer Mond" ihr erstes Soloprogramm. Start: 20 Uhr. Eintritt: 5 Mark.

 

(kurz vor dem Auftritt)

Du, Kurt, sag mal, wie sitzt meine Persücke? Meine Schminke? Meine Kleidung? Ja, ist wirklich alles in Ordnung? Drück mir die Daumen, daß alles bei dem Auftritt klappt - danke, du bist wirklich nett. So, jetzt muß ich aber auf die Bühne.

 

(Zeitungsartikel 2 Tage später)

Mandy heißt der neue, hell leuchtende Stern unter den Dragqueens. Ihr Auftritt im "Blauen Mond" war zwar die erste Präsentation ihrer Künste und Kunstfertigkeiten auf einer öffentlichen Bühne; die Darbietung war aber dermaßen stimmig und gelungen, daß das reichlich anwesende Publikum begeistert war.

Was gab es zu sehen? Gesangseinlagen mit rauchiger, tiefer Stimme begleiteten Tanzeinlagen, erzählten Witzen, Stimmenimitationen und reine Instrumentalstücke. Knapp 2 Stunden wurden die Gäste so in ihren Bann gezogen. Wir dürfen gespannt sein, zu welchen Höchstleistungen Mandy in Zukunft in der Lage sein wird.
 

(zu Hause, bei Luitpold, am nächsten Tag)

Gerowin Luitpold von und zu!
Ja, Thusnelda, Herz- und Scherzallerliebste!?

Wo warst du gestern Abend?

Nicht zu Hause.

Ja, das weiß ich. Warst du wieder in der Nacktbar?

Nein, überhaupt nicht.

Sondern...?

Im Blauen Mond.

                         ..Oh, du meine Güte, du warst in der Hochburg der Schwuchteln und Transvestiten? Bin ich Dir nicht gut genug? Mußt du dich jetzt mit Männern abgeben?

Nein, ich wollte nur unsere Haushaltskasse aufbessern.

Unsere ... - prostituierst du dich jetzt? Bist du eine männliche Nutte?

Nein. Ich bin eine Dragqueen. Ich ziehe mich übertrieben wie eine Frau an und trete dann auf der Bühne auf.

Oh - jetzt verstehe ich, was du mir sagen willst. Du bist in unserer Beziehung das Weibchen und ich das Männchen. In Ordnung.

 

Eine Dragqueen ist ein Mann, der mittels Travestie eine Frau darstellt. Er setzt dafür deren Aussehen und Verhalten ein. Das Gegenstück dazu heißt Dragking.

 

(Sprüche auf der Bühne)

 

Frage: Warum haben Frauen so kleine Hände?

Antwort: Damit sie auch in den Ecken putzen können.

 

Frage: Warum haben Blondinen immer so viel Tipp-Ex auf dem Bildschirm vom Computer?

Antwort: Weil sie damit die vielen Rechtschreibefehler wegmachen wollen.

 

Frage: Warum nehmen Blondinen immer ein Butterbrot mit ins Badezimmer?

Antwort: Weil sie damit ihre Quietsche-Entchen füttern möchten.

 

(Eintrag im Tagebuch von Gerowin Luitpold)

Ich streibt mich schon  die ganze Zeit mit Berowulf ob ihrer stupiden Blondinenwitze. Würde ich es können, würde ich mich zumindest auf  der Bühne von ihr trennen.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.10.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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