Thomas Klein

Luigi

 

Das Kaffekränzchen war eigentlich gar keines, denn es gab nur Tee und auch der war nur andeutungsweise Tee. Nur eine Ahnung von Jasminblüte, aber wenigstens wärmte er etwas.

Und das obligatorische Stück Torte fehlte auch. Es gab nur ein paar vegane Kräuterkekse.

 

Sabine sann über ihren Traum nach, was für ein komischer Traum! Sie lieferte sich mit ihren Freundinnen eine Tortenschlacht!

Sie kannte die anderen gar nicht wieder. Richtige Furien und auch Sabine teilte kräftig aus.

Zuletzt bekam sie eine fette Sahnetorte mitten ins Gesicht geklatscht. Es wurde dunkel um sie, den Mund hatte sie voll leckerer Sahnecreme. Nach Luft schnappend, setzte sie auf und rieb sich noch die vermeintlichen süßen Reste aus den Augen.

Doch da war nur ihr hageres Gesicht und die blasse Haut, die sich über ihre Wangenknochen spannte.

Das Frühstück mit etwas Knäckebrot, Quark und einem Apfel vermochten die Stimmung nicht zu heben. Und auch jetzt, unter den anderen Vegetarierinnen ging es ihr nicht besser.

 

Die Frauen unterhielten sich lustlos über Brennesseltee, Weizenkeime, Tofu und Kapuzinerkresse. Paulas Erdbeeren hatten die Schnecken gefressen, beim Salat sah es nicht besser aus. Annes Himbeeren waren die Vögel zuvorgekommen. Der Selbstversorgergedanke war in der Praxis oft eine frustrierende Plackerei. Allein das Unkraut wucherte ohne eigenes Zutun und die zahlreichen Mitesser bedienten sich hemmungslos.

 

Ich hab von Sahnetorte geträumt murmelte Sabine. Die allgemeine Unterhaltung brach ab. Ratlos schauten sie Sabine an.

Ute schien als Erste zu begreifen, was in Sabine vorging und gestand verschämt lächelnd:

„Ich habe gestern von Pizza geträumt, so mit allem drum und dran. Mit Schinken, Pilzen und Creme fraiche; obendrauf leckeren Rukola. Der Teig war herrlich weich und am Rand schön knusprig; genau richtig. Ich hätte mich reinlegen können. Gerade wollte ich mich gerade auf das köstliche Hefeweizen stürzen, aber da war der Traum plötzlich zu Ende...“

Es regte sich kein Widerstand gegen diese Phantasien. Im Raum schien sich der Duft von Pizza zu verbreiten. Jede hatte ihre eigene Vision: Pizza mit Meeresfrüchten, Pizza mit Salami, Pizza Hawai...

Anne schluckte schon. Sabine entfuhr ein Schluchzer. Die anderen hatten einen Kloß im Hals.

Anja, die Gastgeberin fasste sich ein Herz: „Wißt Ihr was, jetzt ist mir alles egal, ich rufe den Pizzaservice an.“

Jede blickte verlegen vor sich hin, aber das Knurren der Mägen war unüberhörbar. Keine hatte erwartet, das dieser Nachmittag das Ende all ihrer guten Vorsätze werden würde.

 

Als Luigi eintraf, fielen sie ihn an wie Bestien. Er konnte sich sich nur retten, indem er die Schachteln von sich warf.

Es wurde noch ein toller Abend. Es wurde nach Herzenslust gerakelt und gekakelt. Der Geräuschpegel war so, wie man es von einem Frauentreff erwartet.

Anja war froh, ihren Nachmittag gerettet zu haben und meinte mit roten Wangen:

„Wir müssen es ja niemandem erzählen!“

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.11.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Lebenseindrücke: Gedichte von Annette Messerschmidt



Die Autorin, geboren 1960, wohnt im Dreiländereck Nordrhein-Westfalen/Hessen/Rheinland-Pfalz. Erst spät hat sie ihr Talent zum Dichten entdeckt und ihre Gedanken und Erfahrungen zusammengetragen. So entstand eine Gedichtsammlung, an der die Autorin gerne andere Menschen teilhaben lassen möchte, und daher wurde der vorliegende Band zusammengestellt.

Das Leben ist zu kurz, um es mit Nichtigkeiten zu vergeuden oder um sich über die Schlechtigkeit der Welt allzu viele Gedanken zu machen. Wichtig ist, dass man sich selbst nicht vergiften lässt und so lebt, dass man jederzeit in den Spiegel schauen kann.

In diesem Sinn denkt die Autorin über Natur, Naturereignisse und ihre Lebenserfahrungen nach. Dem Leser wünscht sie eine positive Lebens-einstellung, viele gute Gedanken und Freude an der Lektüre.

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