Thomas Klein

Räucherstäbchen

Hallo Regina, wie geht’s?

„Einfach großartig. Ich fühle mich wie neugeboren und voller positiver Energie.“

Strahlend berichtete sie: „Ich komme gerade von einem Fastenseminar und habe meinen Körper mal gründlich entgiftet. Seitdem fühle ich mich topfit und meine Sinne sind ebenfalls geschärft.“

Ich wich etwas zurück, denn ich war ziemlich verschwitzt. Ich hatte ihr das bestellte Brennholz geliefert und wollte eigentlich nur kassieren. Doch sie erzählte euphorisch weiter:

„Wir waren ja so eine interessante Gruppe. Ich habe mich mit Sabine zusammengetan, mit der konnte man echt über alles reden. So ganz bewußt von Frau zu Frau. Wir haben uns gegenseitig ganz toll über flaue Phasen hinweggeholfen. Auch die Anderen waren für einander da. Anne ist ja etwas korpulent, das mit den Klistieren hat sie nicht alleine hingekriegt. Aber Holger war ganz Kavalier und hat ihr geholfen. Anne meinte, er wäre ja so einfühlsam...

Reflexartig kniff ich den Popo zusammen...

„Um alten Ballast loszuwerden, spült man nämlich den Darm. Mit jedem Klistier weicht man Etage für Etage alles auf, was sich zwischen den Darmzotten im Laufe der Jahre so festgesetzt hat.

Die Toiletten waren den ganzen Tag belegt. Die Luft war zum Schneiden. Zum Schluß haben wir sogar Räucherstäbchen aufgestellt...“

Ich kämpfte gegen den Impuls an, mir die Nase zuzuhalten ...

„Nach der Anwendung sollte man gleich das Klo aufsuchen. Hoffentlich ist dann eins frei.“

Ich fand es so peinlich und muß wohl aus Verlegenheit unkontrolliert gegackert haben, denn plötzlich stoppte Reginas Redefluss und sie musterte mich mißtrauisch.

„Nein, nein, mir fiel nur in dem Zusammenhang der Witz mit der Relativitätstheorie ein,“ versuchte ich mich herauszureden.

„Du weißt ja, - die Zeit ist abhängig von dem Ort, an dem man sich im Universum befindet. Eine Minute kann im Nu vergehen, oder sich schier endlos ausdehnen.

- Je nachdem, ob man sich hinter oder vor der Klotür befindet... ha, ha“

Der Witz war wohl etwas weit hergeholt und sie hatte in dem Moment wohl begriffen, daß sie sich einem Unwürdigen offenbart hatte. Einem, der nie die innere Stärke zum Verzicht aufbringen würde. Und tatsächlich hatte ich eigentlich vor, mir auf dem Rückweg an der Pommesbude eine Currywurst und eine Cola zu gönnen, auch um den Geschmack ihres Tees loszuwerden, der,
wie ich fand, nur nach Lavendelseife schmeckte.

Ihre Euphorie war verflogen und sie fragte kühl:

„und mit was beschäftigst Du Dich so, wenn Du nicht gerade mit Deiner Motorsäge rumknatterst?“

„Ich habe ein neues Hobby, was ganz tolles, echt, das wollte ich schon lange...“ plapperte ich begeistert drauflos.

„Na, da bin ich aber gespannt“ entgegnete Regina gedehnt.

„Ja, ich habe mir Brieftauben zugelegt, es ist ein Traum …wie sie so elegant durch den Himmel segeln und immer wieder zurückkommen “ schwärmte ich.

„Sind das nicht diese Viecher, die überall hinscheißen? Mancherorts sind die schon eine richtige Plage! Du bist schon ein komischer Kauz; paß nur auf, daß Du keinen Ärger mit Deinen Nachbarn kriegst. Ich hätte dafür kein Verständnis. Ist ja eklig!“

Ich nahm mein Geld und sah zu, daß ich vom Acker kam.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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