Nina zog fröstelnd die Schultern hoch, denn es war empfindlich kalt geworden. Warum nur wollte Karl sie in dieser düsteren Seitenstraße treffen. Ein mulmiges Gefühl durchdrang ihre Magengegend. Der Nebel, der sich hinter ihr langsam verdichtete, trug auch nicht zur Stimmungsaufhellung bei. Es sah so verlassen aus. Diese Ruhe wirkte irgendwie beängstigend und die Autos am Straßenrand wirkten, als ob sie schon vor Jahren hier abgestellt wurden. Weder Mensch noch Tier störte die Einsamkeit, die sich hier gespenstisch breit machte. Wo war Karl? „Er kommt gleich, nur keine Panik!“, beruhigte sie sich selbst.
Es sollte doch ihre gemeinsame Zukunft beginnen, im Haus seines Onkels, dass er geerbt hatte. Bisher hatte sie es noch nicht gesehen. Ob es eines dieser Gebäude war? Vor hundert Jahren hätte sie ihre Freude daran gehabt, doch... Alles sah heruntergekommen aus. Um daraus ein Heim zu schaffen, würde es ein Vermögen kosten. Heiße Tränen schossen aus ihren Augen. Wie konnte er nur? Sie liebte die Sonne, die Weite, Wald, Wiesen. Hier würde sie ersticken. „Keinen Fuß setze ich über die Schwelle!“, schwor sie sich, “Lieber lasse ich unsere Verlobung platzen!“ Missmutig ging sie weiter. Aus einiger Entfernung kam hastig eine Gestalt auf sie zu. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und mit einem erstickten Schrei fiel sie ihr um den Hals: „Karl, du Schuft! Mich durch diese Öde zu schicken. Ich glaube, ich habe mir in die Hose gemacht. Tue mir das nicht an. Ich kann hier nicht leben. Verlange das bitte nicht von mir!“
Konsterniert blickte der junge Mann sie an: „Nina, wovon sprichst du überhaupt? Wer sagt denn, dass du hier leben musst? Komm schnell, mein Auto parkt im Halteverbot. Diese Straße war doch nur eine Abkürzung, du Hasenfuß. So brauchte ich mich nicht durch die ganze Stadt zu quälen um dich abzuholen. Lass uns in Bernis Gartenbar gehen und uns aufwärmen. Dort zeige ich dir dann die Fotos von Onkel Franz Villa auf dem Land. Es ist dort einfach traumhaft. Du wirst begeistert sein!“
© Sabine Brauer
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.11.2015.
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von Ursula Aswerus
Sven, ein achtjähriger, aufgeweckter Junge, versteht seine kleine Welt nicht mehr. Unversehens bricht die Pflegefamilie, die ihn als Säugling aufgenommen hat, auseinander. Die heißgeliebte Pflegemutti Erika erkrankt schwer. Ihr harter Mann Richard bringt Sven in ein Kinderheim, in dem der Junge fast zerbricht. Eine mütterliche Frau gibt dem Leben des Jungen eine neue Wende. Sie schenkt ihm Liebe und Fürsorge. Als Erika, seine frühere Pflegemutter, Sven nach vielen Jahren wiederfindet, übt sie Verzicht. Ein Mutterherz vermag viel.
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