Andreas Rüdig

Über das Männerviertel

Skurrilität ist eine auffallend unkonventionelle oder seltsame Idee, Situation, Sache oder Verhaltensweise.

Wohnheim heißt das neue Viertel von Glückshafen. Dort ist ein unkonventionelles, wenn nicht gar skurriles Quartier für alle möglichen Lebensformen entstanden.

Es fängt schon damit an, daß es ein Beratungszentrum nur für Männer gibt. "Sie glauben ja gar nicht, zu welch exzentrischen Lebensäußerungen Männer gezwungen werdne von ihren sogenannten Lebenspartnerinnen. Fußball am Wochenende, am Samstagabend? Gestrichen. Ein Gläschen Bier zum Abendessen? Durch Sojamilch ersetzt. Das Pin-Up-Mädchen am Kleiderschrank im Schlafzimmer? Abgerissen. Noch nicht einmal Trost bei der Arbeitskollegin ist erlaubt.

Gefragt ist die ganze Bandbreite an Hilfestellungen, von ärztlicher Versorgung und Vermittlung ins Männerhaus über juristische Fachberatung bis hin zu erzieherischen Maßnahmen für die Frau. "Die Entliebungs- und Ab-/Entwöhnungskuren gehören selbstverständlich auch zu unserem Programm," berichtet Alex, der Leiter der Einrichtung, mit dem wir hier das Interview geführt haben.

Eine sexualkundliche Erziehungs- und Forschungsstelle ist im Quartier ebenfalls vorhanden. Ursprünglich war dies eine schulische Einrichtung für Jünglinge in der Pubertät. Die jugendlichen Herren sollten ihren Körper kennenlernen. Ist der Penis nur zum Wasserlassen da? Wozu gibt es Vorhaut, Eichel und Kitzler, wozu Hoden? Wie onaniert und masturbiert man(n) genußvoll? Welche Stellungen gibt es beim homosexuellen und frauenbevorzugenden Geschlechtsverkehr? Wie schon oben gesagt: Ursprünglich sollten Fragen wie diese behandelt werden. Der Ansatz mußte sich aber notgedrungen im Laufe der Zeit verändern.

Seit es die Servicefachkraft (bzw. Kaufleute) für Sexualdienstleistungen gibt, werden hier Nutten (hauptsächlich weibliche, kaum männliche) und deren Zuhälter sowie Bordellbetreiber ausgebildet.

Spezielle Klassen für Dominas sowie Sado-Maso-Fachkräfte sind dort ebenfalls angesiedelt. Wo sonst bekommt man sonst schon das erforderliche Fachwissen beispielsweise für Lebendmöbel, Hodenfolter, Flagellantismus, Rollenspiele und kunstvolle Fesselungen vermittelt. Selbst gespielte Vergewaltigungen werden (hoffentlich nur) theoretisch behandelt.

Auch ein Mehrsexuellenhaus ist vorhanden. Hier dürfen sich Exhibitionisten ungestört zeigen. Voyeure dürfen Paaren (zumeist fest angestellten Schauspielern) beim Sex zuschauen. Stangentänzerinnen und Tischtänzerinnen können neue Nummern einstudieren, ältere Herren ihren Lolita-Komplex ausleben (keine Angst: die jungen Damen sind mindestens 16) bzw. jüngere Herren nach Frauen über 50 gieren. Einen Zoophilen hatten wir bislang allerdings noch nicht.

Es würden Oasen für Damen fehlen, meinen Sie? Ja, kann schon sein. Aber wo sind die wohlerzogenen jungen Damen, die sich in Bereichen wie Hauswirtschaft, Kochen, Backen, Kosmetik, Körperpflege und Haarpflege aus- und weiterbilden möchten? Seit die Herren der Schöpfung auch diesen Bereich der Arbeitswelt erobern durften, sind die entsprechenden Geschäfte und Einkaufsmöglichkeiten eigentlich nur noch ein Wohnheim vertreten.

Geschäfte für Männer überwiegen. Herrenausstatter, Restaurants mit homosexueller Kost (es gibt nur männliche Pflanzen und Tiere sowie Kraftfutter, Nahrungsergänzungsmittel usw.), Sexspielzeuge für Männer, Sex-Shops, Hygiene- und Körperpflegeartikelläden (z. B. After-Shave, Mundwasser, Hautcremes, Kondome und Gleitmittel u. ä.), männliche Kunstläden (z. B. Statuen, Gemälde und Poster von weiblichen Körpern, Pornos, erotische Literatur, Fußball-Anhänger-Artikel) sowie männliche Eintrittskarten-Kaufstellen (z. B. für Erotik-Messen, Chippendales für den Herren, Schlammcatchen, Wrestling-, Boxen- und Ringkampfveranstaltungen, Fußballspiele und vieles mehr) sind hier vertreten.

"Für mich ist das hier wie im Paradies," schwärmt der oben schon erwähnte Alex. "Ich schwebe im 7. Himmel."

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.11.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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