Alexander Kjivotic

Der Anschlag


 

Ich werde heute sterben.

Ich weiß noch nicht wie oder wann, ich weiß einfach, dass es heute passieren wird. Niemand glaubt mir. Oder besser gesagt, niemand will mir glauben. Es ist viel leichter, einfach zu sagen: Der Typ da, der ist verrückt. Aber ich bin nicht verrückt. Dabei bin ich mir ganz sicher. Verrückte können nicht klar und logisch denken. Das unterscheidet die Normalen von den Verrückten. Manche Menschen denken darüber nach, was sie machen würden, wenn sie nur noch einen Tag zu leben hätten. Ich habe nie daran gedacht. Aber nun weiß ich, was ich an meinen letzten Tag machen will.

Ich sehe meine Waffen vor mir auf den Tisch. Zwei Sturmgewehre, zwei Pistolen und jede Menge Ersatzmagazine. Es war kein Problem, diese Waffen zu besorgen. Wir leben in Amerika. Jeder Idiot hatte schon eine Waffe. Meine Hände umspielten liebevoll das kalte Metall. Ich zittere vor Erregung und ein Lächeln umspielt mein Gesicht. Ich bin aufgestanden und habe einen Blick aus dem Fenster geworfen. Im Osten ging schon langsam die Sonne auf. Man konnte schon orangerote Strahlen sehen, die sich den Weg zu r Erde bahnen. Ich sehe auf der Straße ein paar Jogger ihre morgendliche Runde drehen. Ich drehe mich um und gehe gemütlich zum Tisch und hole eines der beide Sturmgewehre. Ich lege den Kolben an meine Schulter und schaue durch das Zielfernrohr. Der Kopf eines Läufers befand sich genau im Fadenkreuz.

Ich blieb vollkommen ruhig, als ich den Abzug ganz durchdrückte. Der Knall war laut, viel lauter als ich gedacht hätte. Ich zuckte zusammen, dennoch traf ich. Ich beobachtete fasziniert, wie sein Kopf scheinbar explodierte. Ein Wolke aus Blut und was weiß ich noch alles färbte die Umgebung rot. Ich hörte Schreie. Ich ignorierte sie. Ich visierte den nächsten an. Es war nicht einfach, er ließ um sein Leben. Doch eine Salve genügte, und auch er lag tot am Boden. Auf einmal waren die Straßen menschenleer. Ich verließ mein Haus, natürlich mitsamt meinen Waffen, und stiegt in mein Auto. Mit viel Schwung fuhr ich aus der Einfahrt und bog mit überhöhter Geschwindigkeit auf die Landstraße ein. Das erste was ich bemerkte war der viele Verkehr. Jede Menge Opfer, dachte ich, die zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Ich ließ mein Fenster herunter, visierte mit dem Gewehr den Fahrer neben mir an und auch sein Kopf explodierte. Das Blut spritze an das Seitenfenster, und das Auto kam von der Straße ab. Ich sah im Rückspiegel, wie es sich mehrmals überschlug und schlussendlich auf den Dach stehen blieb. Verächtlich schaute ich weg und sah mein nächstes opfer. Ich rammte das Auto zu meiner Rechten. Das Auto geriet ins Schleudern und blieb mitten auf der Fahrbahn stehen. Ich stieg aus, riss die Tür auf und jagte der Frau auf dem Steuer eine Menge Blei in den Kopf. Der Beifahrer ein etwa 15- jähriger Junge war über und über mit Blut bespritzt. Ich lächelte ihn an. Das war das letzte was er sah, bevor ich auch ihn erschoss. Ich dreht mich um und hörte plötzlich einen Knall. Mein Bein schien zu explodieren, ich knickte ein und spürte, wie es war über meinem Unterschenkel lief. Ich war getroffen worden. Während des Sturzes hatte ich mein Gewehr fallen gelassen. Ich griff nach meiner Pistole, aber spürte, wie mich zwei Kugeln in die Brust trafen. Ich sank zu Boden und sah, wie ein Autofahrer seine Pistole auf mich richtete. Ich habe doch gesagt, in Amerika hat jeder Idiot eine Knarre. In der Ferne hörte ich leise Polizeisirenen ihr altbekanntes Lied singen. Mit letzter Kraft richtete ich mich auf. Ich wusste das ich heute sterben werden. Das waren die letzten Gedanken, die mir durch den Kopf gingen. Ich schloss die Augen und wartete auf den finalen Knall ...

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.12.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Mit dem Schreiben und Dichten, ist das so eine Sache.So war ich oft der Meinung, nur lyrisch Schreiben zu können, falls ich mich in einem annähernd, seelischen Gleichgewicht befände, erkannte aber bald die Unrichtigkeit dieser Hypothese.Wichtig allein, war der Mut des Eintauchens.Das Eins werden mit dem kollektiven Fluss des Ganzen. Meine Gedanken, zärtlich zu Papier gebrachten Gefühle,schöpfte ich stets aus diesem Fluss.

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