Tanja Lukas

Trau dich

Und ich weiß dass diese Zeiten langsam vorübergehen. Zu langsam. Wieso sollten sie auch schnell vergehen? Sie läuft an mir vorbei und ich höre mein Herz wie eine Stereoanlage schlagen. Der Bass viel zu laut. Aber mein Herz hüpft. Im Takt mit ihrem Rock. Ich liebe sie aber ich weiß dass sie davon keine Ahnung hat. Das wird sie auch nie. Und ich weiß auch dass mir dieser Moment für immer in Erinnerung bleiben wird. Sie hat mein Herz erobert. Und da geht sie. Ich spüre wieder wie mein Herz schlägt und in meinem Kopf dreht sich alles. Ich weiß jetzt woher der Spruch kommt „Du hast mir komplett den Kopf verdreht!“. Ich verstehe mich selbst nicht mehr. Meine Gefühle sind außer Kontrolle und ich weiß nicht wie man sie wieder einfängt. Aber auf einmal wird alles in mir wieder still und ich konzentriere mich auf meine Atmung. Sie ist vorbeigegangen. Dieser ganze Vorgang von nicht wissen wie einem geschieht und sich wieder völlig unter Kontrolle haben dauerte nur wenige Sekunden an. Ich erwähnte bereits, dass diese Momente eine kleine Ewigkeit dauern. Sie ist an mir vorbeigegangen. Und ich hab sie nur angestarrt und nichts gemacht.Ich Dummkopf. Ich weiß dass viele auf sie stehen aber ich glaube ihnen kommt es nicht auf das Innere an sondern nur aufs äußere. Ich sehe sie als Person die nicht genau weiß wo sie hinwill und deshalb alle mal so durchprobiert um zu wissen was sie definitiv nicht will. Und sie wird mit jedem Mal noch deprimierter und sie denkt es merkt keiner. Naja… vielleicht tut es ja auch keiner außer mir weil alle nur das perfekt lächelnde Mädchen sehen und nicht das zerbrochene hinter der Maske. Ich weiß dass sich ihre Eltern haben scheiden lassen. Nach außen tut sie so als ob ihr das nichts ausmachen würde, aber sie hat diesen Glanz in ihren Augen verloren. Sie leuchten nicht mehr so wie früher. Und das macht mich auch sehr tra! urig.

„Jetzt tu ich es“ sagte ich mir selbst. Ich war auf einer Party und steuerte schnurstracks auf sie zu. Ich wurde mit jedem Schritt unsicherer und meine Knie begannen zu schlottern. „Himmelherrgott, es ist nur ein Mädchen!“ sagte ich mir wieder. Aber ich wusste dass ich mich nicht selbst übers Ohr hauen konnte. Dann stand ich auf einmal vor ihr und sie schaute mich an. „Hey “ Mein Herz raste. Ich wusste nichts mehr was ich mir zurechtgelegt hatte. Sie sah zu umwerfend aus als das Ich ihr irgendetwas hätte sagen können.  Doch ich musste etwas sagen sonst war es megapeinlich und ich konnte mich für immer begraben. „Hey, ich glaube wir kennen uns noch nicht so gut. Ich bin Finn“. Ich war völlig überrascht von mir selbst. Ich hatte soeben in ihrer Anwesenheit einen vollständigen und grammatikalisch richtigen Satz in meinem Kopf formulieren können und ihn dann sogar noch ausgesprochen. Ich war stolz auf mich und auf die Welt. „Ja, ich weiß, ich hab dich schon paarmal auf dem Campus gesehen“ wenn sie redete strich sie sich immer mit der Hand über ihre welligen Haare. Diese Geste warf mich wieder völlig aus dem Gleichgewicht aber ich hatte mich nach einiger Zeit wieder. „Ach so, kann schon sein. Du bist doch Alicia oder?“ „Ja“ „Wollen wir was an der Bar trinken gehen?“ Mein Herz machte gerade einen Marathon durch so wie es sich anhörte. „Klar, warum nicht?“ Sie lächelte mich an. SIE LÄCHELTE MICH AN. Leute wisst ihr eigentlich wie das mein Leben verändert hat? Sie hat MICH angelächelt. Das schönste Lächeln auf der Welt.

Wir saßen auf einem Sofa. Es war rot. Wieso auch immer. Das entscheidende war das sie mit mir hier saß. Sie unterhielt sich mit mir und ich schien auch ganz passable Antworten zu geben denn sie verzog nicht das Gesicht sondern lachte. Und so wie es schien über mich. Das war schön. Doch ich merkte gar nicht was ich sagte sondern verlor mich ohne Wiederkehr in ihren Augen. Blau wie der weite Ozean und ich glaubte zu sehen wie sie wieder zu leuchten begannen. Ich machte innerlich einen Luftsprung und glaubte dass ich es geschafft hatte. Sie war zum ersten Mal seit langer Zeit wieder einmal glücklich. Und das dank mir. Ich dachte ich würde vor Stolz in tausend Teile zerspringen. Doch ich blieb ganz, unterhielt mich weiter mit ihr und sie machte auch keine Anstalten zu gehen oder mir ihren Drink übers Shirt zu kippen. Ich fand mich auf dem Nachhauseweg wieder und bemerkte dass jemand neben mir herlief. Sie. Ich fragte mich erstens wie zur Hölle ich das vollbracht hatte das ein Mädchen freiwillig mit mir mitgeht und zweitens wie ich SIE dazu gebracht hatte mit mir mitzugehen. „Warum gehst du überhaupt mit mir mit?“ fragte ich sie. „Weil ich dich mag du Dussel“ sagte sie mit einem Lächeln auf den Lippen. „Weißt du, du bist mal einer der nicht gleich was von mir will sondern sich mal dafür interessiert wie es mir wirklich geht.“ „Das habe ich schon die ganze Zeit Alicia“ Ich schaute ihr in ihre wunderschönen  Augen und sie schaute zurück. „Ich hab mich schon seit Anfang an für dich interessiert und wollte dass es dir gut geht.  Ich… “ Er hörte auf zu reden als er sah das sie Tränen in den Augen hatte. „Ich dachte das müsste die ganze Zeit so weitergehen“ flüsterte sie mit einem weinerlichen Unterton. „Immer dieses Verstecken und das nicht zeigen wie es mir in Wirklichkeit geht. “ „Das muss es nie wieder &l! dquo; sa gte ich mit ruhiger Stimme und nahm sie in den Arm. Im selben Moment fragte ich mich wo ich auf einmal diesen ganzen Mut herhatte aber verwarf diesen Gedanken wieder weil ich merkte das sie ihren Kopf auf meine Brust legte und anscheinend froh war das sie jemanden hatte der ihr half, Wir gingen zu mir und sie ließ sich aufs Bett fallen. Sie merkte anscheinend das ich nicht recht wusste wo ich mich hinsetzen geschweige denn  hinlegen sollte und klopfte einladend auf eine Stelle neben ihr auf dem Bett. „Keine Angst ich beiße nur manchmal“ sagte sie und schaute mir in die Augen.

Ich würde gerne nähere Beschreibungen machen was danach passierte aber ich glaube das ist nicht von Bedeutung wenn man bedenkt dass sie in Unterwäsche auf meiner Brust lag. Ich war ebenfalls nur mit Boxershorts bekleidet und obendrein noch der glücklichste Mann der Welt. Ich streichelte ihr übers Haar und sie blickte zu mir hoch. „Weißt du…“ sagte sie „Ich wünschte das würde nie  vergehen.“ „“Das wünschte ich auch“ sagte ich und erwiderte ihren Blick. Sie hob ihren Kopf und ich spürte wie ihre Lippen meine ganz zart berührten. Sie strich mir durchs Haar und ich bekam davon eine leichte Gänsehaut. Ich hatte mich etwas getraut. Und nur deshalb konnte ich jetzt dieses bildhübsche Mädchen in meinen Armen halten und mich den glücklichsten Mann der Welt nennen. Ein bisschen Stolz war ich auch auf mich aber das Glück überwog eindeutig.

Mir fielen nach einiger Zeit die Augen zu und ich schlief ein, mit ihr in meinen Armen und einem Grinsen im Gesicht.
 

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Tanja Lukas).
Der Beitrag wurde von Tanja Lukas auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 30.12.2015. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

  Tanja Lukas als Lieblingsautorin markieren

Bücher unserer Autoren:

cover

Im Sommernachtstraum / Die Bürgschaft: Ein Jugend-Roman und ein Theaterstück von Stephan Lill



Im Sommernachtstraum
Eine Gruppe von Jugendlichen probt das Theaterstück von William Shakespeare: Ein Sommernachtstraum. Plötzlich erscheinen unerwartete Zuschauer: Puck, Elfen und ihr Elfenkönig. Sie kommen aus einer anderen Welt. Welche Botschaft bringen sie? Wieso tauchen sie auf? Haben die Schauspieler zu intensiv geübt? Oder sind sie zur wahren Bedeutung des Sommernachtstraums vorgedrungen? Und sollte man sich lieber nicht in Puck, die Elfen oder die Amazonen-Königin verlieben?

Die Bürgschaft
Damons Attentat auf den Tyrannen-König Dionysios misslingt. Damon wird zum Tod am Kreuz verurteilt. Er bittet sich eine Frist aus, in der er seine Schwester Hera verheiraten möchte. Als Bürgen für seine Rückkehr bietet er seinen Freund Phintias an. Dionysios ist einverstanden. Damon kehrt rechtzeitig zurück; doch er muss vorher äußere und innere Widerstände überwinden. Die Gespräche mit dem Gott Apollon helfen ihm dabei.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (0)


Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Zwischenmenschliches" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Tanja Lukas

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Unendlichkeit von Tanja Lukas (Zwischenmenschliches)
Norderney macht kreativ von Rainer Tiemann (Zwischenmenschliches)
Manitoba-zweiter Teil - Thompson von Karl-Heinz Fricke (Autobiografisches)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen