Der vestibuläre Drehschwindel

Frühmorgens, wenn mich der viel zu laute Wecker an langen
akkustischen Fäden aus dem wilden Flug der Traumwelt weckt, zieht er mich
aus meinem Kreiselbett über Daunenfedern ins Halbwache.
Dort wirbelts mir und kreiselt, trudelt.. Es ist der " Lagerungsschwindel " :
Deshalb schlafe ich  heimlich sehr oft im Stehen.

Das vestibuläre System behällt mich auch beim Frühstückskaffee voll in seinem Wirbelgriff :
Die Tassen fliegen, meine Frau sitzt bei mir leider doppelt, die Karusselfahrten beginnen,
denn die Otolithen kleben, statt im Gehörgang frei zu rollen.(Oder umgekehrt?)
Im Büro schaut mich die Sekretärin nachdenklich an. Ich bemühe meine Willenskraft, denn
ich muss noch funktionieren. Der Chef kommt aus zwei Türen, erscheint dreifach vor
meinem Pult. Ich höhre seine leise Stimme aus der Ferne.

Würde ein Arzt mich jetzt zwei mal um meine eigene Achse drehen, dann würden bei mir
noch lange die Augen rollen, weil die Umwelt sich noch immer schnell um mich selber dreht. Das sieht
lustig aus. Der Arzt sagt : "Sie sind erst 70 Jahre jung, das alles geht vorbei: Keine Rente , noch lange Büro....! "

Ach, wie bin ich froh !

***

c/G.E.

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