Ernst Dr. Woll

Ein Kater erzählt von Erlebnissen als Wohnungskatze

Die erfahrene Katze, ein Kater, der seit 2 Jahren ohne festen Wohnsitz in einer größeren Stadt lebt, berichtet selbst weiter über Lebenserfahrungen, Erlebnisse und den Wunsch, das Verhältnis zwischen Hauskatzen und Menschen zu modernisieren:
    „Eigenartig, wenn ich jetzt im Winter in der Kiste, die Tierschützer an einer Futterstelle aufgestellt haben, wind- und kältegeschützt schlafe, träume ich ganz intensiv von der Zeit als ich noch Wohnungskatze war. Wahrscheinlich sind es Erinnerungen daran, dass ich damals in der kalten Nachweihnachtszeit bei dieser Familie mit den 2 Kindern recht gut aufgehoben war. Ich bekam genug schmackhaftes Fressen und suchte nach einigen Attacken diszipliniert mein Klo auf. Ich hatte erfahren und daraus gelernt, dass es mir zum Nachteil gereicht, wenn ich die Leute ärgern wollte und meine Haufen und meinen Urin irgendwo in der Wohnung hinterließ. Ich wurde nicht mit Schlägen bestraft, das erfolgte auch nicht bei den Kindern, wenn die unartig waren. Jedoch musste ich längere Zeit in einer dunklen Abstellkammer, wo nur mein Fressen und Trinken regelmäßig gebracht wurde und mein Klo stand, verbringen. Auch die Kinder durften nicht mit mir spielen oder schmusen. Ob diese Einzelhaft, die wahrscheinlich sogar einige Tage dauerte, ich wurde erst wieder frei gelassen, wenn ich ausschließlich meine Toilette benutzt hatte, eine wirksame und richtige Katzenbestrafung ist, wage ich zu bezweifeln. Jedenfalls zeigte ich hinterher meinen Stolz, indem ich mich einige Zeit allen Liebkosungen widersetzte, nicht zum rumalbern bereit war und mir unerreichbare Verstecke in der Wohnung suchte. Noch eins bedrückte mich damals, vermutlich dachten die Leute eine Katze  ist völlig zufrieden, wenn sie nicht hungern muss, ein Dach über den Kopf hat und im Warmen ist. Außerdem würde es genügen, wenn man sich mit ihr dann beschäftigt, wenn man gerade Lust dazu hat. Nur das macht kein zufriedenes Katzenleben aus – die Fachleute sagen, das sei keine artgerechte Haltung. Und wo sie recht haben, da haben sie recht.
    Jedenfalls werden meine Träume bei der Verarbeitung der diesbezüglichen Erlebnisse auch hin und wieder zu  Alpträumen. Einmal, ich wollte gern wissen, was außerhalb der Korridortür  vor sich geht, schwippte ich hinaus und kam auch durch die zufällig offen stehende Hauseingangstür. Es war wohl im Januar und es lag Schnee, den ich noch nie gesehen hatte. Mir machte es Spaß in dieses weiche, kalte, watteähnliche Zeug zu hüpfen. Das Rufen, ich hatte inzwischen den Namen Moritz erhalten, ignorierte ich hier in der Freiheit. In der Wohnung hatte ich aber schon begriffen, dass ich so hieß. Trotzdem schockierte mich diese neue fremde Umgebung. Der unbekannte Lärm, später erfuhr ich er kam von Autos die vorbeisausten und von Menschen, die auch umher hasteten, trieb mich schließlich zur Hautür zurück. Ich spürte richtig, dass die Mutter und die Kinder froh waren als ich kam, denn ich flüchtete wieder in die Wohnung. Es hatte nämlich tüchtigen Zank gegeben, dass jemand unvorsichtig gewesen sein soll und ich deshalb aus der Wohnung entwischen konnte. Doch mein Verlangen blieb, ich wollte erfahren, was sich alles außerhalb dieser Wände tut.
    Auf eigenartige Weise erlebte ich in den nächsten Wochen dazu Näheres. Mir wurde ein Geschirr umgelegt und ich wurde an einer Leine auf der Straße und in einem Park von den Kindern ausgeführt. Mein inneres Empfinden sagte mir, hier läuft was falsch! Jedes Mal, wenn ich im Laub oder Gebüsch etwas rascheln hörte und danach springen wollte, wurde ich an der Leine festgehalten. Mit Freiheit, wovon die Menschen immer in großen Tönen reden, hat das nichts zu tun. In einer Katze wohnen Triebe, die verlangen, allem Beweglichen nachzujagen und auch Vögel und Mäuse zu fangen, selbst wenn sie nicht als Nahrung gebraucht werden. Obwohl ich hierzu bisher keine Erlebnisse hatte wusste ich darüber Bescheid, denn das scheint in unseren Genen zu liegen. So stelle ich mir heute die Frage: `Kann es die Evolution irgendwie schaffen, dass wir Hauskatzen zu absoluten Wohnungskatzen werden? Oder können sich meine an Freiheit gewöhnten Brüder und Schwestern auch auf ein Leben nur in Wohnungen umstellen?´ Ich habe in meinem jetzigen Leben als sogenannte Freilebende – manchmal werden wir auch „Streunende“ genannt - von einigen, die einst Wohnungskatzen ohne Freigang waren, gehört:  `Über ausreichende Nahrung und auch unterschiedliche Zuwendung konnten wir uns nicht beschweren. Nur fanden wir es oft lächerlich, dass wir Mäuse aus Stoff fangen sollten, die man an einem Faden gebunden hatte und die immer wieder weggezogen wurden, wenn wir sie gerade erwischt hatten. Ein schönes Spiel, wir machten es mit, weil es den Menschen gefiel, wir rochen durchaus, es waren keine echten Mäuse. Wir zeigten Zufriedenheit, obwohl uns etwas Wichtiges fehlte:  Wir erfuhren nie, was außerhalb unserer 4 Wände vor sich geht, einen Kontakt zu anderen Katzen, oder Begegnungen mit anderen Tieren hatten wir nicht. ´
     Diese Unterhaltungen, bei denen ich noch erfuhr, dass einige Wohnungskatzen  manchmal tagelang allein in der Wohnung waren, bedrückten mich sehr. Ich habe als Katze in der Politik nichts zu sagen, aber meine Forderung lautet, stellt Regeln für Wohnungskatzen auf, die eine art- und tierschutzgerechte Haltung garantieren. Ich finde im Übrigen, dass die Haltungsbedingungen für alle in Gefangenschaft gehaltenen Katzen in Zoos auch stark verbesserungsbedürftig sind.
    Nun weiter zu meinen eigenen Erlebnissen als Wohnungskatze, von denen ich noch jetzt, wie ich schon erwähnte, oft träume. In der Familie, die ich im Alter von ca. 2 Monaten erstmals bei der Weihnachtsbescherung kennen gelernt hatte, spürte ich in den nächsten 3- 4 Monaten ein permanent abnehmendes Interesse für mich. Das schlug sogar in Frust um, als ich geschlechtsreif wurde, das war im Alter von etwa 5 Monaten – ich war also ein „Frühentwickler“. Als „Katzenteenager“ wollte ich meine Macht demonstrieren und markierte hin und wieder im Wohnzimmer mit meinem Urin mein Revier. Heute kann ich verstehen, dass das den Menschen nicht gefiel. Auch ich bin nicht begeistert, wenn einige unkastrierte geschlechtsreife Kater an unserer Futterstelle Markierungen setzen, das stinkt ja selbst für uns Katzen fürchterlich.
    Aber meine Familie kannte eine Abhilfe für mein „Geschlechtsgehabe“; nur ich wusste nicht Bescheid was mit mir geschehen sollte, als ich in einen engen Transportkäfig gesperrt wurde. Diese Behälter sehe ich heute noch manchmal, wenn die Tierschützer damit Katzen transportieren. Jedenfalls mit mir ging es ab in einen großen gefliesten sauberen Raum und ich wurde auf einem Tisch in komischer Haltung festgebunden, bekam eine Spritze und schlief kurz darauf ein. Als ich aufwachte spürte ich Schmerzen zwischen meinen Hinterbeinen und war bei den ersten Schritten noch etwas taumelig. Die Kinder, die mich zur Kastration, darüber weiß ich heute Bescheid, zum Tierarzt gebracht hatten, nahmen mich wieder mit zurück in die Wohnung. Für die nächsten Tage war mein Körbchen, wo ich immer schlief, mit sauberen Decken ausgestattet und ich dachte tatsächlich: Für dich fängt wieder das Leben so an, wie ich es in den ersten Wochen nach Weihnachten erlebt hatte. Nur in diesem Falle hatte ich mich getäuscht, denn seit Wochen spürte ich instinktiv: Hier ist mir gegenüber ein Wandel eingetreten, man will mich los werden! Warum und wie ich dann grausam ausgesetzt wurde, werde ich in einer weiteren Geschichte erzählen.“
 
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.01.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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