Andreas Rüdig

Dämon

Ein Dämon ist ein “Geist” oder eine Schicksalsmacht, die als “warnende oder mahnende Stimme” verstanden wird. Erst im Christentum wandelte sich der Begriff in Richtung Teufel / Satan / Luzife.

Frauen sind Wesen, vor denen  wir Männer gewarnt werden müssen. Sie sind unser Verderben, finanziell, beruflich, menschlich und familiär. Doch wie das erreichen?

Erster Schritt: Ich belasse die Frauen als “Dämon” = Teufel / Satan / Luzifer. So kann der “Dämon” weiterhin als Feindbild dienen.

Zweiter Schritt: Ich erschaffe einen zweiten “Dämonen”. Er existiert nur im Kopf des jeweiligen Herren. Er gibt Ratschläge, welche Frau gut und böse ist, wo der Herr aufpassen muß, wo eine Falle besteht, wann etwas gut für den Herren ist – der “Dämon” entspricht also dem “Narren”  im Mittelalter und genießt also auch Narrenfreiheit.

Doch wie einen solchen Dämonen  erschaffen. Per Gedankenfernübertragung? Drogen? Telefonberatung eines Männerpsychologen? Nein; die Lösung ist viel einfacher. Ich habe hier einen kleinen Knopf. Ist der Herr in eine Frau verguckt, bekommt er diesen Knopf an die Schläfe geheftet. Der Knopf kann das beliebte Weibchen scannen, so ihre körperlichen Reize erkennen, vor allem aber ihren Charakter, Motive und Ziele erkennen. In Sekundenschnell sind diese Merkmale erfaßt und abgespeichert. Dann gibt es eine Stimme im Kopf des Herren, die ihm erzählt, wer die Dame ist, was sie möchte und wie er sich verhalten soll.

Ich selbst habe diesen Knopf am eigenen Kopf ausprobiert. Er hat Wunder bewirkt.

Jenny? Ist eine Querulantin.

Hermine? Blondine.

Tabea? Hübsche Hülle.

Juliane? Bestens für dich geeignet.

Auch im weiteren Leben gab mir dieser mechanisch-sprachliche “Dämon” sehr löbliche Ratschläge.

Juliane möchte heute Gruppensex mit dir und ihrer Schwester.

Juliane möchte dir heute voyeuristisch beim Onanieren zusehen.

Juliane möchte, daß du heute für sie kochst.

Du mußt ab sofort aufpassen, Linus. Juliane möchte heute Abend völlig das Kommando über dich übernehmen. Sie möchte dich feminisieren und eine lesbische Beziehung mit einem Mann eingehen.

Zuerst glaubte ich dem Dämon nicht. Ich hielt ihn – in sexueller Hinsicht – für neurotisch. Ich glaubte zunächst, Juliane wolle mir ans Portemonnaie. Linus, ziehe diese rosafarbene Jeans an. Trage Strapse und Büstenhalter. Rasier deinen Bart ab. Befehle wie diese bestätigten aber die Richtigkeit der Aussagen meines Dämons.

In der Folgezeit gab es einen gewaltigen Machtkampf mit Juliane. Dank meines Dämons konnte ich ihn gewinnen. Juliane ist inzwischen maskulinisiert – Damenbart, Korsett, optisch wegretouchierte Brüchste, simulierter Penis und muskulöser Körper (infolge eines Bodybuilding-Instituts) gehören heute zu ihrem Markenzeichen. Sie / Er hat einen Haushälter eingestellt; dafür kann Juliane Heimwerkertätigkeiten übernehmen. Das hat uns schon so manchen Dienstleister erspart. Der Haushälter ist keine echte Gefahr für mich.  Mit seinen weichen Gesichtszügen und dem tuntenhaften Benehmen wirkt er doch sehr männerbevorzugend. Und außerdem hätte mich doch mein Dämon vorgewarnt, nicht wahr?

Quatsch! Ich bin doch selbst ganz vernarrt in den Kerl…

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