Wilhelm Westerkamp

Mann des Glücks?

Peter Schreiber war ein großer Mann von imposanter Erscheinung, auch wenn er einige Pfunde zu viel an sich trug. Die Fünfzig hatte er bereits überschritten, sah er aber gut fünf Jahre jünger aus und seine jugendliche Aura brachten selbst blutjunge Frauen in Entzückung. Und wenn er so unterwegs war, entweder zu Fuß oder mit seinem edlen Sportwagen, dann strahlte er das Glück pur aus, dem vermeintlichen Siegertypen, der die Frauen in seinen Bann schlug, so als wäre der Blitz eingeschlagen. Ja, dass pure Glück lachte aus seinen braunen Augen, so als hätte er niemals in seinem Leben schlechte Tage erlebt. Doch er wollte nicht zurückblicken an Zeiten, an die er sich garnicht erinnern wollte. Jetzt, jenseits der Fünfzig, das hatte er sich geschworen, richtete sich sein Blick ausschließlich nach vorne und ein Blick zurück, der gestattete sich einfach nicht, weil es ihm nichts einbrachte, weil er fort von seinem jetzigem Glück führte und den Weg zum Glück, den wollte er sich nicht mehr nehmen lassen, von niemanden auf der Welt, aber vorallem nicht von sich selbst. Er war sicher nicht der „Überflieger“ für den die Leute ihn heute hielten, er mit seinen fast zwei Metern Größe, war er doch ein Hüne und seine kurzgeschnittenen blonden Haare, konnte man bereits aus der Ferne erkennen, so das er in der kleinen Stadt in der er lebte, durchaus einen gewissen Bekanntheitsgrad inne hatte, den er in vollen Zügen genoss und den er sich von niemanden mehr nehmen ließ. Er nahm das Schöne im Leben nun wie selbstverständlich an, so als würde er gierig in einen Kühlschrank voller Lebensmittel greifen. Ja, er hatte mit einem Mal einen großen Appetit auf die Schönheiten des Lebens (und klammerte die hässlichen einfach aus). Ihm war plötzlich so, als strahlte ihn ein Diamant von unschätzbaren Wert an und er war hin- und weg von diesem Edelstein, von seiner einzigartigen Schönheit, von seiner Rarität und seinem unschätzbaren Wert und seines extravaganten Aussehens. Oh, wie liebte er seine fokussierte Blickrichtung allem schönen Dingen der Welt zugetan, die seine schon gute Stimmung ins Ekstatische bringen konnte, das man ihm sein Lachen förmlich aus seinem leicht geröteten Gesicht lesen konnte und einige Tropfen Tränen seine Wangen herunter liefen, so als würde er weinen, doch es waren „Tränen des Glücks“, denn sein breiter Mund der lachte passend dazu und war nicht wie bei unglücklichen Menschen üblich, zu einem Strich zusammengepresst. Ja, er wollte das pure Glück, koste es was es wolle und koste es auch sein Leben! Es war ihm egal, denn er wollte niemals so unglücklich sterben wie viele Menschen es auf diesem Planeten tun müssen. Nein, dass wollte er keinesfalls! Denn er wollte nur dieses wunderbare Glück und dass Unglück, ja das mochte er nicht.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.02.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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