Ernst Dr. Woll

Der Donnerbalken

Der Donnerbalken, ein Begriff, den die junge Generation kaum noch kennt. Ich kam vor 75 Jahren mit diesem Hilfsklo als Pimpf der Hitlerjugend in Kontakt. Wir wurden damals schon als Kinder auf das Kriegsspiel vorbereitet und hierfür waren die bei uns beliebten Zeltlager sehr geeignet. Beim Aufbau dieser Lager gehörte als erstes dazu, einen Graben auszuheben und darüber einen festen glatten Balken in Sitzhöhe zu installieren. Das waren der Donnerbalken und damit die Kloanlage für das Zeltlager, wie sie aus dem 1. Weltkrieg  für die Soldaten bekannt waren. Wenn gerade mehrere ihre Bedürfnisse erledigen mussten, saß man dort freizügig neben einander. Ich selbst genierte mich immer ein wenig, wenn ich mit entblößtem Unterkörper selbst neben Jungen sitzen musste. Da waren mir die Plumpsklos als Einzelkabinen, wie wir sie auf unserem Bauernhof hatten, doch angenehmer. Hier will ich gleich einfügen, dass ich als Kind mich auch nicht gern in Feld, Wald und Wiese, „zum großen Geschäft“, wie wir den Stuhlgang auch nannten, hinhockte. Wenn wir z . B. auf den ca. 1 km von unserem Haus entfernten Feld arbeiteten und ich musste mal groß, dann lief ich dazu sogar nach hause. Ich hatte immer Angst mich dabei zu verschmutzen und die Hockstellung fiel mir ebenfalls schwer.
Zurück zum Donnerbalken im Zeltlager, da erinnere ich mich an ein schauerliches Vorkommnis. Wahrscheinlich durch Nahrungsmittel verursacht war bei fast allen Jungen  eine Durchfallerkrankung aufgetreten. Selbst in der Nacht waren oftmals alle Plätze auf dem Donnerbalken besetzt. Ein Junge, der den Druck im Po nicht mehr aushielt, entledigte sich schon seiner Hosen, rannte im Finsteren dorthin, fand keinen freien Platz, hockte sich auf die Oberschenkel eines auf dem Balken Sitzenden und ließ allen Herauswollenden freien Lauf. Schnell und in der Dunkelheit unerkannt rannte er wieder davon. Der Geschädigte und die Anderen, durch die heruntergelassenen Hosen behindert, vermochten ihn nicht sofort und schnell zu verfolgen. Unbeschreiblich die Mühe, die der arme Junge hatte, um die stinkende Masse wieder aus seinen Hosen zu bekommen und alles wieder zu säubern. Er meldete den Vorfall und am nächsten Morgen war Appell mit der Aufforderung, dass sich der Übeltäter meldet. Niemand bekannte sich, deshalb das Fazit für alle, ein Strafexerzieren u. a. mit der bekannten Übung auf dem Bauch durch Schlamm robben. 
So blieb mir der Donnerbalken als ein schreckliches Klo in Erinnerung.
E. W. 2016

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