Kann man Mäuse essen?

„Mama, kann man auch Mäuse essen?“ Berta sah mit ernsthaft fragendem Blick zu Mama auf, die am Küchentisch das Mittagessen vorbereitete. Greta schaute erstaunt, sie war mit den Gedanken ganz woanders. „Was?“
„Mäuse, Mama! Kann man die essen?“
„Vielleicht in China“, meinte Mira, die die Frage gehört hatte.
„Igitt“ mischte sich Paolo ein.
„Aber Katzen und Füchse essen doch auch Mäuse“, meinte Berta.
„Jaa, die schon. Aber wir doch nicht!!!“, rief Paolo empört.
„Warum denn nicht? Und warum in China?“
„In China essen sie auch Hunde und Affen“, meldete sich nun Mira wieder zu Wort. „Wir essen die doch aber nicht. Oder möchtest du Frau Noltes Fritzi in der Pfanne sehen?“
„Nein Mira, aber Mäuse könnte man doch auch…“
„Ja“,  seufzte Greta, „in der allergrößten Not, wenn es gar nichts anderes zu essen gäbe, dann würden wir sicherlich auch Mäuse und Ratten essen, um nicht zu verhungern. Aber zum Glück sind die Zeiten nicht so. Wir können uns immer aussuchen, was wir essen wollen.“
„Und wenn ich nun eine so kleine niedliche Maus mal probieren möchte…“, hing Berta ihrer Vorstellung nach, „dann würdest du sie kochen oder braten Mama, für mich?“
„Niemals, Berta, schon der Gedanke jagt mir Schauer über den Rücken. Mäuse treiben sich überall im Müll herum, kriegen davon vielleicht Krankheiten, die dann auch uns befallen könnten. Nein, Berta, nie im Leben!“
„Schade“, meinte Berta, „ich hätte so gern gewusst, wie sie schmecken.“
 
Mira und Paolo sahen sich hinter Bertas Rücken verschwörerisch an. Sie hatten offenbar beide denselben Gedanken. Sie verschwanden schnell. Sie wollten noch Fahrrad fahren, gaben sie vor.
Sie fuhren zum nächsten Laden und kauften eine Tüte weiße „Gummimäuse“, wie sie sie nannten. Zum Abendbrot machten sie eine Pfanne heiß, füllten Butter hinein und rösteten die Zuckerschnee-Mäuse ein wenig an.
Dann servierten sie den Teller, von dem sie die Schwänze der Mäuse herunterhängen ließen, ihrer kleinen Schwester. „Dein Mäusegericht“, lachten sie, als sie Bertas fragendes Gesicht sahen. „Lass es dir schmecken!“
 
 
© I. Beddies


.
 

• Autorensteckbrief (Infos & weitere Beiträge)
• irene.beddiesgmx.de (Spam-Schutz - Bitte eMail-Adresse per Hand eintippen!)

  Irene Beddies als Lieblingsautorin markieren

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen