Gerrit Langel

Die Jagd

An der Wasserstelle lagen die Nilpferde träge im Schlamm, etwas davon entfernt stand eine Herde Antilopen friedlich zusammen und graste. Ein paar Flamingos standen einbeinig am Rand des Tümpels und pickten nach Nahrung, drei Krokodile lagen schon den ganzen Tag halb untergetaucht im Wasser und warteten vergeblich darauf dass sich ein Opfer zu weit in ihre Nähe wagte. Es war noch sehr warm aber die Sonne hatte ihren höchsten Stand schon lange überschritten und langsam kühlte die Erde ab.
Zwei Löwen lagen in einiger Entfernung ruhig im Gras. Es waren ein Männchen und ein Weibchen, beides junge Tiere aber er offensichtlich um einiges älter und erfahrener als sie. Er hatte lange Zeit in der Sonne geschlafen, war nur von Zeit zu Zeit aufgewacht und hatte sich nach ihr umgedreht, wenn er sie sah schlief er wieder ein.
Jetzt stand er auf und sah sich um. Er gähnte und schüttelte seine Mähne.
Dann plötzlich witterte er etwas. Ganz in der Nähe, etwas verdeckt von einem Busch, waren ein paar Hasen vor dem Eingang ihres Baus zu sehen.
Er gähnte noch einmal, drehte sich um und ging langsam zu ihr. Sie lag ruhig im Gras, ihr Fell glänzte in der Sonne wie Samt. Er stupste sie an, und noch einmal als sie sich nicht gleich bewegte. Sie regte sich, hob ihm die Pfoten entgegen. Sie spielten, er hielt ihr seine Pranken hin und sie schlug immer wieder leicht dagegen. Sie wurde langsam wach, begann mitzuspielen, die beiden rangelten miteinander in einem Scheinkampf, dann rannte sie ein paar Schritte vor ihm davon, er hinterher, sie ließ sich zum Spaß von ihm jagen.
Er stupste sie in die Richtung wo er die Hasen gesehen hatte, als wolle er sie ihr zeigen. Natürlich hatte sie die Hasen ebenfalls gewittert, aber interessierte sich nicht weiter dafür. Er drängte sie immer wieder in die Richtung. Sie drehte sich zurück.
Er blieb einen Moment still stehen und beobachtete, es war nur noch ein einziger Hase vor dem Bau zu sehen, er trug Gras heran und war wohl damit beschäftigt, den Eingang seines Baus herzurichten, so vertieft dass er die Löwen in der Nähe immer noch nicht bemerkt hatte.
Der junge Löwe wandte sich wieder seiner Gespielin zu und drängte sie in einem weiteren spielerischen Kampf wieder in die selbe Richtung, wogegen sie sich ebenso spielerisch wehrte, schließlich wurde er immer bestimmter, packte sie beim Nacken, drehte sie um. Sie richtete sich vor ihm auf, stand einen Moment lang still, legte den Kopf schief. Sie begriff, was er wollte. Dann wendete sich abermals ab, drehte sich und lief zwei Schritte von ihm weg, während er sie aufmerksam beobachtete. Sie drehte sich wieder um. Sie sah in an, er erwiderte ihren Blick, sie bewegte sich leicht zurück, ihre Schnurrhaare zitterten.
Dann sprang sie nach vorne. Ihre Krallen waren ausgefahren, in ihren Augen blitzte es auf, sie war zur Raubkatze geworden. Zwei kräftige Sprunge nach vorne und sie hatte sich am weichen Fell des Hasen festgekrallt. Sie schlug ihre spitzen Zähne in den Hals des kleinen Tieres. Er sah zufrieden zu.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 28.05.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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