Henriette Toska

Die Schwankönigin




 
In einem kleinen Königreich am Fuße der hohen Berge lebten einmal ein König und seine Königin mit ihrem kleinen Prinzen. Es war ein schönes Land, ringsum Täler und Almen und tiefe dunkle Wälder, in denen sich nahe dem Schloss ein See befand.
Der König regierte mit Nachsicht und viel Verständnis für sein Volk, und alle waren zufrieden und glücklich. Doch bald änderte sich dieser Frieden, und was vorher keiner so recht wahrnahm, ja sogar für Recht befand, ließ dunkle Wolken über dem Königreich aufsteigen. Der König feierte gerne, bei jedem Anlass trank und genoss er die Freude über das Erreichte. Nur mit der Zeit wurden die Freuden weniger und der König trank trotzdem, ja bis tief in die Nacht hinein zechte er mit seinen Freunden und ließ sich gerne von schönen Fräulein verführen.
Die Königin, die es anfangs gelassen hinnahm und dachte, er soll nach der schweren Arbeit doch seine Freude haben, wurde aber, da jetzt schon kein Tag mehr verging, an dem ihr Mann nicht feierte, immer trauriger.
Oft erledigte sie seine Arbeiten, während er sich den Rausch ausschlief und sie sah, dass das erwirtschaftete Geld bald nicht mehr reichen würde.
Oft, als in den Hallen noch gesungen und gegrölt wurde, verließ sie das Schloss und wanderte zu dem kleinen See in den Wald. Dort saß sie stundenlang und überlegte hin und her, sie fand aber keine Lösung für die Probleme. Sie weinte still und leise vor sich hin und als sie keine Tränen mehr hatte, senke sie den Blick und sie ließ niemanden mehr in ihre traurigen Augen sehen. Denn dort sah man den ganzen Schmerz, der sie bedrückte.
Der König beachtete sie schon lange nicht mehr, und es fehlte ihr so sehr die Zärtlichkeit und Liebe, ein gutes Wort oder gar ein Lob, das er früher immer für sie hatte.
Jeder nahm es für selbstverständlich an, was sie tat, und die Zofen und Lakaien waren eher neidisch, als dass sie gesehen hätten, was der Königin fehlte und wie sehr sie litt.
Einzig und alleine der kleine Prinz war all ihr Sonnenschein. Er war zu einem munteren Bürschchen herangewachsen und kam oft mit zerrissenen Hosen und blutiger Nase nach Hause, wenn er wieder einmal beweisen musste, dass er der Stärkere war. Ein Prinz musste immer stärker sein, das ging gar nicht anders, und so balgte er sich mit den Kindern  aus der Umgebung und musste so einiges einstecken lernen. Später, als er schon ein Pferd besaß, ritt er mit seinen Freunden durch die Wälder, und so mancher Ritter beschwerte sich dann drüber, dass der Königssohn ihn unschön aus dem Sattel befördert hatte.
Dazu konnte die Königin nur lächeln, und sie freute sich, dass ihr Sohn so prächtig gedieh.
Doch mit dem König wurde es immer schlimmer. Schon am Morgen verlangte er nach Wein, und zu Mittag schlief er schon den ersten Rausch aus.
Die Traurigkeit und Hilflosigkeit der Königin werde immer größer und als sie wieder einmal am Waldsee saß, flogen Schwäne über ihren Kopf hinweg, und sie wünschte sich doch mit ihnen fliegen zu können und schlief ein.
Irgendwann nachts wurde sie durch Rufen und Schreie geweckt und sie saß nicht mehr auf der Bank, sondern schwamm ruhig und bedächtig als Schwan mitten im See.
Das Rufen und Schreien kam näher, es waren der Prinz und die Leute vom Schloss, die bereits seit Stunden vergebens nach der Königin suchten. Der Morgen dämmerte schon, und als sie ans Ufer kamen, sahen sie im Morgengrauen nur diesen herrlichen Schwan. Alle blieben verdutzt stehen, denn noch niemand hatte vorher so nahe jemals einen Schwan gesehen, und ihre Schreie verstummten.
Der jungt Prinz aber senkte traurig seinen Kopf und fühlte, dass irgendetwas mit seiner Mutter geschehen war und er ging langsam ins Schloss zurück.
 
 
Dieses war der 1. Teil…..der 2. folgt morgen

H.T.

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