Dies ist eine rein fiktive Geschichte Sie . bezieht sich nicht auf ein reales Geschehen. Ähnlichkeiten wären rein zufällig
Hier wohnen Fred, Monja, Ole und Sofia Neuhaus stand auf dem farbigen Türschild. Darunter war ein Fachwerkaus abgebildet, Kühe, ein Hund und ein paar Kaninchen, die auf einer Wiese herumtollten. Im Wohnzimmer dieser Familie hatte Goldi ihren Stall. Der Stall war eigentlich ein richtig großes Haus mit eigenem Toilettenzimmer und darum herum war ein hübscher kleiner Lattenzaun, so dass sie sich auf vier Quadratmetern gut bewegen konnte. Wenn das Tor im Zaun und die große Glastür nach draußen geöffnet waren, konnte sie sogar vom Wohnzimmer auf die große Terrasse hoppeln. Sie war ein sehr großes Kaninchen, ein deutscher Riese, über acht Kilogramm schwer, mit riesigen Ohren, geduldig und verfressen mit einem fast goldfarbenen, ganz weichen Fell.
Nur ein einziges Mal in ihrem Leben hatte sie den damals siebenjährigen Ole mit den Vorderpfoten gekratzt, weil der sie unablässig geärgert hatte. Blitzschnell war das gegangen und sie hatte dabei geknurrt. Sie hatte sich selbst so über sich sich erschrocken, dass sie anschließend zwei Tage nicht mehr aus ihrem Häuschen gekommen war, denn eigentlich war sie ja ein wirklich sanftmütiges Wesen. Ole hatte sich zuerst auch sehr erschrocken, hatte dann aber darüber gelacht und versucht sie aus ihrem Haus zu locken. Aber sie wollte nicht. Seit ihr Partner gestorben war, lebte sie allein. Die Familie suchte noch nach einem passenden Kaninchen, damit Goldi bald wieder Gesellschaft hätte und hatte Kontakt mit dem Tierheim aufgenommen. Goldi war ihr richtiger Name, aber alle aus der Familie nannten sie nur Schatzi.
Eines Abends verkündete die Mutter, dass Schatzi zum Tierarzt muss. Beide Augen waren entzündet und es lag Eiter auf den Lidspalten. Die Augenlieder waren dick geschwollen. Sie saß teilnahmslos im Stall,blinzelte und ließ den Kopf hängen. Vielleicht hatte sie sich beim Putzen mit den Vorderpfoten Dreck in die Augen gewischt? Alle kamen und trösteten das leidende Kaninchen mit den sonst so großen, runden dunklen Kulleraugen. Sie wurde gestreichelt, bedauert, sie bekam Äpfelchen und sogar Mändelchen. Sofia sang ihr alle Lieder vor, die sie kannte und sie kannte viele. “ Weißt Du wieviel Sternlein stehen, ist Schatzis Lieblingslied“, verkündete sie der Familie selbstsicher. Gleich am nächsten Morgen wurde ein Termin bei der Tierärztin vereinbart. Zu dritt brachten sie Schatzi in die Praxis. Sie bekam Augensalbe und nach drei Tagen war vom Eiter nichts mehr zu sehen. Es kehrte wieder Ruhe in die Familie ein.
An den gleichen Tagen wurden anderswo in den Tierversuchslaboren tausende von Kaninchen dem Draize- Test unterzogen. Die Köpfe wurden stunden- und tage-lang in eine Art Pranger eingeklemmt. Die Tiere waren kaum fähig sich irgendwie zu bewegen. Menschen tropften ihnen giftige und ätzende Substanzen in die Augen. Sie zuckten zurück, sträubten sich und strampelten mit den Beinen hinter dem Klemmbrett mit dem sie fixiert waren, aber es half nichts, sie mussten die Schmerzen hilflos erdulden, unfähig sich die Substanzen selbst aus den Augen wischen. Die entstehenden Rötungen, Schwellungen und Entzündungen der ihrer Augen wurden tagelang protokolliert. Die Übertragbarkeit dieser Ergebnisse auf den Menschen ist zwar sehr unzuverlässig, aber wir haben uns an den Draize Test gewöhnt- nein, wie sagt man, er hat sich bewährt. Der Öffentlichkeit zeigt man ihn nicht so gerne, denn die meisten Menschen fühlen empathisch mit den Tieren und würden sich sonst aufregen. Deshalb versteckt man die wunderschönen Kaninchen, weiß wie Einhörner, hinter den verschlossenen Toren der Versuchslabore. Ein hochdotierter Tierarzt und Gutachter für tierexperimentelle Fragen versuchte vor dreißig Jahren der Öffentlichkeit und seinen Kollegen zu vermitteln, dass Labortiere, die in den Laboren gezüchtet werden nichts vermissen, weil sie nichts anderes kennen. Solche Tierärzte können wir nicht mehr gebrauchen für die Schatzis der Labore. Nein, eigentlich können wir keinem Tier zumuten sein Leben in einem Labor zu leben. Es ist Unrecht was Kaninchen und Meerschweinchen , Mäusen, Ratten, Fischen, Vögeln, Hunden , Affen, Katzen und anderen Lebewesen dort angetan wird. Sie leiden. Aber zwischen 1997 bis 2012 hat sich die Anzahl der Tierversuche mehr als verdoppelt.
Schatzi starb im Oktober 2014. Gerade hatte das örtliche Tierheim der Familie Neuhaus ein weißes Kaninchen angeboten, ein ehemaliges Versuchskaninchen. Ein Ehrenamtlicher hatte den Transport des Tieres vom Max-Delbrück-Zentrum aus Berlin übernommen. Er war ein netter Kerl, er fuhr öfter für das Tierheim.
Schatzi hat ein schönes Grab mit einem kleinen Grabstein bekommen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 14.07.2016.
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