Michael Zirpins

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Diese Geschichte hat sich wirklich so abgespielt.
Es begab sich eines strahlend - schönen Sommertages in einer deutschen Stadt hoch im Norden, dass ein recht armer Mann einen Kiosk betrat. Diesen suchte er beinahe jeden Tag auf, da er nicht weit entfernt von seiner Wohnung lag, um dort einen Kaffee zu trinken, ein wenig mit dem Besitzer zu klönen, der ihn gut kannte, seine Tageszeitung zu kaufen, oder was er eben sonst so brauchte. Es war der letzte Tag des Monats, und so hatte er sein letztes Geld dabei, welches gerade noch für die Zeitung von heute, für Zigaretten und einen Kaffee ausgereicht hätte, welcher in diesem Kiosk zu der Zeit nur 1 Euro den Becher kostete. Wie sonst auch immer begrüssten er und der Besitzer des Kiosk sich freundlich. Wie sonst auch immer nahm der Mann sich seine Zeitung und seine Zigaretten, bestellte sich seinen Becher Kaffee, und begann in seiner Tageszeitung zu lesen. Die Schlagzeile lautete, dass man eine sensationelle, neue Art von Lotterie heraus gebracht habe, Lose mit Feldern, die man aufrubbeln musste. Und wenn man 3 Gleiche Felder vorfand, gewann man den Betrag, der auf diesen Feldern zu sehen war. Der Mann dachte bei sich: "Rubbel-Lose, hab ich ja noch nie was davon gehört, was für ein neumodischer Quatsch das wohl wieder sein wird". Weiter dachte er sich aber nichts dabei und ging an die Theke, um seinen Kaffee entgegen zu nehmen. Nun sah er zu seiner Rechten auf der Theke eines von diesen grossen Bonbongläsern stehen, und dieses war bis zum Rand mit bunt bedruckten, kleinen Bildern gefüllt, die aussahen wie diese Sammelbilder, die Kinder sich in Alben einkleben. Er fragte den Kioskbesitzer, ob das denn nun dese neuartigen Rubbellose seien, und der bestätigte das. Nun wandte sich der Mann wieder seiner Zeitung und seinem Kaffee zu. Und in diesem Augenblick sprang mit lautem Schellen der über der Tür hängenden Glöckchen die Eingangstür auf, und ein Mann kam herein gestürmt. Er sah aus und war gekleidet wie ein Geschä! ftsmann, der richtig viel Geld verdient. Bei sich hatte er eine von diesen schwarzen Aktentaschen. Er ging mit schnellem Schritt zur Theke, atmete einmal heftig durch, so als sei er schnell gelaufen, und herrschte den Kioskbesitzer unfreundlich an: "Sie... Sie verkaufen doch hier diese neuen Lose... ich will alle, die Sie haben, und schnell, wenn es geht". Der Kioskbesitzer sagte kein Wort zu der unfreundlichen Art des Mannes, zu fragen, zeigte nur stumm mit dem Finger auf das Bonbonglas. Nun zog der Geschäftsmann eine grosse, fette Brieftasche aus seiner Tasche und hielt dem Kiosbesitzer einen 500 Euro - Schein vor die Nase. Und maulte: "Hier, kleiner hab ich es nicht... soviele haben Sie doch wohl, oder ?" Der Kiosbesitzer runzelte die Stirn und meinte, ja, er habe so viele Lose, aber den Schein müsse er erst einmal prüfen, ob er auch echt sei. Das tat er dann auch, und dabei konnte man dem Geschäftsmann deutlich im Gesicht ablesen, wie sehr ihm diese Verzögerung auf die Nerven fiel. Schliesslich war aber alles in Ordnung. Der Kioskbesitzer nahm nun das Bonbonglas und schüttete alle darin befindlichen Lose vor der Nase des anderen Mannes auf die Theke aus, mit den Worten: "Das sind alle. In das Glas passen genau 500 Stück rein, jedes kostet einen Euro. Die Regeln kennen Sie ?" Der Mann grunzte nur etwas nicht zu Verstehendes, raffte alle die Lose zusammen und ging zu dem Tisch, der für das Kaffeetrinken und das Spielen von Lottoscheinen vorgesehen war. Er begann nun, die Lose zu öffnen, in einem fast fieberhaften Tempo, als könne er das Ergebnis gar nicht erwarten. Der Kioskbesitzer und der andere Mann beobachteten ihn dabei nur kopfschüttelnd. Los um Los rubbelte der Mann auf, und man merkte ihm deutlich an, dass er immer saurer und frustrierter wurde, je mehr Lose er öffnete und feststellen musste, dass er über Gewinne von 1 oder 2 Euro hinaus nichts weiter bekam. Das Ganze zog sich nun über beinahe eine halbe! Stunde hin, ohne dass der Mann einen grösseren Gewinn hätte landen können. Und immer lauter fing er dabei zu meckern an, was für ein Scheiss das denn sei, dass er immer nur Pech hätte, dass er sich betrogen fühlte und so fort. Während der Mann nun noch so schimpfend dabei war, die letzten Lose zu öffnen, ging der arme Mann zur Theke, um seinen Kaffeebecher zurück zu geben und sich zu verabschieden. Und der Kioskbesitzer nahm den Becher, stellte ihn beiseite und hielt dem armen Mann das Glas hin mit den Worten:" Hier, ein einziges Los ist übrig geblieben, da muss ich mich wohl beim letzten Füllen verzählt haben. Ich schenk dir das, du hast doch sowieso nie viel Geld, und wer weiss..." Der arme Mann wusste nichts darauf zu sagen, nahm das eine Los aber an. Er dachte, was jetzt jeder denken würde:"Der Kerl hier hat 500 Stück gekauft und nix gekriegt, wäre doch zu absurd, wenn ich jetzt..." Nun musste er sich von dem Kioskbesitzer auch noch einen Euro geben lassen, weil er nichts mehr hatte, womit er denn das Los hätte spielen können. Und dann geschahen 2 Dinge gleichzeitig. Als der Kioskbesitzer sah, was das Los des armen Mannes ergeben hatte, brach er in lauthalses Lachen aus, während der noch ungläubig auf die Felder starrte - die ihm einen Gewinn von 500 Euro eingebracht hatten. Der reiche Mann aber fuhr herum, als habe ihn etwas gestochen, und man konnte ihm ansehen, dass er den beiden jetzt am liebsten an die Gurgel gesprungen wäre. Schliesslich aber schnaufte er einmal und rauschte so geräuschvoll aus dem Laden, wie er ihn betreten hatte. Und der Kioskbesitzer meinte nur noch: "Zur richtigen Zeit am richtigen Ort, was !? Da hätt`der dir die 500 Euro auch gleich schenken können..."



 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 31.07.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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