In einer kleinen Stadt, in Häuserblöcken, die wenig Platz hatten, aber jeden Tag viele Menschen schluckten, lebte ein Baum. Vor vielen Jahren hatte man ihn gepflanzt, noch bevor die Blöcke aus Beton ihn völlig umgaben. Die Blöcke waren groß, viel größer als er und viele Menschen lebten in ihnen.
Als der Baum gepflanzt wurde, war er noch ganz klein und die Blöcke die gerade entstanden schauten auf ihn hierunter und riefen ihm zu: "Ach, du kleiner Baum, was willst du denn hier? Sieh doch uns an! Wir sind groß und mächtig. Wir sehen weit in den Himmel und bieten den Menschen viel. Du, aber was willst du hier? Wie klein du doch bist." Der kleine Baum hörte sie und dachte traurig: "Ach könnte ich auch so groß wie ein Häuserblock sein." und streckte seine kleinen, zarten Äste der Sonne entgegen.
Die Tage vergingen und es wurden immer mehr Blöcke gebaut, rund um ihn herum. Es wurde Herbst und der kleine Baum verlor seine ersten Blätter. Etwas traurig schaute er auf sie und dachte still: "Ach, nun bin ich noch kleiner." und gähnte. Müde schaute er auf die Blöcke die stolz auf ihn heruntersahen.
So verging eine Weile, müde sah der kleine Baum den Kindern zu, die in den Blöcken wohnten und an ihm vorbeirannten, bis er eines Tages erschrocken in den Himmel blickte. Weiße Flocken fielen aus dem Himmel, so etwas hatte der kleine Baum noch nie gesehen. "Oh!", sprach der kleine Baum die Häuserblöcke an, "Schaut mal! Da fällt etwas aus dem Himmel heraus." "Ach, du kleiner Baum, sei doch still!", sprachen diese nur, "Das ist doch nur Schnee." Neugierig sah sich nun der kleine Baum die Flocken an. Klein und zart waren sie. "Schön seid ihr.", sprach er zu ihnen und hielt seine Äste ihnen hin. Die Flocken freuten sich, denn sie hatten schon einen weiten Weg aus dem Himmel hinter sich und setzten sich. Nun fühlte sich der kleine Baum richtig schön und reckte sich ein kleines Stück mehr zum Himmel. Wenn man zu dieser Zeit zu den kleinen Baum gegangen wäre und bäumisch und flöckisch gekonnt hätte, hätte man sie flüstern hören können. Der kleine Baum und die Schneeflocken flüsterten nämlich die ganze Zeit über die lange Reise die, die Flocken gemacht hatten. Erst waren sie in einen kleinen See in einen kleinen Zauberwald. Dann waren sie in der Luft, angezogen von der großen Sonne. Dann waren sie in einer weißen Wolke, welche mit ihnen über die ganze Welt reiste. Am Ende war ihnen kalt geworden und sind zu wunderschönen Flocken geworden und sind auf den kleinen Baum gefallen. Der kleine Baum fand das alles sehr aufregend. "Oh, erzählt mir mehr, liebe Flocken! Oh, erzählt mir mehr!", flüsterte er immer wieder. Und so erzählten die Flocken immer mehr von dem was sie alles gesehen hatten, aber auch davon das sie bald wieder abreisen müssen, denn sie wollten noch in die tiefe Erde. Da war der kleine Baum traurig, denn er wollte sich von den kleinen, schönen Flocken nicht trennen. "Ach, könnte ich doch auch eine Flocke sein, dann könnte ich mit.", flüsterte er. Die Flocken trösteten ihn aber gleich und flüsterten: "Wir kommen wieder und dann erzählen wir dir was wir in der Erde erlebt haben. Und du wirst uns von dem Frühling und Sommer erzählen! Du wirst schon sehen, du wirst ganz schön sein."
Der kleine Baum wurde neugierig. Auch den Frühling und den Sommer hatte er noch nie erlebt, denn er war ja noch klein.
So kam auch bald die Zeit wo es immer wärmer wurde und die wunderschönen Flocken sich von den kleinen Baum verabschiedeten und von in die Erde tropften. "Tschüß, lieber kleiner Baum. Bis zum nächsten Winter.", riefen sie ihn noch zu, als sie in der Erde verschwanden. Der kleine Baum winkte ihnen noch mit seinen Ästen hinterher, als er sah das er kleine, grüne Spitzen an ihnen hatte. "Oh, so muss das sein, wenn Frühling wird.", dachte er froh. Fröhlich reckte er sich und freute sich darauf seinen Freunden, den Flocken, das im Winter erzählen zu können. Jeden Tag sah er nun auf seine Äste und freute sich über die kleinen, schönen Blätter die ihm wuchsen. Und auch etwas anderes passierte, die Kinder, die in den großen Blöcken wohnten, kamen herunter und spielten und tollten an ihn vorbei. Eines Tages freute sich der kleine Baum ganz besonders. Eine Frau kam zu ihn und legte ein rotes Ei in seine Blätter. Nicht viel später kam ein Junge angesprungen, nahm ihn das Ei wieder aus den Zweigen und rannte laut schreiend wieder weg. Der kleine Baum sah den Jungen hinterher, sah wie er sich freute und freute sich mit ihm. Er hatte das Ei sorgsam gehalten, bis der Junge es gefunden hatte. Später kam kleine Mädchen zu den Baum und setzten sich auf die Wiese, auf der auch er stand. Fröhlich redeten sie miteinander und spielten mit ihren Puppen. Der kleine Baum machte sich so groß wie er nur konnte um ihnen Schatten zu geben und lauschte was sie erzählten. Leise schmunzelte er in seine Blätter, denn es gefiel ihn die Kinder um sich zu haben. Jeden Tag kam die Mädchen zu den kleinen Baum und bald brachten sie auch Decken und auch ein kleines Tier mit. "Oh,", sagte der kleine Baum, "was bist du denn?", zu dem Tier. "Ich bin ein Meerschweinchen.", antwortete das Tier, "Ich wohne in den großen Hausblock da hinten.". "Ein Meerschweinchen?", antwortete der kleine Baum fragend, "Und du darfst in die großen Blöcke?". "Ja.", sagte das Meerschweinchen, "Ich wohne da zusammen mit meiner Familie. Ich heiße Susi." So wurden das kleine Meerschweinchen Susi und der kleine Baum Freunde. Hätte man bäumisch und meerschweinisch gekonnt und wäre man ganz leise gewesen, hätte man sie flüstern gehört. Jedes Mal, wenn das Meerschweinchen Susi kam, flüsterten sie über das was sie alles schon erlebt hatten. Der kleine Baum erzählte von den Flocken und ihren weiten Weg und über das Blätter bekommen. Die kleine Susi erzählte von ihrer Familie und wie es bei ihnen lebte. Es war eine so schöne Zeit für den kleinen Baum, das er sich jedes Mal, wenn er die kleine Susi sah, ganz sehr reckte, so freute er sich. Und so merkte er es kaum wie er kleine Blüten an seinen Zweigen bekam und aus den Blüten Früchte wurden.
Als er es merkte, sah er sie ganz lang an und sagte sich leise: "Oh, das muss der Sommer sein.". Er freute sich über seine Früchte sehr, denn er fand sie passten gut zu ihm. Eines Tages als die kleine Susi wieder zu den kleinen Baum kam, sagte sie: "Du, Baum, kannst du mir einen von deinen schönen Früchten geben?". "Wieso denn das?", fragte der kleine Baum ganz erstaunt. "Ich möchte gern kosten.", sagte Susi und so schüttelte sich der kleine Baum ein bisschen bis eine seiner Früchte herunterfiel. Wie freute sich der kleine Baum als er sah wie es Susi schmeckte. Seine Früchte sahen nicht nur schön aus, sondern schmeckten auch. So kam es dass er jedes Mal, wenn die kleine Susi kam, eine Frucht für sie herunterfallen ließ und auch die kleinen Mädchen, die mit Susi kamen, vergaß er dabei nicht. Jeden gab er einen seiner Früchte. Auch die kleinen Mädchen freuten sich und das Mädchen, das zur Familie von Susi gehörte, dankte den kleinen Baum sogar mit einer dicken Umarmung.
Wollig raschelte er dann mit seinen Blättern und merkte gar nicht wie sie, genau wie die Früchte, langsam weniger wurden. Es war Herbst geworden. Die kleine Susi, die ihm irgendwie immer kleiner vorkam, verabschiedete sich auch bald von den kleinen Baum und sagte: "Es ist zu kalt geworden für mich. Ich muss jetzt wieder in dem Block, wo ich wohne, bleiben. Tschüß, lieber Baum, ich werde im Frühling wiederkommen." Etwas traurig winkte der kleine Baum Susi hinterher als sie ging und verlor so seine letzten Blätter. "So ist das wohl mit dem Herbst, dem Winter, dem Frühling und dem Sommer.", dachte er sich und dachte an die vergangene Zeit. Er dachte an die vielen Gespräche mit Susi über ihr Leben im Häuserblock und über die Flocken. "Oh ja, die Flocken!", fiel es den kleinen Baum wieder ein, "Sie hatten doch gesagt sie kommen im Winter wieder. Bald ist Winter und ich kann ihnen viel erzählen. Und die Flocken erzählen mir wie es in der Erde ist." Nun freute sich der kleine Baum wieder, blinzelte müde in die Wolken und wartete auf seine Freunde. Bald auch kamen seine Freunde, die Flocken, und ließen sich auf seinen Ästen nieder. Und wieder hätte man, wenn man bäurisch und flöckisch verstanden hätte, sie leise flüstern hören können. Und die Kinder holten bald ihre Schlitten und rutschten "zisch" die kleinen Hügel herunter.
So kam es das der kleine Baum nie alleine war. Er sah die Kinder spielen und redete im Winter mit den zarten Flocken. Sah wie die zarten Flocken als Tropfen im Frühling in die Erde tropften und er Blätter bekam. Dann kam die kleine Susi, die ihm immer kleiner vorkam, und redete mit ihn. Es wurde Sommer und der kleine Baum gab Susi und den kleinen Mädchen, die nicht ganz so schnell kleiner wurden, seine Früchte. Doch eins wunderte den kleinen Baum. Alle wurden immer kleiner. In einen Winter, als der kleine Baum wieder mit den Flocken flüsterte, fragte er sie deshalb: "Wieso werden eigentlich alle immer kleiner? Ihr habt schon so viel von der Welt gesehen, ihr wisst das bestimmt.". Die kleinen, zarten Flocken kicherten. "Ach, kleiner Baum, das weißt du nicht? Du bist gewachsen. Du wirst immer größer, bis in den Himmel hinein." "Oh.", sagte der kleine Baum und überlegte. "Werde ich dann größer als alles hier? Größer als die Blöcke?", fragte er. "Du wirst groß, du bist jetzt schon viel größer als im ersten Jahr.", antworteten die Flocken, "Vielleicht wirst du größer als die Blöcke." Fröhlich, aber vorsichtig, sonst wären ja die Flocken heruntergefallen, reckte sich der kleine Baum. "Oh, wie schön! Dann bin ich ganz groß und ich gebe den Mädchen und Susi ganz viel Schatten. Und die Früchte, ganz viele werde ich dann haben. Ihr Flocken, von euch kann ich dann ganz viel tragen.", flüsterte er fröhlich und wollte seitdem nie wieder etwas anderes sein als das was er war:
Der schönste Apfelbaum im ganzen Häuserblock.
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Die Geschichte eignet sich auch um sie auf mehrere Teile aufzuteilen.
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Entschuldigt bitte die vielen Gramatikfehler, auch habe ich einmal aus Versehen statt bäumisch bäurisch geschrieben, ich sah diese Fehler erst nach dem Hochladen.
KarinaKarina Bräutigam, Anmerkung zur Geschichte
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 15.06.2003.
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