Doris E. M. Bulenda

Dämonen-Lady und die Ungeheuer-Prinzessin

Ein ruhiger Abend lag vor mir, mit einem Action-Film im Fernsehen, ein bisschen Rotwein, und ordentlich Relaxen. Morgen war Feiertag, ich war schon mittags aus dem Job gegangen und hatte den Nachmittag mit Kampfsport verbracht. Jetzt war ich angenehm müde und bereit, den Tag gemütlich ausklingen zu lassen.
Nur hatte ich mal wieder die Rechnung ohne meinen dämonischen Freund Aziz gemacht. Kaum hatte ich mich auf die Couch geworfen und die Augen geschlossen, tauchte er auch schon auf. Ohne ein Wort zu sagen, warf er sich neben mich auf die Couch, umarmte mich und legte seinen Kopf auf meine Schulter.
Ich war bei seinem Auftauchen zusammengezuckt, hatte die Augen geöffnet und festgestellt, dass er diesmal in dem schwarzhaarigen, nicht ganz menschlichen Körper war. Meine Begeisterung über sein unvermutetes und unangekündigtes Erscheinen hielt sich in Grenzen. Eigentlich wusste er genau, dass er nicht einfach hereinplatzen konnte, ohne Voranmeldung per Gedankenkontakt. So wartete ich erst mal ab, bis er den Anfang machen und mir erzählen würde, was los war.
Das tat er bloß nicht, sein Kopf lag schwer auf meiner Schulter, seine Arme drückten mich fest an sich und dann seufzte er. „Also gut, Aziz, was ist denn jetzt schon wieder los? Kann ich wirklich nicht einmal einen ruhigen Abend einlegen, ohne dass du störst?“ Aziz seufzte nochmal tief auf.
Da ich stinksauer war, dass meine Pläne von Ruhe und Relaxen gestört worden waren, wollte ich wenigstens wissen, was los war. Ich packte eine Strähne des langen Haars und zog heftig daran. Der Dämon löste sich ein wenig von mir, nahm meine Hand in seine und küsste sie. Dann leckte er so lange über den Handrücken, bis ich seine Haare wieder losließ.
„Also gut, Aziz, lass mich raten. Du und Beelzebub, ihr habt wieder mal was angestellt. Mal sehen – ihr habt ein Ungeheuer verführt und das hat sich in einen Prinzen verwandelt, stimmt's?“ Der Dämon zuckte ordentlich zusammen. „Woher weißt du das? Ganz so ist es zwar nicht … Hat dich Beelzebub schon informiert?“
Das durfte doch wohl nicht wahr sein … „Lass mich nochmal raten. Das Ungeheuer hat sich in eine Prinzessin verwandelt. Und will sich nicht zurückverwandeln, weil – ja, weil das Ungeheuer schon länger ein Auge auf einen hübschen Jüngling geworfen hat. Jetzt ist seine Chance gekommen und die will es nutzen.“
„Kannst du Hellsehen, meine geliebte Dämonen-Lady?“ „Dafür brauche ich keine hellseherischen Fähigkeiten, geliebter Aziz. Ich muss mich nur an den Blödsinn erinnern, den ihr das letzte Mal gemacht habt. Und dann versuchen, das noch zu toppen.“ Aziz seufzte noch einmal. „Ja, soweit hast du richtig geraten.“
Ja und, wo war jetzt das Problem? Wenn das Ungeheuer als Prinzessin glücklich war, dann war's doch gut. Sollte es oder sie doch versuchen, den Jüngling in ihr Bett zu kriegen. Das konnten die beiden ihr doch wohl gönnen? Oder gab es einen Grund, warum die Prinzessin wieder zu einem Ungeheuer werden musste?
Endlich bequemte sich Aziz, mich genauer zu informieren. „Ach nein, meine Lady, es hat nichts mit dem Ungeheuer oder der Prinzessin jetzt zu tun. Das kann bleiben, wie es ist. Es geht um Beelzebub … Nein, der hat sich nicht in sie verliebt oder so. Aber … also, als wir das Ungeheuer verführt haben, es war ein sehr männliches Ungeheuer, da hat Beelzebub sich in seine weibliche Version verwandelt.“
Ich sah da immer noch kein Problem. Aziz zog mich wieder näher an sich, dann küsste er mich. Eine Weile genoss ich unseren Kuss, dann machte ich mich frei. „Und weiter, was ist passiert, sag schon!“ „Tja, also, dass das Ungeheuer zur Prinzessin wurde, damit hat keiner gerechnet. Beelzebub vor allem nicht. Die beiden waren gerade schön mittendrin bei der Sache. Und – also – ja, also – Beelzebub ist ziemlich erschrocken. So steckt er jetzt in dem weiblichen Körper und kann sich nicht in seine männliche Form zurückverwandeln.“
Hatte ich mich schon die ganze Zeit nur mühsam beherrschen können, war's jetzt ganz aus mit meiner Selbstbeherrschung. Ich lachte erst einmal ordentlich. Ich gluckste und kicherte, dann lachte ich wieder lauthals auf. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Aziz in die Küche ging und gleich darauf mit zwei vollen Gläsern zurückkam. Der Farbe nach zu urteilen war Whisky-Cola drin.
Er drückte mir ein Glas in die Hand und dankbar nahm ich einen Schluck. Oh, verdammt, das war wieder Aziz-Spezialmischung. Dreiviertel Whisky, der Rest Cola. Ich nahm noch einen kleinen Schluck, der Dämon trank sein Glas in einem Zug aus. Dann drückte ich ihm mein Glas in die Hand, mir war das Zeug zu stark. Aziz leerte auch diesen Drink in einem Zug.
Jetzt hatte ich mich wieder einigermaßen in der Gewalt. „Also, schön und recht – aber was kann ich da tun? Warum bist du zu mir gekommen?“ Aziz zog mich wieder an sich. „Meine Dämonen-Lady, du weißt doch genau, wie sich Beelzebub mit seiner tausendprozentigen Männlichkeit hat. Er hat gerne mal Sex in seinem Frauenkörper, aber danach muss er doch sofort wieder männlich werden. Sonst dreht er durch.“
Aha, soweit waren wir also schon? Zugegeben, ich wusste, wie sehr Beelzebub seine wirklich beeindruckende Männlichkeit hegte und pflegte. Aber ein bisschen in seinem weiblichen Körper zu sein, konnte doch nicht so schlimm sein. Dann ging mir auf, was Aziz mir da genau erzählt hatte. „Er kann sich nicht mehr zurückverwandeln? Wieso denn das? Habt ihr es schon mit eurer komischen Magie versucht?“
Der Dämon erklärte mir, dass sie alles, was ihnen magisch oder anderswie eingefallen war, versucht hätten. Und Beelzebub war immer noch weiblich. Nein, mit der Prinzessin, dem Ex-Ungeheuer hätte das wohl nichts mehr zu tun.
Und warum war Aziz jetzt bei mir? „Weil, nun ja, weil ihr Menschen – und natürlich vor allem du, meine clevere Lady – in solchen Dingen oft eine Lösung findet. Auf Sachen kommt, die uns Dämonen nicht einfallen. Da dachten wir, wenn du mitkommst zu Beelzebub und dir die Sache mal ansiehst … vielleicht weißt du, was wir tun können.“
Zugegeben, ich hatte schon öfter erlebt, dass Dämonen von selber nicht auf ziemlich einfache und naheliegende Dinge kommen. Und eigentlich war ich jetzt amüsiert genug, sodass ich mir das genauer ansehen wollte. Also stimmte ich zu, Aziz nahm mich in die Arme und brachte uns durch den Strudel zwischen den Welten in Beelzebubs Palast.
Als erstes sah ich Sie-Beelzebub, dieses beeindruckende Superweib. Nur sah sie ein wenig gereizt und gestresst aus. Sie stand ein unsortiert in der Gegend, schnaubte auch vor Ärger. Daneben stand ein süßes kleines Prinzesschen, ein wenig geziert und in eine Art Bettlaken gewickelt. Was denn, kein hübsches, langes, unbequemes Kleidchen?
„Nein, nein, das Ungeheuer war ja nackt, also es hatte keine Kleider an, es hatte ja seine Ungeheuer-Haut, ich meine …“ „Gut, Aziz, schon klar.“ Ich ging auf Sie-Beelzebub zu und guckte sie mir näher an. Dann stieg ich auf Beelzebubs rosa Wolke, seine bevorzugte Bettstatt, um mit seinem Kopf auf gleiche Höhe zu kommen. Ich begann, die Schlangen auf Sie-Beelzebubs Kopf zu streicheln.
Sofort fiel mir auf, dass da was nicht stimmte. Sie kamen nicht wie sonst zu mir und liebkosten mich auch nicht mit ihren Zungen. Ziemlich apathisch ließen sie es zwar zu, von meinen Händen berührt zu werden, zeigten aber keine weitere Reaktion. Ich wandte mich dem Gesicht von Sie-Beelzebub zu und blickte ihr erst in das obere, dann in das untere Augenpaar.
Die Pupillen waren groß und starr. Aha, alles klar. Schockzustand also. „Beelzebub, kannst du mich hören und verstehen?“ Sie-Beelzebub nickte. Brachte dann mühsam heraus: „Ich bin nicht taub – ich kann mich nur nicht in mein eigentliches Ich zurückverwandeln.“ Eindeutig, der Schock. Zwar kaum vorstellbar, dass jemand wie Beelzebub sich so leicht schocken ließ, aber sein Zustand ließ keine andere Erklärung zu.
Nun, normalerweise würde so ein nicht allzu schwerer Schock von selber wieder vergehen. Nur würde das eine Weile dauern. Und wenn ich mir Sie-Beelzebub betrachtete, hatte sie nicht die Geduld, einfach abzuwarten. Ich überlegte kurz, dann fiel mir ein, dass ich irgendwann mal gehört hatte, dass man einen Schockzustand durch einen erneuten Schock auflösen könnte. Tja, dann musste ich das wohl versuchen.
Aziz betrachtete mich interessiert und meinte ungeduldig: „Und, was ist, meine Lady. Hast du schon eine Idee, was das ist – und vor allem, was du tun kannst?“ Ja, die hatte ich. Aber ich würde die Sache ohne die Mitwirkung von Aziz angehen. Der war mittlerweile so nervös, dass er es sicher verpfuschen würde.
„Hört mal zu, ihr Drei. Mir ist was eingefallen. Aber dazu muss ich kurz weg von hier.“ Ich sprang von der Wolke, ging ein paar Schritte abseits und malte eine Reisemagie auf. Aber nicht zur Erde, sondern zu Dej'i, auf seine Erste Welt. Ich verdeckte die Reisemagie so gut es ging mit meinem Körper, stellte mich rein, murmelte die Formel und schon war ich durch den Strudel zwischen den Welten bei Dej'i gelandet.
Direkt vor seiner Wohnhöhle, und der Dämon – der wie eine Mischung von Bison und Komodowaran aussah – hatte mich auch schon erspäht. „Hallo Lady Aziz, schön dass du mal wieder bei mir vorbeikommst. Was treibt dich her?“ Im Schnellverfahren erklärte ich ihm, was bei und mit Beelzebub passiert war. Was ich als Kur dagegen unternehmen wollte. Und dass ich seine Hilfe brauchen würde.
Wie ich vorhergesehen hatte, lachte Dej'i erst mal kräftig, dann war er bereit, mir zu helfen. Wir holten aus seiner Wohnhöhle einen großen Behälter. Dann wanderten wir zusammen zu dem See in der Nähe. Dort schöpften wir den Behälter voll mit Wasser. Ich bat Dej'i noch, die Wassertemperatur wenn möglich zu senken. Das tat er, ich tauchte die Hand ein – eiskalt. Sehr gut.
Mit dem Wasserbehälter zwischen uns begaben wir uns durch den Strudel zwischen den Welten zurück in den Palast von Beelzebub. Dej'i hatte die Reisemagie gemacht und gut gezielt, wir kamen genau hinter dem Rücken von Sie-Beelzebub an. Aziz und die Prinzessin bemerkten uns im ersten Augenblick auch nicht.
„Hey, Beelzebub, dreh dich doch mal um!“ Sie-Beelzebub zuckte zusammen, drehte sich um – und schon hatten Dej'i und ich den Wasserbehälter angehoben und schütteten mit Schwung das eiskalte Wasser auf den Körper von Sie-Beelzebub.
Diese Kur, dieser erneute Schock, wirkte sofort. In der nächsten Sekunde stand der supermännliche Beelzebub wieder vor uns. Und er kochte vor Wut. Nicht nur sprichwörtlich, ganz im Gegenteil. Er kochte wirklich und tatsächlich. Seine rote Haut glühte, das Wasser auf seinem Körper verdampfte und hüllte ihn in Dunstschwaden. Dazu kamen Flammen aus seinen Nasenlöchern und auch auf seiner Haut loderten Flammen auf.
Kein Wunder, nachdem er ja mit dem Feuer verbunden war, war Wasser – und noch dazu eiskaltes Wasser – ein absolutes Schrecknis für ihn. Er war wirklich beeindruckend in seiner Wut. Dej'i packte mit der einen Hand seinen Wasserbehälter, mit der anderen fasste er mich um die Taille und brachte uns eiligst wieder zurück auf seine Erste Welt.
„Liebe Lady Aziz, mit dem und seiner Wut sollen sich jetzt Aziz und das Ex-Ungeheuer, die süße Prinzessin, auseinandersetzen. Er ist wieder männlich, unser Job ist beendet.“ „Stimmt genau, Dej'i. Die beiden sind ja mehr oder weniger dafür verantwortlich, dass er in seiner Sie-Form festgehangen war. Sollen sie sich jetzt auch mit seiner wütenden Er-Form auseinandersetzen.“ Ich glaubte auch nicht, dass Beelzebub sehr lange so gereizt bleiben würde. Spätestens wenn alles Wasser verdampft war, würde er sich schon beruhigen.
Dej'i machte eine einladende Handbewegung in Richtung seiner Wohnhöhle. „Lady Aziz, mir hat Dtat gerade erst einen Schlauch Wein von der Weinwelt besorgt. Komm, wir trinken einen Becher. Das wird uns guttun.“ Das war mit Sicherheit der beste Plan, den ich heute gehört hatte.
So machten wir es uns in Dej'i's Wohnhöhle gemütlich, tranken mehrere Becher Wein und amüsierten uns köstlich über Beelzebub und seine Wut. So kam ich doch noch zu einem schönen, relaxten Abend.

(Mehr von Beelzebub, den Dämonen Aziz und Dej'i und natürlich von der menschlichen Dämonen-Lady könnt Ihr in meinen Büchern „Dämonen-Lady LUST im Reich der Schatten“ und „Lady Aziz – Lustvoller Roadtrip“ lesen.)
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 02.09.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Ein diabolischer Plan von Doris E. M. Bulenda



„Krachen, Scheppern und dann gewaltiger Lärm, als ein schwerer Gegenstand an die Wand geworfen wurde. Oh verdammt, die Verrückte spielte drüben in der Küche schon wieder ihr absolutes Lieblingsspiel – Geister vertreiben. Gleich würde sie hierher ins Wohnzimmer stürzen, wo ich versuchte, in Ruhe meine Hausaufgaben zu machen. Und dann würde sie mir wieder lang und breit erklären, welches Gespenst gerade versucht hatte, durch die Wand zu gehen und sie anzugreifen. Ich hasste sie! Ich hasste dieses Weib aus ganzem Herzen!“ Die 13-jährige Eva lebt in einer nach außen hin heilen, kleinbürgerlichen Familie. Hinter der geschlossenen Tür herrscht Tag für Tag eine Hölle aus psychischer und physischer Gewalt durch die psychopathische Mutter und den egomanischen Vater. Verzweifelt versucht sie, sich daraus zu befreien. Vergebens - bis ihr ein altes Buch in die Hände fällt. Als letzten Ausweg beschwört sie daraus einen Teufel. Er bietet ihr seine Hilfe an. Aber sein Preis ist hoch...

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