Erika Schmidt

Ein ganz lieber Feriengast

Meine Tochter mit Familie war wieder 3 Wochen im Urlaub. Wie immer hatten wir die Schildkröte als Feriengast. Aber dieses mal war sie nicht alleine. Ein kleiner, frecher Kater, gerade mal 3 Monate alt, kam auch mit. Damit begannen 3 Wochen im Außnahmezustand. Die Schildkröte, "Kassiopaia" war eigentlich problemlos. Morgens und Abends ein Gang durch den Garten um Löwenzahn zu sammeln, war nicht so schlimm.

Der Kater, erhört auf den Namen "Baily", (meistens aber nicht), war dagegen schon eine Herausforderung. Ich hatte schon vorher alle zerbrechlichen Gegenstände aus seiner Reichweite entfernt. Aber was uns dann erwartete übertraf meine Befürchtungen bei weitem. Mir war natürlich klar, daß so ein junges Tier sehr lebhaft ist, aber vor ihm war nichts sicher. Wenn er seine verrückte Stunde hatte, konnte man nur noch aus dem Weg gehen. Dann sauste er durch die Wohnung, über die Fensterbretter, das Sofa, den Tisch und das mehrmals hintereinander. Was ihm bei seinem Rennen in den Weg kam flog durch die Gegend.

So nach und nach hatte ich meine Wohnung "ausgeräumt". Vorhänge und Stores herunter, Teppiche weg und alle Blumen in den Garten gestellt. Ein paar Beispiele, was so alles passiert ist, er war immer für eine Überraschung gut. Wir wohnen in einem zwei Familien Haus mit einem offenen Treppenhaus. Oben wohnt eine alte, demente Frau, der wollte ich den Kater nicht zumuten. Damit er nicht nach oben kam, hatte ich das Geländer mit Holzplatten verkleidet. Aber die Rechnung ging nicht auf, der kleine Wildfang sprang einfach darüber. Also verlängerte ich die Bretter bis zur Decke. Von da an saß er auf der Teppe und maunzte erbärmlich. 

Ein anderes Beispiel: Ich richtete mir einen großen Teller mit Tomaten, Basilikum und Mozzarella her. Er prang mit einem Satz hoch, genau auf meinen Teller. Tomaten und Käse konnte ich in der ganzen Küche wieder zusammen suchen. Gott sei dank war noch kein Essig und Öl drauf. Noch ein Beispiel: Im Bad steht ein kleiner Mülleimer für meine Slipeinlagen. Die sind zwar nicht schmutzig, aber doch benutzt. Als es einmal im Bad furchtbar rappelte schaute ich nach. Bei dem Anblick der sich mir bot mußte ich schallend lachen. Da saß der kleine Racker am Boden, den Deckel vom Eimer um den Bauch, und behangen mit den Slipeinlagen. Ja, es gab auch lustige Episoden.

Nachts habe ich die Wohnzimmertür geschlossen, denn Kabel waren seine Lieblingsspeise. Unsere Brillen wurden immer in den Schubladen verstaut. Nur einmal hatte mein Mann das vergessen. Als er seine Brille am nächsten Morgen aufsetzte, kratzte es gewaltig hinter den Ohren. Hatte der kleine Schlingel doch die Bügel total zernagt. Er konnte aber auch ganz lieb und verschmust sein. Dann kuschelte er sich auf den Schoß und genoß die Streicheleinheiten. Wenn Besuch kam, war er fromm wie ein Lämmchen und ließ sich streicheln. Eigentlich ist er ein lieber kleiner Kater, verspielt und auch verschmust, aber er kostete mich auch viele Nerven. Doch die vielen Schrammen und Kratzer verheilen wieder.

Nun sind die 3 Wochen vorbei. Mir wird so manches fehlen. Beim Frühstück keinen "Schal" mehr um den Hals, der an den Ohren knappert. Keiner stibitzt mir mehr die Wurst vom Brot wenn ich mich mal umdrehe. Nachts liegt kein laut schnurrendes Fellbündel auf mir mit dem Kopf auf meinem Gesicht und fängt meine Hände. Die Fliegen muß ich nun wieder selber fangen, obwohl meine Art vielleicht Tapeten schonender ist. Kein Wirbelwind saust mehr durch die Gänge und fängt seinen eigenen Schatten. Die Haustür kann ich wieder auf machen ohne auf dem Sprung zu sein, und die Fenster wieder weit öffnen zum lüften. Ich kann durch die Wohnung gehen ohne ständig über Spielzeug zu stolpern. Kein kleines Raubtier springt mich aus irgend einer Ecke an und beißt mich in die Beine. Die Siebeinsätze von Waschbecken und Badewanne brauche ich nicht mehr unter den Schränken zu suchen.

Irgend wie wird es langweilig werden, bei so viel Ruhe und Ordnung die jetzt wieder einkehren. Aber in einem Jahr kommt der kleine Schlingel ja wieder. Da ist er zwar schon etwas älter, aber sicher hat er dann auch neue "Spielchen" auf Lager.


Erika Schmidt         August 2016

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 17.09.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Für einen achtjährigen beginnt das Abenteuer seines Lebens. Mit seinem besten Freund, dem Kater Puddy muss Gregory zahlreiche Aufgaben überstehen um einer Elfe zu helfen.
Ungeahnt welchem Weg er entgegen geht.
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