Doris E. M. Bulenda

Lady Aziz und das Küken der Sssta

Mein dämonischer Geliebter Aziz schickte mir einen Ruf, ob ich nicht zu ihm in die Dämonenwelt kommen wolle. Nein, nein, da wäre nichts Besonderes, nur einfach mal so zu Besuch rüberkommen. In meinem Menschenkörper, wenn möglich. Irgendwie komisch kam mir diese Anfrage schon vor. Ich war aber doch neugierig genug, nachzusehen, was denn jetzt wieder los war im Dämonenreich und bei meinem Dämon Aziz.
So malte ich meine Reisemagie auf, ging durch den Strudel zwischen den Welten und landete genau in den Armen von Aziz. Die fühlten sich wesentlich stärker und muskulöser an als sonst, wenn er in einem seiner verschiedenen, menschenähnlichen Körper war. Ich hatte die Augen auf der magischen Reise geschossen gehabt, jetzt öffnete ich sie. Und staunte nicht schlecht, wer oder was mich da in den Armen hielt.
Aziz sah aus wie ein archaischer Krieger, der ganze, riesige Körper muskelbepackt, nur mit kurzen Shorts und halbhohen Lederschuhen bekleidet, dafür aber bis an die Zähne bewaffnet. Ein Waffengürtel um die Taille, an dem rechts ein Kurzschwert und links ein ziemlich scharfer Dolch befestigt waren. Quer über die Brust lief ein Waffengurt, an dem Shuriken-Wurfsterne angebracht waren. Auf dem Rücken, vom Waffengurt über der Brust mit Gurten gehalten, hing eine Scheide mit einem relativ großen Schwert. An der linken Hand trug er einen Schlagring. Eine kleine Axt sah ich jetzt zusätzlich noch im Waffengürtel hängen. Ich schob Aziz ein wenig von mir weg und betrachtete mir seinen Aufzug genauer.
Eine Halbmaske verbarg die Augen, bedeckte auch die Stirn und ließ nur Sehschlitze offen, ein Steg darunter schützte den Nasenrücken. Lange, dicke, ein wenig struppige, dunkelblonde Haare auf dem Kopf, der übrige Körper ganz haarlos und glatt, die Haut wirkte wie eingeölt. Nun gut, nicht dass dieser Body nicht gut ausgesehen hätte – er entsprach aber so gar nicht dem, was mein Lieblingsdämon sonst als Ersatzkörper verwendete. Wenn er nicht in seinem Tyrannosaurus-ähnlichen Dämonenkörper steckte, hatte er eher eine Vorliebe für superschlanke, zierliche und gepflegte Menschenkörper. Und jetzt so was?
Außerdem war er nie bewaffnet, als Dämon verfügte er über dermaßen gewaltige Kräfte, dass zusätzliche Waffen absolut unnötig waren. Das hier war mal ganz was Neues. Ich konnte mich kaum sattsehen an diesem archaischen Krieger. Um ihm ins Gesicht zu sehen, musste ich den Kopf in den Nacken legen, so groß war Aziz in diesem Body.
Eine Weile ließ sich Aziz von mir betrachten, dann lachte er. „Na, meine geliebte Dämonen-Lady, wie gefällt dir dieser Body?“ „Naja, nicht schlecht – aber wozu ist der denn gut?“ „Wir, also ich und Zarz und Irzz, wir müssen auf eine Kriegerwelt gehen. Und dazu brauche ich diesen Körper. Du kannst gerne mit uns mitgehen, so als unsere kleine Freundin, unsere Glücksbringerin vielleicht.“
Ich dachte, ich höre wohl nicht richtig. „Aziz, hast du sie noch alle? Ich als kleine Freundin? Du spinnst wohl. Wenn ich mitgehe, dann als das, was ich auch auf der Erde bin – als Kampfsportmeisterin.“
Aziz drehte den Kopf nach hinten und rief in Richtung seiner Hütte: „Zarz, Irzz, stellt euch vor, Lady Aziz kommt mit uns, wir haben eine Kampfsportmeisterin zur Unterstützung dabei.“
Verdammt noch mal, war ich jetzt wirklich auf diesen blöden Trick von Aziz reingefallen? Das konnte doch wohl nicht wahr sein, dass ich mich von meinem Dämon so hatte übertölpeln lassen. Anscheinend war's aber doch wahr, denn schon kamen Zarz und Irzz, die beiden Vorfahren von Aziz, aus seiner Hütte gelaufen und umarmten mich freudig.
„Ist das schön, dass du auch mitgehst, Lady Aziz. Wir können dich und deinen Einfallsreichtum brauchen – und deine Kampfsportkünste natürlich auch.“ Die beiden steckten ebenfalls in riesigen Kriegerkörpern, ähnlich dem von Aziz. Und waren wie er bis an die Zähne bewaffnet. Was hatten meine Lieblingsdämonen denn jetzt nur wieder angestellt? Und wieso gleich alle drei? Normalerweise war es doch nur Aziz, der sich in Schwierigkeiten brachte und dann Hilfe brauchte, um wieder herauszukommen.
„Wie wäre es, wenn ihr drei Dämonen oder Superkrieger oder was ihr da so darzustellen beabsichtigt, mir mal erzählen würdet, wo ihr hingeht und was ihr dort vorhabt. Oder genauer, was ihr schon wieder angestellt habt. Da ist doch was faul. Alle drei in solchen archaischen Körpern, mit mehr Waffen als eine halbe Armee … Wenn ich schon mitgehen muss, dann will ich erst mal genau wissen, was passiert ist.“
Das brachte mir verlegenes Schweigen ein. „Gehst du auch wirklich mit, Lady Aziz?“ Die Frage von Irzz kam schon fast schüchtern – ein witziger Kontrast zu dem gigantischen, schwer bewaffneten Körper, in dem der Dämon steckte.
„Also, wenn ich so blöd war und mich von Aziz in diese Falle habe locken lassen, ja, okay, dann gehe ich auch mit. Außerdem was soll's, ich hatte heute sowieso noch nichts vor. Kann doch alles ganz interessant werden.“ Ja, wie üblich – man soll Sarkasmus nicht an Dämonen verschwenden, die verstehen das sowieso nicht.
Die drei Dämonen sahen sich erleichtert an. „Jetzt redet schon, was ist passiert?“ Endlich bequemte sich Aziz, mir zu erklären, was los war. „Also, geliebte Lady, du erinnerst dich doch sicher an Sssta, die uns damals aus Dej'i's Erster Welt weggebracht hat? Die gute Freundin von Beelzebub?“
Nun, sicher erinnerte ich mich an sie. Dieses riesige metallisch-gelbe Vogelwesen mit Menschenkopf und Schnabel, Menschenarmen und den gewaltigen Flügeln. Die uns damals so schön und sicher zur Welt von Irzz gebracht hatte. Was hatte die damit zu tun? Wenn Sssta in Schwierigkeiten war, dann würde ich ihr natürlich helfen. Wir schuldeten ihr noch was von damals.
„Nein, nein, es handelt sich nicht um Sssta. Naja, nicht um sie selber. Aber sie hat jetzt eine Brut zum Aufziehen. Drei süße kleine Ssstas. Und weil sie mit Beelzebub unterwegs sein musste, haben die beiden uns gebeten, auf die Brut aufzupassen.“
„Euch alle drei gleich?“
„Ja, sicher, diese Küken von Sssta sind verdammt schnell, flink, beweglich und munter – es schien den beiden sicherer, wenn sich je ein Dämon um ein Küken kümmern kann.“
„Lass mich raten – und ihr habt die kleinen Ssstas irgendwie verloren. Irgendwo verschmissen, sie sind euch abgehauen, oder so was?“ Ein dreifacher Seufzer antwortete mir. „Naja, gut geraten. Aber nicht ganz … also, uns ist nur eines der Küken entwischt. Die zwei anderen sind sicher auf Beelzebubs Welt. Aber eins ist weg.“
„So redet doch endlich. Wie und wo ist das passiert?“ „Wir haben die drei ein bisschen auf ein paar andere Welten mitgenommen. Nein, das hätten wir nicht tun sollen. Beelzebub und Sssta haben wir versprochen, dass wir in Beelze-Tan bleiben. Aber die Kleinen haben so gebettelt, dass wir weich geworden sind. Wir haben sie auf ein paar bekannte, nicht gefährliche Welten mitgenommen. Und auf der letzten Welt, eben dieser Kriegerwelt, da ist uns das munterste der drei Küken abgehauen.“
 „Wem ist das Vieh abgehauen – oder nein, das ist eigentlich nicht wichtig. Aber seid ihr sicher, dass es noch auf der Kriegerwelt ist?“ „Absolut, wir wissen ganz genau, wo es ist. Aber …“
So langsam war meine Geduld zu Ende. „Wenn ihr genau wisst, wo das Tierchen ist, warum holt ihr es dann nicht einfach per Magie her?“ „Geht leider nicht, liebe Lady Aziz.“ Zarz hatte jetzt die Erzählerrolle übernommen.
„Es ist blöderweise zwischen die Fronten bei einem kleinen Gefecht geraten. Und sitzt jetzt in einem ziemlich üblen Käfig. Enge Eisenstäbe und dazu noch magisch gesichert. Beide Parteien werfen sich gegenseitig vor, das arme kleine Küken als Spion und Geheimwaffe ausgeschickt zu haben.“
„Heißt was?“ Zarz redete zögernd weiter. „Wissen wir auch nicht genau. Beide Seiten leugnen ab, das Vieh zu kennen, aber eigentlich wollen es auch beide Parteien für sich haben. Und so streiten und prügeln sie sich, während das Küken in dem Käfig sitzt und nicht versteht, was denn eigentlich los ist. Wenn Sssta und Beelzebub das rauskriegen, dann geht es uns schlecht, uns allen Dreien.“
Ja, das konnte ich mir unschwer vorstellen … So fragte ich nur noch, was die Dämonen für Pläne zur Befreiung hätten. Aber auch das hätte ich besser wissen sollen. Dämonen und Pläne machen? Sie wollten einfach mal auf diese Welt gehen, sich zwischen die Parteien werfen, vielleicht mitprügeln und dann sehen, was passieren würde. Was ich nicht gerade für klug hielt.
Ich schlug also vor, erst mal im Hintergrund auf dieser Welt aufzutauchen und rauszukriegen, worum es bei dieser Prügelei unter archaischen Kriegern überhaupt gehen würde. Und was machbar und sinnvoll war, das Küken da rauszuholen. Der Vorschlag wurde dankbar angenommen.
Dann bat ich Aziz, von seiner Goldader auf der Metawelt einen ordentlichen Schwung Gold zu holen. Wenn die Leute auf der Kriegerwelt so primitiv waren, wie ich anhand der Körper und der Ausstattung der drei Dämonen annehmen konnte, dann würden sie sicher voll auf Gold abfahren.
Dazu ließ ich mir von Aziz ebenfalls einen Gürtel mit Shuriken geben und einen Waffengürtel mit zwei scharfen, großen Messern. Das sollte erst mal reichen. Sah zwar zu meinen Jeans und dem T-Shirt nicht gerade elegant aus, aber ganz unbewaffnet wollte ich auf so einer Welt auch wieder nicht erscheinen.
Zarz zeichnete die Reisemagie, der konnte von uns am besten zielen. Wir kamen durch den Strudel zwischen den Welten und auch genau da an, wo ich hingewollt hatte. In einem kleinen Dorf, im Schatten einer Hütte – und ziemlich nahe am Kampfgeschehen. Der Schlachtenlärm war deutlich zu hören. Oder, Moment mal, das war kein Schlachtenlärm, das war ein handfester Streit, aber keine kriegerische Auseinandersetzung.
Ein Stück vor uns, auf einem freien Feld, schienen sich eine Handvoll Krieger hüben und drüben ordentlich anzubrüllen. „Hey, was ist denn da vorne los“, fragte ich einen Kerl, einen typischen Bauern, der sich an der Hüttenwand entlang drückte.
Der zuckte zusammen, blickte auf mich und dann auf meine drei Begleiter und entschied sich, vorsichtshalber zu antworten. „Da vorne, da sind ein paar feindliche Krieger, also eigentlich waren es befreundete Krieger, bis sie sich wegen der Beute aus dem letzten Raubzug in die Haare bekommen haben. Und als sie gerade am besten Prügeln waren, ist ein ganz komisches Tier aufgetaucht. Ganz gelb, wie ein riesiger Vogel, aber mit Menschenkopf, naja fast menschlichem Kopf. Da haben sie sich gemeinsam drauf gestürzt, es gefangen – und jetzt streiten sie sich, wem das Vieh gehört. Und was es wohl wert ist, wenn man es verkaufen würde.“
Mit diesem Worten schlich der Bauer weiter und entfernte sich ziemlich flott von uns. Für mich war die Auskunft sehr wertvoll gewesen. Das würde sich relativ einfach lösen lassen, wenn der Typ das Geschehen da vorne richtig eingeschätzt hatte. „Aziz, hast du auch genug Gold dabei?“
Aziz deutete auf seinen Gürtel. Da hingen neben den Waffen noch ein paar Beutel – die laut Aziz voll mit Gold waren. Na gut, das sollte genügen. Ich winkte den drei Dämonen, mir zu folgen und ging zielstrebig auf die Streithähne zu.
Ich schob die äußerste Reihe der Krieger einfach auseinander und drängte mich durch. Die Dämonen hinter mir sorgten dafür, dass ich unbehindert in die Mitte kam.
„So, wer ist jetzt hier der Obermacker?“ Das hatte ich so laut gebrüllt, dass es sogar den Streit übertönte. Überrascht verstummten die Krieger, die fast genauso aussahen wie meine drei Dämonen. Nicht ganz so groß und so muskulös vielleicht – und wesentlich ungepflegter. Alle Augen richteten sich auf uns.
„Hey, Jungs, seid ihr taub? Ich will wissen, wer der Obermacker hier ist. Der soll sich sofort melden.“ Ich hatte noch nicht ganz zu Ende geredet, als sich mir gegenüber ein Typ aus der Menge löste und wutschnaubend auf mich zuraste. Per Gedankenkontakt bat ich die drei Dämonen, sich erst mal rauszuhalten.
Ich wartete, bis der Typ ganz nahe herangekommen war, dann drehte ich mich mit einer Vierteldrehung zur Seite und versetzte ihm einen gewaltigen Stoß in den Rücken. Er taumelte noch ein Stück weiter, die Menge machte ihm Platz, bis er endlich das Gleichgewicht verlor und auf die Nase fiel. Aus den Reihen der Krieger war vereinzelt höhnisches Gekicher zu hören.
„Ich habe gesagt, ich will den oder die Obermacker sprechen, nicht irgendeinen superdämlichen Lakaien. Aber jetzt sofort.“ Mit der linken Faust schlug ich nach hinten und traf den Krieger, der sich von hinten an mich hatte heranschleichen wollen, in den Unterleib. Meine Güte, hatte der Typ harte Bauchmuskeln – aber trotzdem war mein Schlag erfolgreich gewesen, er krümmte sich zusammen und stöhnte.
Zarz packte ihn am Kragen und warf ihn ein Stück weit weg. „Habt ihr die Dame nicht gehört? Sie fragt nach dem Obermacker. Der sollte sich jetzt besser mal zeigen, sonst wird die Lady noch böse.“
Das schien zumindest Wirkung zu zeigen. Wahrscheinlich nicht gerade aus Angst vor meiner Wut, aber aus Respekt vor meinen martialischen, schwer bewaffneten Begleitern kam Bewegung in die Sache. Aus der Menge löste sich links und rechts jeweils eine Gestalt. Ich musterte die beiden Kerle genau. Doch, doch, das schienen die sogenannten „Befehlshaber“ oder „Anführer“ der beiden Gruppen zu sein. Sie waren ein bisschen größer, ein bisschen besser bewaffnet und ein bisschen dreckiger als der Rest ihrer Leute.
Die beiden betrachteten mich und meine Begleiter mit einer Art vorsichtigem Interesse. „Und, äh, also, äh, Lady – was können wir für dich tun?“ Ich zeigte auf den Käfig mit dem verschreckten Küken. „Ich will das da haben. Ich zahle auch gut dafür.“
Die beiden Obermacker blickten sich zufrieden grinsend an. „Hey, gut, das ist machbar. Aber das Vieh ist wertvoll und teuer.“ Na, das hätte ich mir schwieriger vorgestellt. Nur hieß es jetzt noch, sich mit dem Preis einig zu werden. Die wollten sicher versuchen, uns übers Ohr zu hauen.
Ich nahm einen der Goldbeutel von Aziz‘ Gürtel und öffnete ihn, sodass die beiden Anführer den Inhalt gut sehen konnten. „Na, wie gefällt euch das?“ Die beiden richteten gierige Blicke auf den Sack. „Das ist zu wenig, das Vieh da ist sicher mehr wert.“
Lange Feilschen wollte ich nicht, aber ich sah deutlich, dass die Krieger ihren Anführern nicht zutrauten, mit ihnen zu teilen – und dass die auch was von dem Segen abbekommen wollten. „Einen Sack für jeden von euch beiden – und je einen Sack zum Aufteilen unter die jeweilige Mannschaft. Das ist mein letztes Wort.“
„Abgemacht!“ „Verkauft!“ „Einverstanden!“ „Das Vieh gehört der Lady!“ So kam es sofort aus den Reihen der Krieger. Die beiden Obermacker schienen zwar noch diskutieren zu wollen, wurden jetzt aber von ihren Leuten niedergebrüllt. Sodass sie das Angebot sofort annehmen mussten.
„Okay, her mit dem Gold.“ „Nix da – erst mal bringt ihr uns den Käfig mit dem Vieh hierher. Dann zieht ihr euch ein Stück zurück. Wir legen das Gold auf den Boden und verschwinden mit dem Tier. Dann könnt ihr euch die Bezahlung holen.“
Wieder wollten die Anführer diskutieren, wieder wurden sie von ihren Leuten niedergebrüllt, dass diese Bedingungen durchaus annehmbar waren. Schon wurde der Käfig mit dem armen  Küken von vielen Händen herangezogen und direkt vor uns abgestellt.
Ich bat Zarz und Irzz, gleich die Reisemagie vorzubereiten. Nahm dann zwei Säcke von Aziz' Gürtel, Aziz nahm ebenfalls zwei in die Hände, wir gingen um den Käfig und ein Stück weg, legten die Goldsäcke dort ab. Eilten zurück zum Käfig, bei dem die beiden anderen Dämonen die Magie schon fertig vorbereitet hatten.
Während die kriegerischen Parteien noch wie die Wilden zu den Goldsäcken rannten, verschwanden wir schon zusammen mit dem Käfig und dem Küken im Strudel zwischen den Welten. Und kamen wohlbehalten in der Dämonenwelt an. „Wenn uns einer gesehen hat, wie wir verschwunden sind?“ „Na und – die sind doch erst mal eine Weile beschäftigt, sich um das Gold zu prügeln. Und wenn wir dann weg sind, wer will da schon genau sagen, wie das passiert ist. Oder kann einer von euch schnell mal magisch checken, wie es bei denen im Moment aussieht?“
Das übernahm Aziz, während Zarz und Irzz sich dranmachten, die Magie des Käfigs zu lösen und danach die Tür zu öffnen. Sie holten das Küken aus seinem Gefängnis, das schon wieder begann, übermütig zu werden. Es blickte sich interessiert in der Dämonenwelt um. Als es mich erspähte, kam es mit langen Schritten zu mir und legte den Kopf schief, um mich genau zu betrachten.
Ich tat dasselbe, so starrten wir uns eine Weile einfach nur an. Aziz kam zurück aus seiner magischen Versenkung und berichtete uns, was sich getan hatte. „Also, die zwei Parteien haben sich nicht mehr geprügelt. Sie haben sich darauf besonnen, dass sie ja eigentlich Freunde sind, haben das Gold mehr oder weniger gerecht geteilt und sich dann in die Dorfschenke verzogen. Sie sind gerade dabei, sich ordentlich volllaufen zu lassen. Ich glaube, das Gold wird bald dem Schankwirt gehören.“
Wir lachten alle schallend, auch das Küken lachte laut mit. Dann senkte es den Kopf und ließ sich von mir auf der Stirn kraulen. „So nett dieses Kleine auch ist, ihr solltet langsam daran denken, es zurück nach Beelze-Tan zu bringen. Sonst erwischt euch Beelzebub doch noch …“
„Ich kann es ck-h gar nicht erwarten, ck-h Sssta-Mami und meinen ck-h ck-h Geschwistern zu erzählen, ck-h was mir da ck-h gerade passiert ist. Bring mich ck-h zurück, bring mich ck-h gleich zurück – ck-h das wird ck-h ein ck-h Spaß.“ Das Küken hatte die Worte geradezu gequietscht. Und den gleichen Sprachfehler wie die große Sssta hatte es auch.
Tja, soviel dazu, diese Sache zu verheimlichen. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass Beelzebub oder Sssta recht böse werden würden, nachdem ja alles gut ausgegangen war. Trotzdem bevorzugte ich es, zur Erde zurückzukehren und mir später alles von Aziz genau erzählen zu lassen. Auch wenn die drei Dämonen mich noch so sehr baten, doch zu Beelzebub mitzukommen. Verloren hatten sie das Küken ja auch alleine, also sollten sie es auch schön allein zurückbringen.
Ich hatte schon unbemerkt meine Reisemagie aufgezeichnet, legte die geborgten Waffen ab und verschwand im Strudel zwischen den Welten zurück zur Erde. Dort gönnte ich mir ein großes Glas Wein und lachte im Nachhinein herzhaft über dieses dämonische Abenteuer. Eigentlich war's ja doch ein netter Ausflug gewesen.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 01.10.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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