Nora Witzel

Hoffen, dass er kommt

Sie wartete jeden Abend, wenn sie dort ist, darauf. Darauf, dass er endlich
zur Tür reinkommt – lustig, lebensfroh, munter – so wie er nun mal ist.
Sie wartet lange und oft. Manchmal zu oft. Und sie hofft.
Sie ist nicht allein – nie ist sie allein, wenn sie dort auf ihn wartet.
Meistens steht oder sitzt sie mit ihren Freunden und einem Getränk an der Bar,
schaut zur Tür und wartet.
Manchmal kommt er, manchmal nicht.

Wenn er kommt ist auch er nicht allein, er kommt mit Kameraden vom Verein,
die auch sie kennt .................. Sie sind beide im selben Verein.
Immer, wenn er kommt und sie sieht, grüßt er lieb – kitzelt sie an der
Seite- grinst süß – zwinkert mit den Augen –
Dann ist sie glücklich. Früher hat sie viel mit ihm geredet. Früher war das
einfacher - jetzt geht das nicht mehr so leicht, seit sie die Gefühle erkannt
hat. Sie fragt sich, ob er es auch weis, was sie fühlt. Noch ist sie an dem
Abend glücklich, quatscht mit ihm oder macht irgendwelchen anderen Scheiß mit
ihm. Doch später realisiert sie, „er wird nie zu mir gehören“.
Sie wird schlagartig traurig – er hat doch eine Freundin.
Sie sieht ihn heimlich an – sein Gesicht – seine Augen – betrachtet ihn bis
sich ihre Blicke treffen, er dann lieb grinst und sie wieder glücklich macht.
Sie verwirft den traurigen Gedanken. In diesem Moment will sie es genießen
bei ihm zu sein. Der ist hier, ohne seine Freundin und dieser Moment zählt!
Wenn sie gehen muss, und meist muss sie eher gehen als er, weil ihr Bus um
24.00 Uhr fährt, verabschiedet sie sich. „viel Spass noch“ wünscht sie ihm.
„komm gut heim“ flüstert er ihr zu, lächelt wieder lieb und streicht ihr kurz
über die Wange. Am liebsten würde sie ihn umarmen und nicht gehen. 2 mal hat
sie ihn schon fest umarmt – es war unglaublich gewesen.
Dann verlässt sie meist allein das Lokal, allein aber glücklich.
Letzte Nacht war es anders – sie wollten zusammen Bus fahren. Er musste am
nächsten Morgen früh zur Arbeit. Doch die beiden verpassten den Bus wegen
eines Vorfalls............Daher fuhren sie eine Stunde später bei ihrer besten
Freundin im Auto mit. Er saß direkt neben ihr – Beine und Arme berührten sich.
Es war für sie ein komisches Gefühl aber es war wunderschön- Diese Nähe –
Wärme.........
Zum Abschied sagte er diesmal nicht „komm gut heim“ sondern „schlaf gut“ und
das tat sie dann auch.

Wenn er nicht kommt denkt sie oft: „Wahrscheinlich ist es besser so“ Sie ist
nicht so locker drauf, wie sie es wäre wenn er da wäre. Sie oft in Gedanken
& so ein schlechter Gesprächspartner und später hasst sie sich dafür, denn
ihre Freundinnen brauchen auch sie einmal.
Und letzte Nacht ging sie allein heim, ohne ihn an diesem Abend gesehen zu
haben – er war nicht in der Kneipe.
Allein und mit etwas Sehnsucht im Herzen läuft sie nach hause. Es tröpfelt
und normaler weise hasst sie es, im Regen zu gehen v.a. in der Nacht.
Und normalerweise hat sie höllische Angst um Mitternacht die dunklen
Straßen, Gassen und Schotterwege zu laufen. Doch in dieser Nacht verspürt sie kaum
Angst. Die Dunkelheit, die Bäume, die sonst gespenstische Schatten werfen sind
ihr fast egal und wenig unangenehm.
Sie wünscht sich in dieser Nacht sogar den Regen herbei. Es solle doch bitte
schütten wie aus Kübeln. Damit sie pitschnass wird. WARUM?????
Sie weis es selbst nicht. Vielleicht um diesen kleinen Sehnsuchtgedanken an
ihn wegzuwischen.
Denn sie weis, dass sie ihn nicht lieben darf. Es würde keine Chance für sie
geben. Und verlieren will sie ihn auf keinen Fall, weil sie ihn liebt und er
ihr mittlerweile verdammt wichtig geworden ist.
Sie schaut noch ein wenig in den Sternenhimmel, sieht in die Richtung, wo er
wohnt, wünscht ihm vom ganzen Herzen eine gute Nacht und schläft
ein...............................................................und sie hoff weiter,
vielleicht irgendwann doch in seinen Armen liegen zu können. Irgendwann?

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 18.06.2003. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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