Diane Mathew
Die Geschichte von Vater und Sohn
Piet steht auf und geht in die Küche. Er holt die unansehnlich aussehende Wurst aus dem Kühlschrank, nimmt sich die letzte Scheibe Brot aus dem Brotkasten und sucht vergeblich Butter.
Sein Bein schmerzt wieder. Dieses verdammte Rauchen führt noch dazu, dass er sein Bein verliert... Gestern hat der Arzt ihm mitgeteilt, dass sein Körper der eines 80-Jährigen sei.
Dieses verdammte Rauchen...
Von oben dröhnt der Bass aus Nicos Zimmer. Der Junge schwänzt wohl wieder die Schule. Er endet sowieso wie er.
Piet isst das Brot und trinkt den Whisky direkt aus der Flasche. Was soll´s? Arbeit ist auch nicht das Wahre. So hat er wenigstens Zeit zum Fernsehen.
Es schellt. „Nico! Aufmachen!“ Es schellt wieder. „Verdammt noch mal! Nico! Aufmachen!“
Der Bass wird lauter.
Piet quält sich aus dem Sessel und wankt zur Tür. Dieses verdammte Bein! Vor der Tür steht der Postbote und schaut Piet missbilligend an. „Na, Herr Braun? Wieder gesoffen?“ Er reicht Piet einen Umschlag.
Piet zerreißt ihn vor den Augen des Postboten und schmeißt ihm die Tür vor der Nase zu.
Dann trinkt er den letzten Rest vom Whisky. „Soll´n die sich ihre Mahnungen doch sonst wohin stecken!“
„Nico! Hol was zu essen!“ „Nico! Komm sofort runter!“
Stille. Nichts als Stille. Als auch am Abend noch nichts zu hören ist, wankt Piet unter Schmerzen die Treppe hinauf. „Nico! Hol sofort was zu essen!“ Stille. Piet reißt die Tür des Kinderzimmers auf.
Vor ihm liegt der blutüberströmte Körper eines 12-Jährigen.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.10.2016.
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