Margrit Baumgärtner

Gestohlene Zeit

Da ist sie also wieder: Die gestohlene Stunde. So (un)heimlich man sie uns im Frühjahr genommen hatte, so hat man sie uns in einer Nacht-und-Nebel-Aktion wieder zurück gegeben. War das nötig? Kann man die Zeit nicht lassen, wie sie ist? Allerdings---ist sie nicht immer unberechenbar, wandelbar, unterschiedlich erlebt...

Wenn es nur die Sommer/Winterzeit wäre. Viel bedeutender ist die Erkenntnis, dass die Zeit immer schneller vergeht im Laufe der Lebensjahre. Scheinbar jedenfalls. Relativ und individuell. Wie kann es zu diesem Eindruck kommen? Die Wissenschaft erklärt es mit der ständigen Wiederholung der gleichen Lebensprozesse. Das Fehlen von Unbekanntem und Neuerungen lässt dieses Phänomen erklären? Man mag es nicht wirklich glauben...

Mit jedem neuen Lebensjahrzehnt scheint die Zeit schneller zu rennen...sie fliegt...sie huscht vorbei. Ein Jahr ist...nichts. Ein Monat...ein Hauch. Ein Tag...ein Wimpernschlag. Der Rückblick auf das Leben füllt viele Seiten - der Blick in die Zukunft ängstigt: Wie groß oder klein mag dieser Anteil an Tagen noch sein..?

Die Zeit gewinnt an Wert. Jede Minute. Aber jede Minute verliert an Reiz, weil sie uns nichts Neues mehr vermitteln kann. Die kindliche Neugier und der jugendliche Lebenshunger sind vorbei. Heute belächelt man diese Naivität. Das Leben hat uns nichts geschenkt, es zeigt uns die kalte Schulter, fordert: Sieh selbst, wie du klar kommst ! Und nun ?

Die Frage, was man mit seinem Leben gemacht hat, kann nur jeder Mensch für sich alleine beantworten. Habe ich meine Zeit so genutzt, wie ich es mir einst vorgestellt habe ? In ganz bescheidenem Maß kann ich für mich sagen: Ja. Kurz und bündig kann ich behaupten, im Rahmen meiner Möglichkeiten die Jahre gut und sinnvoll ausgefüllt zu haben. Das ist schon viel. Und relativ gesehen ein Erfolg. In Relation zu meiner Winzigkeit im Universum vielleicht auch ein Nichts. Wer will es beurteilen?

Meine Zeit habe ich wirklich zu MEINER Zeit gemacht. Das ist schon ein großes Glück. In diesem Sinne will ich die verbleibende Zeitspanne - wie "kurz" oder "lang" sie auch sein mag - intensiv erleben. Auch wenn diese Zeit galoppiert wie ein verschrecktes Pferd. Warte nur, eine Weile laufe ich noch mit.

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