Peter Biastoch

Problemesammler

Der Sammler von Problemen

Ein Wanderer ist auf dem Weg zu einem Gipfel.
Unterwegs stößt er mit seinem Fuß gegen einen Stein.
Er schimpft über den Stein und bemitleidet seine angeschlagenen Zehen.
Dann packt er den Stein in seinen Rucksack.
 
Etwas später liegt ihm wieder ein Stein im Weg, an dem er sich weh tut.
Auch diesmal schimpft er, bedauert sich und packt den Stein in den Rucksack.
 
So geht es ein geraumes Stück weiter.
Und wieder passiert ihm ein Missgeschick.
Er beschimpft wieder diesen Stein,
öffnet seinen Rucksack
und holt die bereits darin befindlichen Steine heraus.
Er betrachtet einen nach dem anderen,
erinnert sich an die Schmerzen,
die er bei jedem Stein verspürt hat,
schimpft darüber, dass er ihm im Weg lag
und packt dann alle zusammen wieder ein.
 
Da kommt ihm ein anderer Wanderer entgegen.
Beide machen eine Rast und der andere Wanderer will begeistert vom Gipfel erzählen.
Doch er kommt überhaupt nicht zu Wort.
Denn sofort beginnt unser Wanderer zu jammern und zu lamentieren.
Er holt Stein um Stein aus seinem Rucksack und erzählt zu jedem Einzelnen ausführlich dessen Geschichte.
(Da hat er ein super Gedächtnis!)
Nachdenklich verabschiedet sich derjenige, der vom Gipfel kam.
Und der andere packt alle seine Steine wieder ein und schleppt sich weiter.
Schon bekommt er seine Füße nicht mehr richtig hoch.
 
So wird sein Rucksack immer schwerer und schwerer.
Sein Groll auf die Gemeinheiten des Lebens, das ihm die vielen Steine in den Weg legt,
immer größer und größer.
Letztendlich gibt er sein Ziel – den Gipfel zu erreichen – auf.
 
Machen wir es nicht manchmal genauso?
Doch, was hat man davon?
Nimmt das irgendeinen, der erlittenen, Schmerzen weg,
wenn ich sie mir immer wieder und wieder in den Sinn zurück rufe?
Oder verlängert es nicht vielmehr das eigene Leiden?

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 11.11.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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