Andreas Vierk

Die Fakten im Fall Shaun (Ein Kriminalstück)





Als es an der Tür klingelte, stieg ich aus der Schlagsahne. Nicht, dass Sie jetzt denken, ich würde wie Kleopatra exotische Badeessenzen ausprobieren. Nein, ich war nur mit den Händen in der Schlagsahne und testete ab und zu am Schneebesen, ob ich mit dem Ergebnis zufrieden sein könnte, als es an der Tür klingelte. Ich rief Shaun zu, er solle öffnen gehen. Das tat ich natürlich im Scherz, denn ich wusste ja, dass Shaun schon sehr lange tot war. Ich hatte seine Überreste in einer Vitrine unter gebracht, wo man sie von allen Seiten gut sehen konnte, um seine Anatomie zu studieren.
Nein! Nein! Ich bin kein perverser Serienmörder!
Um es Ihnen gleich zu sagen: Shaun ist ein kleiner Trilobit. Das ist ein seit Urzeiten versteinertes Lebewesen, gerade so groß, wie eine Münze. Ich hatte ihn Shaun getauft, weil er mich mit seinem lustigen, strunzdummen Gesicht an Shaun, das Schaf erinnerte, den Protagonisten einer animierten TV-Serie.
Ich ging also selber an die Tür. Draußen stand, wie ich schon vorher vermutet hatte, der Postbote, ein kleines Päckchen für mich in der Hand. Ich hatte über das Internet einige gute Fossilien bestellt und konnte gar nicht erwarten, sie endlich genüsslich zu begutachten.
Ich hielt den Schneebesen empor. Mein Mund schäumte etwas, als ich dem Zusteller lachend für die anatomischen Leichenteile dankte, für die ich den Platz in der Vitrine schon eingeräumt hätte. Sie würden wunderbar zu Shaun passen, der zwar schon lange tot, aber trotzdem die Zierde meines Wohnzimmers sei. Den letzten Satz konnte ich dem Postboten nur nachrufen, als er durchs Treppenhaus hinunter stürzte. Mein Päckchen hatte er mir vor die Tür geworfen und zwei oder drei andere Päckchen und Briefe lagen auf den Treppenstufen. Ich konnte mir sein Verhalten nicht erklären…

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 20.11.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Andreas Vierk schreibt seit seinem zehnten Lebensjahr Prosa und Lyrik. Er verfasste die meisten der Gedichte des „Septemberstrands“ in den Jahren 2013 und 2014.

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