Manfred Bieschke-Behm

Adrians Abenteuer - Teil 3 Eine Weihnachtsgeschichte



 
Adrian hatte große Mühe die zwei Tage vor seiner großen Reise zur Erde einigermaßen ruhig zu bleiben. Was hätte er tun können? Wie die Zeit sinnvoll nutzen? Schön, er hätte seine Instrumente putzen können. Aber hatte er dazu Lust? Wohl kaum. Also hatte er nichts Besseres zu tun, als andere Engel bei der Arbeit zu stören. Im Gegensatz zu ihm hatten seine Geschwister alle Hände voll zu tun. Weder hatten die Engel Zeit sich mit Adrian zu unterhalten, noch hatten sie Lust über seine bevorstehende Reise zu sprechen. Allzu gerne wären sie selbst gerne zur Erde geflogen und waren deshalb ein wenig eifersüchtig. Adrian spürte, dass seine Anwesenheit nicht gewünscht war. Deshalb entschloss er sich zu seinem Musikinstrumentenschrank zu gehen und wenigstens die Trompete zu putzen. ‚Man kann ja nicht wissen’, dachte Adrian ‚vielleicht freut sich Petrus wenn ich ihm eine blankgeputzte Trompete präsentieren kann.’ Vom vielen putzen wurde Adrian müde. Ein Blick auf die Himmeluhr zeigte ihm, dass es auch Zeit war sich in sein Engelwolkenbett und zu schlafen.
 
Schon sehr früh, es war noch dunkel, ruckelte irgendwer an seinem Bett. „Aufstehen, du musst aufstehen“, hörte er jemanden sagen. Adrian rieb sich seine noch fast ganz geschlossenen Augen, blinzelte zwei drei Mal und sah in das Gesicht des Sekretärs. „Steh auf Adrian. Petrus will dich sehen und dir letzte Anweisungen geben bevor du zur Erde fliegst.“
Etwas umständlich rekelte sich Adrian aus dem Bett. Er machte drei Kniebeugen, streckte beide Arme in die Höhe, bewegte seine kleinen Flügeln hin und her und sagte mit fester Stimme: „Ich bin soweit!“
 „Willst du ungekämmt, ungewaschen, ohne dir die Zähne geputzt zu haben vor Petrus treten?“, fragte Hermestus etwas verdutzt und weiter: „Ich bin extra etwas früher gekommen damit du das Notwendigste erledigen kannst.“
„Ach du hättest deswegen nicht früher kommen müssen“, antwortet Adrian. „Ich hatte mich doch erst gestern gewaschen, mir die Haare gekämmt und... ich glaube auch die Zähne geputzt.“
Der Sekretär Hermestus verkniff sich ein Grinsen und schickte Adrian ins Bad mit dem Hinweis: „Und die Füße nicht vergessen!“
Sauber, gekämmt und Zähne geputzt stand Adrian jetzt vor dem Sekretär. Diese warf einen prüfenden Blick auf den Engel mit den kleinen Flügeln und forderte Adrian auf ihn zu folgen.
Wieder waren viele Flure abzulaufen und wieder hatte Hermestus Mühe die Bürotürklinke hinunterzudrücken.
Nachdem Petrus seine Gäste hereingebeten hatten sahen beide Petrus diesmal nicht hinter seinem Schreibtisch sitzen, sondern durch eines der großen Fernrohre blicken.
Der Sekretär räusperte sich und wollte damit sagen, dass er und Adrian da sind.
„Ich berechne gerade die günstigste Reiseroute für Adrian. Ich möchte nicht, dass er länger unterwegs ist, als unbedingt notwendig.“
Jetzt drehte sich Petrus um und betrachtete Adrian. Er betrachtete ihn wieder von oben bis unten. Diesmal blieb Petrus nicht bei den Füßen hängen sondern blickte Adrian ins Gesicht. 
„Scheint ja alles Tipp-topp in Ordnung zu sein. „Dann steht der Reise ja nichts mehr im Wege“, sagte der freundlich dreinblickendes Petrus zum strahlenden Adrian.
Adrian platze vor Neugierde und hatte keine Lust noch länger zu warten. Er wollte jetzt mit welcher Aufgabe Petrus ihn zur Erde schickt.
„Sag Petrus, was soll ich auf der Erde machen?“
Petrus sah Adrian an und verkündete: „Du wirst selbst herausfinden weshalb ich dich zur Erde geschickt habe. – Und nun schnapp dir deine geputzte Trompete und begebe dich auf die Reise. Ich wünsche dir viel Erfolg.“
Adrian ist aus zweierlei Gründen überrascht und etwas fassungslos. Erstens darüber, dass er selbst herausfinden soll was für eine Aufgabe er auf der Erde zu erledigen hat und zweitens, woher Petrus weiß, dass er seine Trompete geputzt hatte.
„Noch eine Frage Petrus. Woher weißt du das ich meine Trompete ...“
Hermestus zupft Adrian am Hemdärmel was bedeutete: komm jetzt. Wir können Petrus nicht mit derartigen Belanglosigkeiten belästigen.
Als der Sekretär und Adrian vor der Tür standen sagte Hermestus zu Adrian: „Dir dürfte nicht neu sein, dass Petrus alles sieht und alles weiß. Wäre dem nicht so, hieße er nicht Petrus.“
Das, was der Sekretär ihm gerade gesagt hatte, hatte Adrian in seiner Aufregung schon wieder vergessen. Aber eine Frage hätte er dennoch gerne Petrus gestellt. Nämlich die Frage wie lange er auf der Erde bleiben soll. Da Petrus ihm nicht mehr zur Verfügung stand fragte er den Sekretär.
„Deine Frage kann ich dir nicht genau beantworten. Erfahrungsgemäß bekommen Engel einen Hinweis, wenn ihre Mission auf der Erde beendet ist. Bei dir wird das nicht anders sein. – So und nun komm. Schnapp dir deine Trompete und finde dich beim Abflugschalter dreiundzwanzig ein.
 
Sanfte Landung. Adrian hatte seinen Flug gut überstanden und war froh, dass ihn Hermestus vor dem Abflug noch zur Kleiderkammer geschickt hatte. „Nur mit deinem Hemdchen bekleidet kannst du nicht zur Erde fliegen“, erklärte der Sekretär. „Erstens wirst du frieren, denn auf der Erde ist jetzt kalt und Zweitens soll du nicht als Engel erkannt werden.“
Ein bisschen gesucht hatte Adrian schon bis er das Richtige zum anziehen gefunden hatte. Letztendlich entschied er sich für eine dunkelblaue Hose und einem roten Pullover mit weißen Streifen. Auf den Kopf setzte Hermestus ihm eine rot-blau-karierte Pudelmütze mit weißer Bommel und für die Füße wählte er braune Stiefelchen aus.
‚Wenn ich gewusst hätte, dass ich Schuhe anziehen muss, hätte ich mir nicht die Füße gewaschen’, dachte Adrian und zog sich die Stiefelchen widerwillig an.
Beim Probelauf kam Adrian zufällig an einem Spiegel vorbei. Er erschrak. ‚Wer ist die Person, die mir gegenüber steht?’, fragte sich Adrian.  Nachdem er die Schrecksekunde überwunden hatte wagte er sich seinem Gegenüber zu nähern. ‚Irgendwie kommt mir die Person bekannt vor’, überlegte Adrian. „Haben wir uns schon Mal irgendwo gesehen“, fragte Adrian und verstand nicht, dass er keine Antwort bekam. Mutig geworden näherte er sich noch ein Stück seinem Gegenüber. Er rückte ihm so nahe, dass er mit seiner Nasenspitze die Spiegeloberfläche berührte und sich erschrak. Jetzt endlich bekam er mit, dass es keine fremde Person war die er sah, sondern das er es war den er sah. Adrian fing an zu lachen und machte vor dem Spiegel faxen. Er vergaß wie sooft die Zeit, und musste von Hermestus zum Aufbruch gemahnt werden.
„Halt!“, rief Adrian. „Halt! Ich habe meine Trompete liegen lassen.“
„Was man nicht im Kopf hat hat man in den Beinen“, erklärte der Sekretär und schickte Adrian zurück um seine Trompete zu holen. Nun war er endlich Abflugbereit.
 
In Adrians Kopf schien alles durcheinander zugeraten zu sein. Er sah Sterne die sich im schnellen Tempo um sich selbst drehten und spürte Kälte in seinem Gesicht. Er sah seinen Atem der sich wie langgezogene Wolken auftürmten und soviel angehäuften Schnee wie noch nie in seinem Leben. Wenn er im Himmel dazu abkommandiert war Schnee zur Erde zu schicken waren das immer nur Flocken. Dass durch Flocken solche Berge entstehen, hätte er sich nicht vorstellen können. Sehnsuchtsvoll schaute Adrian nach oben. Er hoffte dort Petrus zu entdecken oder wenigstens Hermestus seinen Sekretär. Keiner von beiden ließ sich ließ ausfindig machen. Jetzt wurde es Adrian so richtig bewusst, dass er auf sich allein gestellt war und zusehen musste, wie er klar kam.
Mit seiner unter den linken Arm geklemmten Trompete macht sich Adrian auf den Weg. Er hätte den Weg nach rechts nehme können, den Weg nach links oder den Weg geradeaus. Auch hinter ihm verlief ein Weg. Er hatte also vier Möglichkeiten. Adrian entschied sich für den linken Weg und stapfte dem Licht am Ende der Straße entgegen.
Plötzlich hörte er hinter sich glockenähnlichen Klang näherkommen. Adrian blieb stehen, blickte sich um und sah einen von zwei Rentieren gezogenen großen Schlitten. Auf dem Schlitten saß ein bärtiger weißhaariger freundlich dreinblickender alter Mann mit einer Nickelbrille auf der Nase. Er war in einen langen roten Mantel bekleidet der rundherum mit weißem Pelzstreifen eingefasst war.  Der Mantel besaß eine Kapuze an dessen Ende eine weiße Bommel hing. ‚Genau so eine, wie meine Pudelmütze eine hat’, denkt Adrian, als der Schlitten genau vor ihm zum stehen kam.
„Hast du Lust mitzukommen?“, erkundigte sich der Schlittenmann.
„Meinst du mich?“, erkundigt sich Adrian dem im Moment nicht ganz wohl ist.
„Ja ist denn sonst noch jemand hier?“
Adrian schaute sich um und sagte: „Nein, außer mir ist niemand hier.
„Na dann kann ich ja wohl nur dich meinen. – Also was ist? Hast du Lust zum mir auf den Schlitten zu steigen und über die Dörfer zu fahren?“
„Ich kenne dich nicht. Ich weiß nicht, ob das eine so gute Idee ist zu dir auf den Schlitten zu steigen.“
„Mein lieber Adrian, du kannst getrost aufsteigen. Dir passiert nichts, glaube mir.“
‚Woher kennt der Weißbärtige meinen Namen?’, denkt Adrian und schaut ihn entgeistert an.
Der Rentierschlittenführer merkte, dass Adrian verunsichert war und sagte zum ihm: „Sicherlich staunst du, dass ich dich bei deinem Namen nenne. Du musst wissen, dass ich, genau wie du, vom Petrus zur Erde geschickt wurde hat um wichtige Dinge zu erledigen. Momentan ist meine Hauptaufgabe Wunschzettel einzusammeln. Wie du sehen kannst, habe ich schon jede Menge Wunschbriefe in Säcken gesammelt und auf dem Schlitten gestapelt. Da ich noch längst nicht bei allen Kindern gewesen bin und die Zeit knapp wird könnte ich eine tüchtige Hilfe gut gebrauchen. – Aber nun habe ich dir noch immer nicht erzählt woher ich deinen Namen weiß. – Vor gut einer Stunde hatte ich mit Petrus telefoniert und ihm mein Leid geklagt. Er teilte mir mit, dass er dich zur Erde geschickt hat. Er hat mir beschrieben woran ich dich erkennen würde und hat es mir freigestellt dich um Mithilfe zu bitten. – So war das.“
Adrian schaute etwas ratlos und spürt niederrieselnden Schnee auf seiner Nasenspitze und glühenden Wangen.
„Woran hast du mich denn erkannt“, möchte Adrian wissen.
„Ganz bestimmt nicht an deinen sonst ständig schmutzigen Füssen. Die hast du ja heute in Stiefelchen versteckt.
Meinen Füße sind sauber, wollte Adrian entgegensetzen, ließ es aber.
 Ich habe Dich an deiner blauen Hose und deinem roten mit weißen Streifen versehenen Pullover erkannt und an den kleinen Flügel die sich auf deinem Rücken abzeichnen.
„Komm, steig auf“, sagt der Wunschzetteleinsammler und reicht Adrian die rechte Hand. Adrian springt auf, schmiegt sich an den roten Mantel und spürt wie sich die Rentiere und der Schlitten in Bewegung setzen.
„Wie heißt Du eigentlich?“, fragte Adrian.
„Man nennt mich in dieser Gegend Weihnachtsmann. Woanders heiße ich Knecht Ruprecht oder Heiliger Nikolaus. Manche nennen mich Väterchen Frost andere wieder Santa Claus. Ich habe viele Namen aber, egal wie man mich nennt, die Aufgaben sind überall gleich: ich bringe an Weihnachten die Geschenke.
Nun weiß Adrian Bescheid und freut sich auf das große Abenteuer Weihnachten.
 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 21.12.2016. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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