Letho

Der Garten

"Man hatte mich in diesen Innenhof gesetzt und alle Fragen, warum ich hier gelandet war, führten mich ins Nirgendwo. Als ich in der Lage war mich genauer umzusehen, da entdeckte ich, daß in dem Innenhof, der von wahnsinnig hohen Mauern umgeben war, auch in der Wand Tore eingelassen waren. Die Tore waren mir vorher nicht aufgefallen, aber neugierig wie ich war, reizte es mich durch die Spalten in den Türen auf das, was dahinter lag, zu blicken. Hinter der einen Tür erkannte ich einen Rosengarten, so wunderschön blühten die Rosen in allen Farben und voller Pracht. Der Duft ihres Blütenzaubers drang durch die Ritzen der Tür. Ich war ganz aufgeregt und wollte so gerne in diesen Garten, da entdeckte ich, daß der Tür Griffe wuchsen und ich sie öffnen konnte. Voller Freude ging ich in den Garten und war verzaubert, doch als ich eine von den Rosen anfasste, da stachen mich ihre Dornen in die Hand und ich blutete. Voller Entsetzen rannte ich fort; wohin, das weiß ich nicht, ich achtete nicht mehr auf irgendwas und blieb noch an vielen Dornen hängen, bis ich endlich wieder den sicheren Innenhof erreichen konnte.

Es dauerte lange, bis ich wieder neugierig genug war mir auch die andere Tür anzusehen. Ich versuchte durch die Ritzen zu schauen und sah einen traumhaften Garten, in dem Bäume mit Früchten aller Art standen. Die Bäume waren von malerischer Statur und die Früchte schienen prall gefüllt zu sein. Ich war begeistert und als ich mir überlegte, wie ich in diesen Garten wohl kommen würde, da wuchsen der Tür ebenso Griffe, wie es das letzte Mal schon bei der anderen gewesen war. Ich ging voller Freude und Neugier in den Garten und kostete von den Früchten. Das ging ein paar Tage so, bis ich eines Tages Früchte aß, die anscheinend giftig waren. Sie hatten doch so wunderschön ausgesehen.... So passierte es mir noch zwei Mal, da ich die Früchte, von denen ich wusste, daß sie gut für mich waren schon gepflückt hatte, so gut ich sie von unten hatte erreichen können, also musste ich neue ausprobieren und geriet dabei an die giftigen. Als ich es entgültig leid war, mich an neuen Früchten zu vergiften, da kletterte ich auf die schon bekannten Bäume und versuchte an die Früchte ganz oben zu kommen. Doch das Glück war mir nicht hold und der erste Baum hatte eine vermooste Rinde, ich rutschte ab und verletzte mich. Also versuchte ich es an einem anderen Tag bei einem der anderen Bäume und tatsächlich schaffte ich es bis fast nach ganz oben zu kommen und aß von den Früchten ganz oben, die voller Sonne waren und köstlich an Geschmack, daß ich alle Mühe und allen Schmerz schon vergessen hatte. Ich war so verträumt, daß ich unvorsichtig wurde, den Halt verlor und vom Baum fiel. Dabei zog ich mir viele Wunden durch jeden im Weg liegenden Ast zu und kam schmetternd auf dem Boden auf. Mit letzter Kraft zog ich mich angstvoll in den Innenhof zurück und zog beide Türen zu, auf daß ich nicht mehr in die Veruchung kommen würde mein Leben auf diese Art und Weise in Gefahr zu bringen. Aber eines Tages waren die Wunden verheilt und ich dachte daran, ob ich nicht etwas falsch gemacht hätte im Rosengarten und wollte noch einmal dorthin, weil ich sicher war nun die Gefahren zu kennen und die Farbenpracht reizte mich so sehr sie anzuschauen und anzufassen. Aber mein Gewissen meldete sich streng: "Geh nicht in diesen Garten, bedenke seine Tücke und wie sehr die Dornen dich verletzt haben, geh nicht in diesen Garten, oder ich garantiere für nichts." Als ich noch darüber nachdachte, da sah ich, daß der Rosengarten auch mit dem anderen Garten verbunden war und man in der Ferne schon die Bäume mit den prachtvollen Früchten sehen konnte und vor mir tat sich in den Rosen sogar ein Weg auf, damit ich zun dem prachtvollen Bäumen könnte, aber wieder warnte mich das Gewissen: "Wage es nicht diesen Weg zu nehmen und zu den Bäumen gehen zu wollen, erinnerst du dich nicht, das letzte Mal wärest du beinahe daran gestorben und manche Bäume haben dich vergiftet, es ist besser du bleibst im Innenhof, da kann dir gar nichts passieren." Ich wusste nicht, was ich tun sollte und haderte lange mit mir und meine Angst verhinderte daß ich in die, numehr miteinander verbundenen Gärten gehen würde. So brach die Zeit über alles und ich wurde sehr alt. Als ich wusste, daß ich nur noch einen Tag zu leben hätte, da ging ich das Wagnis ein und ging durch den Weg aus Rosen und roch an ihren Blüten, wobei ich versuchte die Dornen zu meiden, aber ich war schon so alt und verlor das Gleichgewicht und landete in den Rosen. Die Dornen schnitten mich tief, aber ich stand auf und wollte unbedingt noch in den Garten mit den Früchten und ich erreichte ihn bald, auf die Freude hier wieder zu sein, vergaß ich die Schnitte der Dornen. Ich aß reichlich von den Früchten, aber ich war schon zu alt und mein Gedächtnis war so schwach, also aß ich on den vergifteten Früchten und am Ende kletterte ich auf den Baum um dort auch die ganz prallen Früchte zu erreichen, aber ich hatte keine Kraft und kein Geschick mehr, also fiel ich vom Baum und brach mir das Genick.

Meine letzten Worte waren: " Ja wahrhaft mein treues Gewissen, recht hast du gesprochen, nie hätte ich in diese Gärten gehen sollen, du hattest immer recht, mit dem was du sagtest.......oder......ich habe mein ganzes Leben einfach weggeworfen....und alles falsch gemacht."

Eine einzelne Träne rann über mein Gesicht, bevor alles schwarz wurde.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 09.11.2001. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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