Robert Nyffenegger

Beim Hausarzt – eine Anleitung

Wechsle den Hausarzt möglichst bald. Er kennt Dich bestens, ist in seinen Diagnosen festgefahren, vor allem, wenn er sie noch im Computer festgehalten hat, denn dann sind sie für Jahrhunderte unverrückbar und ev. von vielen einsichtbar.
Sei ein Philanthrop und gönne einem jungen Doktor etwas Praxis. Er wird Dich durch die Mühle lassen und bestimmt noch etwas entdecken, sicher ist es unbedeutend, Du bist beruhigt, -das ist viel Wert- zumindest kannst Du dann etwas erzählen.
Natürlich wird Dich der junge Arzt nach Deinem früheren Arzt fragen, da Du Deinen alten Hausdoktor nicht verärgern willst – der vernimmt es ja vielleicht - dann sage einfach, der ist vor fünf Jahren gestorben, inzwischen warst Du im Ausland, im Kosovo und dort selten beim Doktor. Der junge Doktor wird nicht nachfragen, der kann kein albanisch. Aber jetzt Vorsicht nun, kommen die Fangfragen:
Rauchen, wenn Du fragst, was ist das, machst Du Dich verdächtig. Also sage einfach in der Familie gibt es weit entfernte Indianer und die würden hin und wieder rauchen, aber Du hättest das noch nie versucht und möchtest  auch nicht, dass er Dir das Rauchen verschreibt. Der Doktor ist begeistert, er hat die erste Pflichtfrage mit  Bravour gemeistert und spart Zeit, weil er keine Erklärungen abgeben muss.
Alkohol, den kennst  Du natürlich vom Fenster putzen. Also beim Blauen Kreuz bist Du nicht, das wäre übertrieben, es falle Dir sehr leicht abstinent zu sein. Bei Festivitäten würdest Du nur mit Süssmost anstossen und man hätte Dich noch nie mit Alkohol am Steuer erwischt. Jetzt ist der junge Doktor grenzenlos glücklich, das sieht man an seiner entspannten Miene und die Schnaps- Praline auf seinem Pult musst Du geflissentlich übersehen, denn schliesslich ist er der Doktor.
Medikamente, das ist die nächste Fangfrage. Du bist natürlich prinzipiell gegen alle Medikamente, nicht zuletzt auch wegen der Nebenwirkungen. Erwähne auf keinen Fall Viagra, Cialis, Levitra usw., sonst riskierst  Du ein langes intimes Gespräch, das Dir nur Unheil bringt, möglicherweise musst Du beim nächsten Besuch noch Deine Frau anschleppen. Der junge Doktor wird Dir nicht glauben, dass Du keine Medikamente nimmst, Du musst ihm folglich schon etwas anbieten. Du sagst: hin und wieder nehme ich homöopathische Medikamente und wenn`s hoch kommt ganz selten sogar pflanzliche Pillen. Homöopathische Arzneien seien  bei Dir stets erfolgreich, weil sie keine Nebenwirkungen hätten, dass sie auch nicht wirken, musst Du ihm nicht sagen, das weiss er.
Seine nächste Frage wird sein: was haben sie für Beschwerden, wie kann ich Ihnen helfen. Nun, da muss ich passen, schliesslich bist Du zum jungen Hausarzt gegangen und nicht ich. Wünsche Dir gute Besserung, herzlich Robert.
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