Die Bank
Die anderen saßen auf der Bank im Park und vergnügten sich damit, nacheinander mit einem Stöckchen Figuren in den Sand des Weges zu ritzen. Die jeweils anderen sollten dann raten, was sie bedeuteten.
Berta fand das langweilig. Sie riet immer daneben und wollte sich auf eine andere Bank in der Nähe zurückziehen. Auf der Bank sah es nicht besonders sauber aus, da waren dunkle Streifen. Als sie näher hinsah, bewegten sich die Streifen. Kleine Ameisen liefen auf dem einen nach rechts, auf dem anderen nach links. Das war etwas für eine kleine Spürnase.
Berta kniete sich vor die Bank, stützte sich auf die Ellenbogen, ohne die wandernden Streifen zu berühren. Die Ameisen, die nach rechts strebten, hielten zwischendurch immer einmal wieder an, berührten sich und krabbelten dann weiter. Die anderen in der Gegenrichtung verhielten sich anders. Sie hatten zum Teil kleine Sachen zu transportieren. Zwei Ameisen schleppten eine tote Fliege, die viel größer war als sie. Eine dritte und vierte Ameise kamen ihnen zu Hilfe.
Berta staunte. Das war fast wie in einer Familie, die einkaufen gewesen war und nun die Taschen gemeinsam nach Hause brachte. Berta verfolgte fasziniert den Weg bis zum Bankende. Da war aber kein Zuhause für die Ameisen, da war nur Luft.
Aber nein, der Weg bog kurz vor dem Ende der Bank ein wenig in Richtung auf den Befestigungsbalken der Lehne. An ihm krabbelten die Ameisen herunter, ohne die Fliege zu verlieren. Berta rutschte ein wenig und verfolgte die fleißigen Tierchen auf ihrem weiteren Weg. Nicht weit entfernt stand ein Abfalleiner auf einem befestigten Untergrund aus Betonplatten. Auf den Platten neben den Ritzen lagen kleine Sandhäufchen mit einem Loch in der Mitte, das in den Zwischenraum führte. Da hinein verschwanden die Tiere, andere kamen aus einem anderen Sandhäufchen heraus.
Wie weit mussten die Ameisen wohl gehen, bis sie etwas zu Essen fanden, um es dann zurück zu schleppen? Wurden sie nicht ganz müde davon?
Berta beschloss, es ihnen heute etwas leichter zu machen. Sie ging dahin, wo der Picknickkorb stand und holte einen Butterkeks. Den zerbröckelte sie ganz fein und streute die Krümel auf die Bank. Sofort befühlten die Tiere die unbekannten Krumen, drehten sie um. Manche nahmen sie, und ab ging es in die andere Richtung!
Greta rief zum Aufbruch. „Mama, ich habe die Ameisen gefüttert!“ verkündete Berta stolz. Greta musste mit zur Bank und sich die Ameisenstraßen ansehen. „Na, hoffentlich schmecken die Krümel ihnen genauso gut wie dir die Kekse“, meinte Greta. „Sicher kriegen sie so feine Sachen nur einmal im Jahr.“
„Warum nur einmal. . . wir können doch wiederkommen und ihnen wieder welche schenken.“
© I. Beddies
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.02.2017.
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