Irene Beddies

Die Bank

Die Bank

Die anderen saßen auf der Bank im Park und vergnügten sich damit, nacheinander mit einem Stöckchen Figuren in den Sand des Weges zu ritzen. Die jeweils anderen sollten dann raten, was sie bedeuteten.

Berta fand das langweilig. Sie riet immer daneben und wollte sich auf eine andere Bank in der Nähe zurückziehen. Auf der Bank sah es nicht besonders sauber aus, da waren dunkle Streifen. Als sie näher hinsah, bewegten sich die Streifen. Kleine Ameisen liefen auf dem einen nach rechts, auf dem anderen nach links. Das war etwas für eine kleine Spürnase.

Berta kniete sich vor die Bank, stützte sich auf die Ellenbogen, ohne die wandernden Streifen zu berühren. Die Ameisen, die nach rechts strebten, hielten zwischendurch immer einmal wieder an, berührten sich und krabbelten dann weiter. Die anderen in der Gegenrichtung verhielten sich anders. Sie hatten zum Teil kleine Sachen zu transportieren. Zwei Ameisen schleppten eine tote Fliege, die viel größer war als sie. Eine dritte und vierte Ameise kamen ihnen zu Hilfe.

Berta staunte. Das war fast wie in einer Familie, die einkaufen gewesen war und nun die Taschen gemeinsam nach Hause brachte. Berta verfolgte fasziniert den Weg bis zum Bankende.  Da war aber kein Zuhause für die Ameisen, da war nur Luft.

Aber nein, der Weg bog kurz vor dem Ende der Bank ein wenig in Richtung auf den Befestigungsbalken der Lehne. An ihm krabbelten die Ameisen herunter, ohne die Fliege zu verlieren. Berta rutschte ein wenig und verfolgte die fleißigen Tierchen auf ihrem weiteren Weg. Nicht weit entfernt stand ein Abfalleiner auf einem befestigten Untergrund aus Betonplatten. Auf den Platten neben den Ritzen lagen kleine Sandhäufchen mit einem Loch in der Mitte, das in den Zwischenraum führte. Da hinein verschwanden die Tiere, andere kamen aus einem anderen Sandhäufchen heraus.

Wie weit mussten die Ameisen wohl gehen, bis sie etwas zu Essen fanden, um es dann zurück zu schleppen? Wurden sie nicht ganz müde davon?

Berta beschloss, es ihnen heute etwas leichter zu  machen. Sie ging dahin, wo der Picknickkorb stand und holte einen Butterkeks. Den zerbröckelte sie ganz fein und streute die Krümel auf die Bank. Sofort befühlten die Tiere die unbekannten Krumen, drehten sie um. Manche nahmen sie, und ab ging es in die andere Richtung!

Greta rief zum Aufbruch. „Mama, ich habe die Ameisen gefüttert!“ verkündete Berta stolz. Greta musste mit zur Bank und sich die Ameisenstraßen ansehen. „Na, hoffentlich schmecken die Krümel ihnen genauso gut wie dir die Kekse“, meinte Greta. „Sicher kriegen sie so feine Sachen nur einmal im Jahr.“

„Warum nur einmal. . . wir können doch wiederkommen und ihnen wieder welche schenken.“

© I. Beddies


.

Vorheriger TitelNächster Titel
 

Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Irene Beddies).
Der Beitrag wurde von Irene Beddies auf e-Stories.de eingesendet.
Die Betreiber von e-Stories.de übernehmen keine Haftung für den Beitrag oder vom Autoren verlinkte Inhalte.
Veröffentlicht auf e-Stories.de am 22.02.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

Die Autorin:

Bild von Irene Beddies

  Irene Beddies als Lieblingsautorin markieren

Buch von Irene Beddies:

cover

In Krollebolles Reich: Märchen von Irene Beddies



Irene Beddies hat in diesem Band ihre Märchen für Jugendliche und Erwachsene zusammengestellt.
Vom Drachen Alka lesen wir, von Feen, Prinzen und Prinzessinnen, von kleinen Wesen, aber auch von Dummlingen und ganz gewöhnlichen Menschen, denen ein wunderlicher Umstand zustößt.
In fernen Ländern begegnen dem Leser Paschas und Maharadschas. Ein Rabe wird sogar zum Rockstar.
Auch der Weihnachtsmann darf in dieser Gesellschaft nicht fehlen.

Mit einer Portion Ironie, aber auch mit Mitgefühl für die Unglücklichen, Verzauberten wird erzählt.

Möchtest Du Dein eigenes Buch hier vorstellen?
Weitere Infos!

Leserkommentare (2)

Alle Kommentare anzeigen

Deine Meinung:

Deine Meinung ist uns und den Autoren wichtig!
Diese sollte jedoch sachlich sein und nicht die Autoren persönlich beleidigen. Wir behalten uns das Recht vor diese Einträge zu löschen!

Dein Kommentar erscheint öffentlich auf der Homepage - Für private Kommentare sende eine Mail an den Autoren!

Navigation

Vorheriger Titel Nächster Titel

Beschwerde an die Redaktion

Autor: Änderungen kannst Du im Mitgliedsbereich vornehmen!

Mehr aus der Kategorie "Leben mit Kindern" (Kurzgeschichten)

Weitere Beiträge von Irene Beddies

Hat Dir dieser Beitrag gefallen?
Dann schau Dir doch mal diese Vorschläge an:

Wendel: Auf dem Friedhof von Irene Beddies (Gute Nacht Geschichten)
Klein Martin möcht Sankt Martin sein von Christa Astl (Leben mit Kindern)
... Angstfalle I.Q.-Test ... von Fritz Lenders (Fragen)

Diesen Beitrag empfehlen:

Mit eigenem Mail-Programm empfehlen