Wenn man lange lebt, hat man meist viele Freunde. Sie kommen, sie gehen, verschwinden im blauen Dunst der Zeit. Von manchen trennt man sich, einfach so, weil man sich nicht mehr sieht, aus welchem Grund auch immer z.B. wie es bei meinem Freund ging, dem Hochstapler, sass er doch fünf Jahre im Gefängnis. Dort sind die Begegnungsmöglichkeiten zeitlich etwas eingeschränkt.
Mein Freund war –möglicherweise ist - ein grosser stattlicher Mann mit Schnauz und dichten schwarzen Haaren, modischer Brille. Freundlich, zuvorkommend und mit patentem Mundwerk, das gewähltes Wort sprudelt, sehr überzeugend. Von Beruf machte er in Immobilien, Kauf und Verkauf und Bauprojekte. Früher war er Tankwart, das habe ich später vernommen. Seine Freundin, ein fantastisches Weibsbild mit besten Manieren, auffallender Maniküre und flott kostümiert, war Friseuse mit Geschäft.
Wo und wie wir uns kennen lernten, tut hier nichts zur Sache.
Wir pflegten verlängerte Wochenende in Frankreich zu machen, immer zu Viert.. Natürlich stiegen wir nur in erstklassigen Hotels ab. Ende der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts war das finanziell noch verkraftbar.
Mein Freund kannte nur ein Wort Französisch und das war „Bouchon“, möglicherweise geht es dem Leser auch so, das heisst „Zapfen“. Der ganze Satz würde heissen: « Il y a du bouchon dans ce vin. » = Der Wein hat Zapfen. Abends orderten wir meist ein Fünf- oder noch mehr- Gang Dinner und bestellten einen vorzüglichen französischen Wein, immer Bordeaux.
Mein Freund pflegte gekonnt den Weinkelch zu schwenken – dreimal -- schnupperte denn Weinduft und sagte mit gequälter Stimme und hochgezogenen Augenbrauen „Bouchon!!“
Wieso die erste Flasche Wein jedes Mal Zapfen hatte, kann ich mir auch nicht erklären. Auf jeden Fall war es ein echtes Zeremoniell.
Nun ergab es sich zu den Zeiten (1978), dass Sophia Loren einen Film unter anderem mit Max von Sidow in der Schweiz drehte. Es war ein Action- und Abenteuerfilm «Brass Target». Mein Freund meinte, wir könnten die Zwei doch zu einem üppigen Abendessen ins Fünfstern Hotel einladen. Wie es mein Freund, der Hochstapler, schaffte, habe ich nie in Erfahrung gebracht. Überhaupt hat er mich leider nie in seine speziellen Überredungs- und anderen Künste eingeweiht.
Auf jeden Fall haben wir zwei mit unseren Frauen zusammen einen herrlichen Abend mit Sophia Loren – ich sass zu ihrer rechten Seite – und Max von Sidow verbracht, wobei der sprachliche Part italienisch und englisch von meiner Frau und mir übernommen wurde.
Der geneigte Leser wird nun begreifen, dass ich nach diesem Ereignis absolut keine Lust verspüre den Papst um eine Audienz zu bitten.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 19.03.2017.
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