Richard von Lenzano
Türkei - Das Urlaubsland?
09.03.-30.03.2017 - Teil 2
(von Anne und Richard von Lenzano)
Donnerstag, der 09.03.2017
Obwohl die Regierung der Türkei zurzeit, vor allen Dingen in Deutschland, absolut und verstärkt Werbung für das Referendum in der Türkei am 16.04.2017 betreibt, ist hier in der Türkei (jedenfalls in der Ferienregion) fast kein einziges Plakat zu sehen. Für uns Touristen ist das sehr wohltuend. Wenn wir uns mit jüngeren oder älteren Türken unterhalten haben, trafen wir immer wieder auf Wohlwollen und Achtung von uns Deutschen. Ein junger Mann sagte uns:
„Erdogan ist nicht die Türkei und - die Türkei ist nicht Erdogan!“
Dieser Satz sagt alles und bedarf deshalb keiner weiteren Interpretation.
Nach diesem politischen Abstecher befanden wir uns wieder im Bus auf der Fahrt zu unserem Hotel. Wir kamen in die Stadt Gündogdu und der Busfahrer hielt vor unserem 5-Sterne-Hotel, dem Trendy Aspendos Beach.
Wir hatten gerade das Gepäck ausgeladen, als auch schon ein Page kam, uns die schweren Koffer abnahm und sie an der Rezeption deponierte. Dort wurden, wie üblich, unsere Ausweise kopiert und wir bekamen unsere Zimmerkarten. Dem Pagen folgend, der wieder unser Gepäck schob, kamen wir auf direktem Weg zu unserem Zimmer und konnten dort alles abstellen.
Anne und ich gingen sofort zum Balkon, denn wir hatten Hotelzimmer mit Meerblick gebucht. Doch, welche Enttäuschung! Genau gegenüber war ein großer Wohnflügel des Hotels. Wir suchten das Meer und haben es letztlich auch gefunden. Leider nur ca. 20 Zentimeter, wenn wir uns weit über den Balkon lehnten und - nach rechts schauten.
Bedrückt gingen wir zum Abendessen, danach zur Rezeption, um eine Erklärung für den „Meerblick“ zu bekommen. Der diensthabende Rezeptionist hörte sich unser Problem an, machte sich Notizen und bat uns, am anderen Morgen nach dem Frühstück bei der Rezeption zu erscheinen.
Anne und ich machten danach einen Rundgang, um das Hotel und die Örtlichkeiten zu erkunden.
Die Rezeption ist ein 3-stöckiger Rundbau, der architektonisch sehenswert ist. Er ist so angelegt, dass alle Gänge der verschiedenen Blocks sternförmig angeordnet in der Rezeption zusammentreffen. Dies gilt für alle Etagen.
Großangelegte und gut ausgestattete Speisesäle machten es leicht, sich einen Platz auszusuchen. Vorher durchquert man eine gewaltige Anrichte, in der alle warmen und kalten Speisen angeboten werden. Die Auswahl war „wahnsinnig“ großzügig und vielseitig.
Es gab Gerichte für jede Konfession und für jeden Geschmack. Ungefähr 30 Salate mit über 20 Saucen standen in der Salatbar, Fische, Shrimps, Krabben vervollständigen die Auswahl.
Warme Speisen standen mittags und abends in reicher Auswahl zur Verfügung. Man konnte frisch zubereitete Krabbenpfannen bekommen (Krabben, verschiedene Salate, Mais, Zwiebeln, Gewürze), frisch zubereiteten gegrillten Fisch, Eierspeisen und als Highlight gab es schön dekorierte separat gestellte große Shrimps.
Man muss wissen, dass es in den Hotels, auch in den Familien der Türken, kein Schweinefleisch verwendet wird, da die Türken überwiegend Moslems sind. Bei Brot und Brötchen muss man sich ein wenig umgewöhnen. Sie sind genauso gut wie bei uns, aber wesentlich kleiner. In der Bäckerei wird viel mit Mohn und Sesam gearbeitet. Aber, Brot wie Brötchen sind genauso schmackvoll, wie bei uns und immer frisch.
Zum Finale geht das süße Buffet in die Vollen. Süßigkeiten über Süßigkeiten, aller Arten und in allen Farben sind aufgetischt. Manches kannten wir, aber vieles ist selbst uns neu gewesen.
In Richtung Ausgang befand sich dann noch die Obsttheke mit jeder Menge frischen sowie eingelegten Früchten aus aller Welt und in allen Farben.
Dann folgte noch ein Highlight, die Eisbar. Zu allen Mahlzeiten ist sie geöffnet und mit Personal besetzt. Alle uns bekannten Eissorten waren jederzeit zu erhalten. Bei so viel Auswahl musste man schon auf sein Gewicht achten um nicht total außer Form zu geraten.
Freitag, der 10.03.2017
Nach ruhiger Nacht und gutem Frühstück gingen wir zur Rezeption. Der Rezeptionist händigte uns eine andere Zimmerkarte, für einen anderen Block aus, bat darum, den Raum anzusehen, ob er unseren Wünschen entsprach. Anne und ich begaben uns auf Suche nach dem neuen Zimmer. Es war in einem anderen Nachbarblock und zwar im 3. Stock. Ich schob die elektronische Zimmerkarte in das Schloss und ging ins Zimmer. Sofort war zu erkennen – wir hatten Meerblick! Wir betraten den Balkon und stellten fest, dass wir von links nach rechts Meerblick hatten – mehr Meerblick war nicht möglich. Wir sahen uns an und freuten uns, dass es so schnell geklappt hat.
Sofort gingen wir zur Rezeption, bekamen grünes Licht und konnten einen zügigen Zimmerwechsel ohne Komplikationen durchführen. Unser Dank gilt dem Management. Organisatoren.
Samstag, der 11.03.2017
Sonne.
Sie schien den ganzen Tag. Wir genossen sie reichlich aber leider war Baden im Freien noch nicht angesagt. Das Aspendos Beach hat einen eigenen großen Strand mit entsprechenden Liegen und reichlich Schutz vor zu viel Sonne. Das Mittelmeer sowie der riesige Pool waren noch zu kalt, um das nasse Element zu genießen. In ein paar Tagen würde alles anders aussehen.
Anne und ich lagen nachts im Bett, als wir durch laute Geräusche geweckt wurden. Draußen herrschte ein Gewitter der schlimmsten Kategorie. Es blitze und donnerte, Regen prasselte auf die Balkons und setzten sie unter Wasser. Alle Dachrinnen konnten das Wasser nicht mehr aufnehmen, es schoss in großen Strömen von den Dächern. Dieses Szenario dauerte etwas über 12 Stunden – ein Erlebnis, was uns in unserem bisherigen Leben noch nie so beindruckt und teils sogar verängstigt hat.
Aber, das Gewitter hörte auf, der Regen setzte aus und – die Sonne schien einfach wieder – als wäre nie etwas gewesen. Sofort wurde es wieder wärmer und man konnte sich gut um Freien aufhalten.
Folglich machten Anne und ich eine Erkundungstour in den Ort und landeten wo?? Natürlich im Bazar. Alle, aber auch alle Händler wollten etwas verkaufen, waren aber nicht aufdringlich sondern nett und höflich.
Die politische/wirtschaftliche Lage hat sich in der Türkei verändert. Dadurch bedingt haben viele Touristen/Gäste zunächst keine Buchungen für die Türkei vorgenommen. Am meisten findet das Fernbleiben der Touristen Auswirkungen in den vielen Hotels und den Kleinhändlern im Bazar. Da sie kaum andere Einkommen haben, müssen sie im Moment alles einschränken.
Ein Kellner zum Beispiel verdient hier im Monat zwischen 200 – 300 Euro. Das ist nicht übermäßig aber, mit den Trinkgeldern (bei vollen Hotels) verdienen sie unter Umständen ein Mehrfaches von ihrem Gehalt. Allerdings müssen davon Rücklagen für den Winter geschaffen werden, wenn der Tourismus abflaut.
Bei den Händlern im Bazar hatte man so gut wie keine Sprachschwierigkeiten – es war immer einer da, der deutsch oder englisch sprach. Viele Händler waren in der Vergangenheit in Deutschland, haben dort gearbeitet, gespart um sich hier selbständig zu machen. Und nun diese Touristenflaute. Die Stimmung war gedrückt, aber nicht hoffnungslos.
Zum Beispiel betrieb ein Händler einen Stand mit den verschiedensten Textilien. Vor seinem Laden hatte er ein Schild stehen mit den deutschen Worten:
Wir haben
für jeden Arsch
die passen Hose
Das Schild war unter eine Jeanshose platziert und ich fand, dass es ein echter Gag war. Ich habe den Händler angesprochen und angeboten, die Fehler zu korrigieren. Wollte er nicht, da er es mit „Absicht“ falsch geschrieben hatte. Auch eine gute Werbestrategie.
Hier muss ich einmal einfügen, dass meine Frau und ich nicht zum ersten Mal in der Türkei sind. Wir waren schon häufiger hier und wollten zunächst wegen der „politischen Geplänkel“ vorerst nicht wieder hierher kommen.
Da es aber in der Türkei selbst ruhiger zuging und es keine Warnungen der Deutschen Botschaft gab, haben wir uns entschlossen, wieder einmal nach Side zu fliegen. Wir haben es bisher nicht bereut.
Nachmittags hatten Anne und ich eine Verabredung zum hoteleigenen Hamam. Dieser wir auch als „Türkisches Bad“ oder „Orientalisches Bad“ bezeichnet. Ich selbst habe den Hamam in einem unserer letzten Türkeibesuch kennengelernt und finde ihn sehr gut.
Wir gingen zur dortigen Rezeption und meldeten uns an. Wir bekamen dann einen Termin, zu dem wir beide uns dann in Badeanzügen und Bademantel einfanden. Alles bis auf Badeanzüge bzw. Badehose wurde abgelegt, es ging in einen Raum, der einem alten Kellergewölbe nachempfunden wurde. Links und rechts standen zwei große hohe Steinblöcke mit Steinplatten, welche von innen beheizt waren. Alles war aus Stein und zwei große Wasserzapfstellen befanden sich in die Wände integriert. Unter den Wasserhähnen für kaltes und heißes Wasser standen große Steinbehälter, in die das heiße Wasser floss.
Anne und ich bekamen ein rot-weiß-kariertes Tuch, das auf die warmen „Steintische“ gelegt wurde. Beide sahen wir uns in dem Gewölbe um, genossen die wohltuende Wärme und die angenehme Luftfeuchtigkeit.
Nach einigen Minuten kamen zwei Therapeuten in den Raum. Ein Türke kümmerte sich um Anne, während ich von einer Philippinin in Empfang genommen wurde. Da nun bei Anne und mir dieselbe Prozedur erfolgte, beschreibe ich hier lediglich meine Eindrücke und Empfindungen.
Ich musste mich bäuchlings auf den Tisch legen, meine Stirn lag auf einem zusammengelegten Frotteetuch. Meine Therapeutin kam mit einer vollen Schöpfkelle und begießt meinen Körper von den Zehen an mit heißem Wasser.
Zunächst empfand ich ein komisches Gefühl, weil die „Güsse“ langsam und gezielt erfolgten und nicht einfach nur so drauf. Nach kurzer Zeit kehrte ein wohliges Empfinden ein und ich ließ meine Seele einfach baumeln, nahm alles in mich auf und – genoss es.
- wird fortgesetzt -
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.03.2017.
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