Hartmut Wagner

Kibbuz des Verlangens oder eine Bischöfin kommt angesäuselt

Die evangelische Kirche schreibt einen Geschichtenwettbewerb über die göttliche Zusage
"So viel du brauchst" aus, und zahlt 3000 Euro für den ersten, 2000 für den zweiten und
1000 für den dritten Preis. Wenn ich teilnehme, bringt mir das also im besten Fall
dreitausend Euro ein. Aber niemand, der nicht selbst Leserbriefe, Gedichte, Romane,
Essays und Geschichten schreibt, kann ermessen, wie schwierig es ist, nur eine einzige
Seite stilistisch halbwegs perfekt und inhaltlich ebenso anspruchsvoll zu formulieren. Von
daher stimmt der Betrag so einigermaßen, ist aber keineswegs als üppiges Honorar
anzusehen.
Na ja, viele Mitglieder verlassen die evangelische Kirche. Auch ich selbst bin vor einem
halben Jahr ausgetreten. Die Kirchensteuer schrumpft. Kirchen stehen zum Verkauf. Ein
ehemaliges Martin-Luther-Haus im Dortmunder Norden dient heute als Moschee.
Offensichtlich braucht die Kirche mehr Geld, als sie hat. Doch immerhin handelt es sich
hier um die evangelische Kirche, eine riesige Gemeinschaft, dem Gebot der Nächstenliebe
verpflichtet, aus Kirchensteuermilliarden, 2007 nach Wikipedia knapp 4, 2 Milliarden Euro,
und staatlichen Subventionsmillionen üppig finanziert und mit Pfarrern sowie Bischöfen
gesegnet, deren saftige Gehälter jeweils zwei Drittel der Kirchensteuereinnahmen
verschlingen.
Nach dem Internetportal fowid, Fassung vom 05.09.2011 gilt: "Beide Kirchen stufen Pfarrer
zunächst nach A 13 (wie Regierungsrat ) und nach 13 Dienstjahren fast überall nach A 14
( wie Oberregierungsrat) ein. Die Mieten tragen bis zu 135 Quadratmetern (A 13) bzw. 150 Quadratmetern (A 14)
die Gemeinden. Die Höhe des monatlichen Pfarrer-Durchschnittseinkommens, 5.000 E,
erscheint eher zu niedrig geschätzt. Bischöfe besoldet in der Regel der Staat. In den
westlichen Bundesländern beziehen sie ein Gehalt der Besoldungsstufe B 6 (8.027,50 Euro),
Erzbischöfe B 10 (11.076,62 Euro), in München sogar B 11 (11.507,27 Euro). Oft wohnen sie
mietfrei und verfügen über Dienstfahrzeuge mit Chauffeur (meist Mercedes S-Klasse). Ihr
Monatseinkommen liegt mit Zulagen und geldwerlen Vorteilen bei ca. 10.000 bzw. 12.500
Euro (München 13.000 Euro). Ihre Pension macht 71,75 % dieses Gehaltes aus."
Wenn die Organisation derartiger Sehr-Gut- und Besserverdiener einen
Schreibwettbewerb unter dem Titel "So viel du brauchst" ausschreibt, reicht dann die
Bezeichnung "Heuchelei" noch aus oder trifft in diesem Fall das stärkere Hauptwort
"Unverschämtheit" den Sachverhalt nicht wesentlich genauer? 6000 Euro Preisgelder für
arme Poeten aus dem Geldbeutel einer immer noch reichen Volkskirche?

Günter Grass würden sie nicht einmal dazu bewegen, den Bleistift aus dem Schrank zu holen, um einen
holprigen antisemitischen Vierzeiler zusammen zu stoppeln. Für die Alimentation
bedürftiger Schreiberlinge reichen die Preisgelder vielleicht gerade. Doch welch ein
Fliegenschiss im Vergleich zu dem Scherflein der armen Witwe!

Ein blödes Thema: "So viel du brauchst." Dazu fällt mir wirklich kaum etwas ein. Gehe ich
also eine Runde spazieren oder drehe eine kleine Runde mit dem Rennrad! Es regnet. Da
laufe ich ein Bisschen vor dem Schreibtisch auf und ab. ln der Bibel lebt der Mensch nicht
vom Brot allein und die Lilien auf dem Felde arbeiten zwar nicht, der Herr ernährt sie
aber trotzdem. Die Volkswirtschaftslehre dagegen präsentiert als Fundament der
Maslowschen Bedürfnispyramide die Existenzbedürfnisse: Nahrung, Kleidung, Wohnung.

Die Kirchen und ihre Einrichtungen, nach der öffentlichen Hand zweitgrößter Arbeitgeber
Deutschlands, beschäftigen 400-Euro Kräfte, meist Kräftinnen, und entlassen - ganz
unchristlich - fest eingestellte Arbeitskräfte, um sie als schlechter bezahlte Leiharbeiter
wieder einzustellen.

Deutsche Hartz-IV-Empfänger müssen von 364 Euro leben,
Asylbewerber, erhalten noch weniger. Es gibt 400-, ab 2013, wie toll, 450-Euro-Jobber.
Chinesische Wanderarbeiter schuften unter fragwürdigen Bedingungen für 175 Euro 12
Stunden am Tag und kubanische Greisinnen erhalten zehn Euro Rente. Die Beträge
müssen bei allen einen ganzen Monat reichen. Wie das gehen soll, kann ihnen vielleicht
einmal einer der 5000 Euro-Gemeindepfarrer erklären.

Also, im Moment brauche ich Ideen. Die kann man zwar nicht essen, aber ohne sie gibt es kein Essen. lm Internet
müsste doch unter: brauchen, gebrauchen, verbrauchen, missbrauchen, Brauch,
Gebräuche einiges zu erfahren sein. ich gebe einfach mal bei Google: "So viel du
brauchst" ein. Aha, "So viel du brauchst" lautet das Kirchentagsmotto für den
Hamburger evangelischen Kirchentag Anfang Mai 2013. Es stammt aus dem Alten
Testament, dem 16 Kapitel des zweiten Mosebuches, dem Buch Exodus, Auszug.

Viele Internetseiten beschäftigten sich mit der Losung.
Sie prangt unübersehbar auf ihnen und auf dem Foto eines blauen Transparentes, das
sehr erhöht vom Turm des Hamburger Michels leuchtet. Wer braucht eigentlich so viele
Netseiten über das Kirchentagsthema, steht doch fast überall das Gleiche
drauf? Tatsächlich belehren viele den Leser:
"Das Motto entstammt einer Geschichte aus der vierzigjährigen Wanderung des Volkes
Israel durch die Wüste Sinai. Dorthin war es vor der Versklavung beim Pyramidenbau in
Ägypten geflohen. Jahve, sein Gott, wollte es in der heißen, wasserlosen Einöde nicht
verhungern lassen. Deshalb ließ er Wachteln und Manna vom Himmel fallen. Jeder lsraelit
sollte sich nehmen, so viel er brauchte. Einige bekamen den Hals nicht voll. Sie rafften
mehr Manna zusammen, als sie an einem Tag essen konnten. Darüber ergrimmte Jahve.
Er ließ die Speise verderben, die wie Brötchen mit Honig schmeckte."

"Die Geschichte soll Kirchentagsbesucher zum Nachsinnen über die Aussage: "So viel du
brauchst" veranlassen. Besonders möchten doch die Leute Ungerechtigkeiten in der
gegenwärtigen Arbeitswelt, die Integration der Menschen fremder Herkunft in die deutsche
Gesellschaft und die Armut in den Entwicklungsländern bedenken, bei Diskussionen, in
Gottesdiensten, Workshops, Musikveranstaltungen und auf vielen anderen Events des
Kirchentages. Der Präsident und die Generalsekretärin des Kirchentages sowie
die Bischöfin der neu gegründeten Nord-Landeskirche als Gastgeberin hatten in Reden,
Predigten und Dokumenten gleich lautend eine derartige inhaltliche Festlegung des
kirchlichen Großereignisses gefordert.

lm Internet vernahm ich auch die freundliche Stimme einer Pfarrerin. Selbige war in einer Morgenandacht des Norddeutschen
Rundfunks ausdrücklich auf die Ausführungen der genannten vorgesetzten
Glaubensschwestern und des präsidialen Bruders in Christo eingegangen, hatte also im
Wesentlichen lediglich deren Ausführungen paraphrasiert und auf das Niveau der
theologisch ungebildeten morgendlichen Rundfunkhörer abgesenkt. Aber das ist noch
nicht die vollständige Netz-Ausbeute.

Eine Musikgruppe des Namens "Die seltsamen Heiligen" singt auf der weltweit zugänglichen Datenautobahn "So viel du brauchst" als
Kirchentagsschlager. Selbstverständlich spielt darin die Güte Gottes keine gänzlich
unwesentliche Rolle.

lch klapp jetzt mal den Laptop zu. Mein Wissen, eigene Ideen,
Intuition und schöpferische Energie helfen vielleicht die Abhängigkeit vom zwar Iöblichen,
aber auch gefährlichen lnformationstank zu überwinden. Ich kreise noch etwas um den
Schreibtisch. Die einander höchst ähnlichen Worte des Kirchentagspräsidenten, seiner
zwei Funktionärinnen-Kolleginnen, der Rundfunkpfarrerin und das Lied der "Seltsamen
Heiligen" haben mein Herz nicht getroffen und mein Gemüt bestenfalls oberflächlich
gestreift. Rhetorısch argumentieren sie alle durchaus auf dem Niveau eines praktisch-theologischen
Hauptseminars, grammatisch und inhaltlich einwandfrei, politisch erst recht völlig korrekt.
Doch: Krankheit, Schmerzen, Leiden, Einsamkeit, Verlassenheit, Trauer, Ohnmacht,
Hoffnungslosigkeit, Weinen, Blut, Schweiß und Tränenl? Wut über hunderttausend und
eine Vertröstung, Schreie, Klagen, Empörung, Auflehnung, Solidarität, Hoffnung!?
Taten!? Hilfe!!? Geld!? Alles so glatt! Keine Ecken, keine Kanten! Mainstream, Status quo!
Kein Urschrei! Kein gar nichts! Richtig nett! Bürokratisch! Beamtenhaft! Mit Netz und
doppeltem Boden! Bloß kein Risiko!

Radikal? Von wegen! Ein Kirchentagspräsident, eine Generalsekretärin, eine Bischöfin für ein Jahr oder gar länger Mitbewohner Sowetos,
freiwillige lnsassin einer Klapsmühle oder Helferin in einer Slumklinik? Keep cool! Bleib
auf dem Teppich! Immer schön brav! Jeder und jedem das Seine! Der Klofrau aus Ghana
und dem Kirchentagspräsidenten! lhr der beschissene Lokustrichter und ebensolche
Trinkgelder, ihm der schicke Dienstwagen und ebensolche Sekretärinnen! Geduld!
Geduld, Verdammte dieser Erde! Geduld! Geduld, Emiedrigte und Beleidigte, Geduld!
Geduld, Witwen und Waisen! Geduld, nur Geduld, Fremdlinge, Unterdrückte, Gedemütigte
und Ausgebeutete! Geduld, nur Geduld, ihr Lieben! Wir kümmern uns um euch!

ln den Talkshows der ersten, zweiten und dritten Fernsehprogramme! ln Zwiegesprächen
mit Bundes-, Minister-, Vereins- und wohltätigen Stiftungspräsidenten! Wie anstrengend
diese Arbeitsessen! Soviel Schnaps und Wein!
Was? Der Chauffeur ist schon weg? Fährst du eben selbst! Ha, an der Ampel bei Rot!
Polizei! Führerschein weg! Bischöfin weg! Das hast du nun davon! Selbstloser Einsatz für
die geringsten Schwestern und Brüder! Bestraft! Unnachsichtig, paragraphenreiterisch!
Macht nichts! Falle ja weich! Immerhin Professorin in Bochum! Moral und Ethik! Ah,
welche Aufgabe!
Doch du, Herr, du vergibst! Dank sei dir dafür! Aber diese miesen kleinen Spießer! ln mich
gehen! Buße tun! Ämter nieder legen! Verbrechern, Pennern und Nutten die Füße
waschen! Nein und nochmals nein! Pharisäer, Heuchler, Zöllner, Neidhammel!

Wie tröstlich die Kaffeemaschinen blubbern, in den Landeskirchenämtern, evangelischen
Akademien, theologischen Fakultäten und Bildungsstätten, in den Küchen der
 respektablen Pfarrhäuser. Wie gut der Abendmahlswein schmeckt! Wie köstlich die
Altarkerzen duften! War da irgendwann was? Mit stinkenden Opfern, die mir ein Gräuel
sind und mit herunter geleierten Gebeten, die ich hasse? Ich Iobe dich, "sanft Iebendes
Fleisch zu Wittenberg" und anderswo auf der Welt. "Warum rülpset und pforzet ihr nicht?
Habt ihr noch immer nicht genug?" Der Nachtwind streichelt den Himmel und singt: "
Diese Nacht möchte ich die traurigsten Verse schreiben. "

Dröge Verlautbarungen höherer Kirchentagsfunktionäre, zusätzlich morgendliche
Andachts-Paraphrase dieses Wortstaubs und obendrein harmlos-langweilige Gesänge
"Seltsamer Heiliger"!

Was für optimistische, wilde, witzige, mitreißende, phantasievolle
Worte, Töne und Aktionen  in meiner Jugend während des stürmischen Aufbruchs der
sechziger Jahre!
Die unüberhörbare, kraftvolle, vibrierende, bebende Gemüts-Herz- Seelen-Stimme des
realistischen Träumers Martin Luther King ergriff beschwörend und betörend die Herzen,
die Sinne, den Verstand, forderte, tröstete und singsangte: "Eiiii haaveaadreaaml" Sie
säuselte nicht protestantisch-akademisch, nicht wohl temperiert, nicht kirchentäglich-nett.
Sie riss heraus aus den Jauchegruben des Alltags, führte zu Tränen und trieb an zu Taten,
rief aus dem falschen ins wahre Leben.

Luther Kings Stimme! Treibstoff! Energie! Sinn! Und Leuchten und Strahlen und Licht
undundund! ln die verstockte Welt hinaus schrie Luther-King die Not der Schwarzen,
begab sich mitten unter sie, schenkte sich selbst, sein ganzes Leben und seine Stimme
denen, die keine Stimme hatten und seine brauchten, da sie viel weniger hatten als sie
brauchten.

Eins ist klar: Die Welt braucht keinen Präsidenten, auch keine Generalsekretärín und keine
Bischöfin, kein Zwar-Aber-Gesäuse! und keine abgewogenen Statements, keine
zögerlichen Bedenkenträger, keine verzagten Schaffen-Wir-Doch-Nichtse, keinen Abgrund
zwischen Reden und Handeln!

Die meisten Menschen kommen als kleine Genies zur Welt und sterben als große Vollidioten!

Die Welt braucht Kraft, Geduld, unüberhörbare Stimmen, Wut- und Zorngeschrei,
unbeirrbare Aktivisten, Überzeugungs- und Begeisterungstäter, die Einheit von Leben und
Werk!

Her mit Aufbruch, Leidenschaft, Rebellion, Welt und Leben! Weg mit verordneter
Fröhlichkeit und frommen Fünf-Minuten-Gebeten für die Elendshälfte dieser Erde! Weg mit
Friede-Freude-Eierkuchen-Ringelpietz! Kein bequemer Ablass für fette Maden im
Wohlstandsspeck und ihre unerschütterliche Hartherzigkeit, für selbstgerechten, dummen
Stolz! Auf dieser Erde weinen Kinder vor Hunger!

Mann, die 1000, 1500 oder gar 3000 Euro für die ersten Preise kann ich total vergessen.
Für diese Kirchentagsbeschimpfung bezahlt mir kein Evangele auch nur einen Cent.
Obwohl, das Geld will ich eigentlich nicht egomanisch verprassen. Dafür habe ich ganz
konkrete Pläne. Eine Hälfte für die Welt, eine Hälfte der anderen Hälfte für meine bessere
Hälfte und eine für mich. Macht also im Falle des ersten Preises 1500 Euro für amnesty
international, 750 Euro für Tami und 750 für mich. Könnte sein, dies selbstlose Vorhaben
beeindruckt die Preisrichter!

Hoffentlich! Doch wahrscheinlich werde ich weder den ersten, noch den zweiten oder den
dritten Preis gewinnen. Dann mache ich gar kein Geld und lebe trotzdem weiter. Also
brauche ich weder ein kleines, noch ein großes, sondern überhaupt kein Preisgeld
angesichts meiner ziemlich sicheren und auskömmlichen Einkünfte.

Was soll ich bloß tun, um den ersten Preis zu bekommen? Dann nämlich, viel wichtiger als
die Prämie, darf ich mein Programm, meine Geschichte dem Riesenpublikum des
Kirchentags vorlesen.

Habe ich eigentlich, was ich brauche oder sogar mehr? lch muss auch auf besonders
gierige /ıelbraucher eingehen. Sie schnappen Millionen  das Wenige vor der Nase
weg, was sie brauchen.
Danach möchte ich zeigen, wie die Gier weniger zugunsten des Auskommens aller zu
stoppen ist. Zuletzt folgt eine realistische Utopie, ein wirklichkeitsnaher Traum, der zeigt,
wie jedem Menschen genau das zufließt, was er braucht. Und Gott, der angeblich Manna
und Wachteln regnen ließ? Wir werden sehen.

M eine Geschichte soll unterhalten, mitreißen, zum Nachdenken und Handeln führen. Sie
muss den Leser zwingen, zu Ende zu lesen, sein Herz zu öffnen, seinen Verstand zu
aktivieren und sein Leben zu ändern. Schon das erste Ziel, welch ein Erfolg! Das Letzte,
ein Traum!
Ja, Träume, Träume, Träume! Vor mehr als 60 Jahren schwebte Mahatma, der großen
Seele, Gandhi ein unabhängiges, friedliches Indien vor. Und heute? Viele bezeichnen
Indien als größte Demokratie der Erde und halten das Land für einen ökonomischen
Riesen!
Martin Luther King träumte vor 50 Jahren von der Gleichberechtigung der
Schwarzen. Und heute? Ein farbiger Präsident regiert die USA!
Nelson Mandela träumte 27 bittere Gefängnisjahre hindurch von gleichen Rechten, von Demokratie! Und heute? Südafrika
gilt als größte Wirtschaftsmacht des Kontinents. Die Apartheid? Vergangenheit!
Und ich, ich träume davon, dass Hunger und Elend bald verschwinden und jeder bekommt, was er
braucht.
Tja, ich! Ich besitze vier Fahrräder: Drei ältere, dafür umso extravagantere Italo-Rennräder
und ein Stadtrad, Verkaufswert zusammen 2000 Euro. Zwanzig teilweise sehr große
Originalgemälde schmücken meine Wohnung, Einkaufspreis für alle zusammen 10000
Euro. Ein 150 Quadratmeter Haus auf einem 750 qm Grundstück bietet mir Obdach, Wert
mindestens zweihunderttausend Euro. Ich beziehe jeden Monat eine Rente von exakt
2685,45 Euro netto, dazu 400 Euro Miete.ln den letzten beiden Jahren fuhr ich 2011 für
drei Wochen nach Kuba, eine Woche zum Chiemsee, drei Wochen nach Kroatien. 2012
spannte ich eine Woche am Chiemsee aus, 11 Tage auf Mallorca, zwei Wochen auf
Sizilien. Meinen Hunger und Durst habe ich immer gestillt. Mich plagen sogar kleinere
Gewichtsprobleme.

Mich quälen keine Depressionen. Ich bin trotz meiner achtundsechzig Jahre gesund,
ausgeglichener Natur und nehme keine Medikamente. Meine Familie stützt mich. Mit
meiner Frau zanke ich mich nur gelegentlich. Auch verlässliche Freunde gibt es. Ich lebe
in Frieden, habe weitaus mehr als ich brauche und trage das Hemd des Zufriedenen, auch
wenn mir nur ein zwanzig Jahre alter Kombi gehört. Ich schreibe. Das macht mir Spaß.
Vergleiche ich mich mit Menschen aus Burkina Faso in Afrika, Bangladesh in Asien,
Honduras in Mittelamerika, Asylbewerbern oder Hartz-lV-Empfängern in Deutschland, bin
ich stinkreich. Wenn ich daran denke, beißt mich mein Gewissen. Um es deutlich zu
sagen: "Ich könnte auch mit 1000 Euro, einem Fahrrad, einer 50 qm Wohnung und ohne
Auto auskommen."

Doch immerhin! Ich arbeite unentgeltlich bei amnesty international mit,
zahle ziemlich hohe Beiträge für meinen heimischen Fußballclub, die Lehrergewerkschaft
und die Partei die "Linke", für deren örtliche Vorstandsarbeit ich zusätzlich kostbare
Lebenszeit ehrenamtlich opfere. ich spende hier und da. Außerdem fahre ich jeden
Sonntag mit dem Rennrad 15 Kilometer hin und zurück über hohe Berge zu einer meiner
vielen Großnichten und übe eine Stunde Mathe mit ihr. Hinz und Kunz pumpen mich an,
da sie meine Gutmütigkeit kennen. Hin und wieder zahlen sie sogar ihre Schulden zurück.
Wäre ich ein Pharisäer, könnte ich mir im Blick auf die fetten Pfarrergehälter und erst
recht im Vergleich zu dem stattlichen Lohn der bischöflichen Trunkenboldin sagen: "Wie
gut, dass ich nicht so bin wie die!" Bin ich aber nicht und sage ich nicht.

Ich will nicht so weit gehen wie Martin Luther und mich als "elenden Madensack"
bezeichnen, aber eins ist mir klar: Grund zum Stolz habe ich keinen. Dafür, dass ich auf
der Welt bin, in einem reichen Land wie Deutschland fast Zeit meines Lebens in Frieden
lebe, viele aufopferungsvolle und gute Menschen sich um mich kümmern und gekümmert
haben und für alles, was ich besitze und geleistet habe, kann ich überhaupt nichts. Alles,
was ich bin und habe, verdanke ich anderen. Es gibt nicht den geringsten Grund für mich,
auf irgendetwas stolz zu sein. Ich habe aber tausend Gründe mich jeden Tag aufs Neue
über das Geschenk des Lebens zu freuen und der Natur und tausend Leuten Dank zu
sagen, für das, was sie mir gegeben haben.
Deswegen spende ich einfach das ganze Preisgeld und schenke zusätzlich meiner Frau
die 750 Euro, die ihr aufgrund meines neuen Entschlusses vielleicht entgehen würden.
Und außerdem elitäre kirchliche Verkehrssünderin: Ich selbst habe meine Frau einmal so
heftig geschlagen, dass sie aus der Nase blutete und weinte. Das ist die Tat meines
Lebens, für die ich mich am meisten schäme, womöglich schlimmer als die
Trunkenheitsfahrt einer Bischöfin! Und das war der schwärzeste Tag meines bisherigen
Daseins!

Aber nicht nur Ehemänner, die ihre Frauen schlagen, plagen die Erde.
Innerhalb weniger Wochen habe ich am Jahresübergang 2012/2013 in einigen
Zeitungsartikeln asoziale Ungeheuerlichkeiten gefunden, Beispiele grotesker
Ungerechtigkeit und ungehemmter Raffgier.

Sie entlarven neoliberales Geschnatter und Geschreibsel über Leistungsgerechtigkeit
und das Scheitern des Sozialismus als Ideologie zwecks Rechtfertigung unverschämter
Verteilungsungleichgewichte und zur Zementierung
weltweiter Ausbeutung.
Jeden Tag scheitern Kapitalismus und freie Marktwirtschaft auf
Kläglichste in den Slums und Ghettos Rio de Janeiros und Los Angeles', in den
stinkenden, chemisch verseuchten Großkäfigen der industriellen Massenmenschenhaltung
rund um den Globus von Bangladesch bis Sri Lanka, von Laos und Thailand bis nach
Nigeria und Mauretanien. Trotzdem entblöden sich die gewissenlosen, gut bezahlten
Gutsprech- und Gutschreibagenten der industriellen Massenmenschenhalter nicht, den
sozialistischen Anspruch auf gleiche Rechte aller Menschen und soziale Gerechtigkeit in
die historische Mottenkiste zu verweisen.

Stattdessen preisen und loben sie in den Spalten der Monopolpresse und auf allen
Kanälen des gleich geschalteten Fernsehens den Kapitalismus, eine unmenschliche
Unterdrückungs- und Auspressmaschine, die den Götzen der niedrigen Kosten und der
Aktionärsrendite alle Menschlichkeit und die letzten Reste menschlicher Würde opfern. Ein
menschlicher, freiheitlicher Sozialismus war nie so nötig wie heute! Der Mensch ist keine
Leistungsmaschine. Er besitzt Rechte und Würde, auch wenn er gar nichts leisten kann
oder will. Und gerade die schwafeln am meisten von Leistung und kassieren am
ungeniertesten ab, die am wenigsten bzw. gar nichts leisten!

Ruhrnachrichten vom 31.12.2012, Seite 1:
"Steinbrück kritisiert Kanzler-GehaIt. Der SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück hält das
gegenwärtige Kanzler-Gehalt für zu niedrig: Es beträgt zur Zeit 16086 Euro und steigt bis
Mitte 2013 auf 17016 Euro an. Dazu kommt eine Aufwandsentschädigung von 1000 Euro
monatlich. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, ist mit ihrem Lohn zufrieden."

Steinbrück ist Kanzlerkandidat einer Partei, die sich sozialdemokratisch nennt. Er ist
sowohl als Ministerpräsident wie als Bundesfinanzminister abgewählt worden. Dennoch
schämt er sich nicht, die Stadtwerke der nahezu insolventen Stadt Bochum um 25000
Euro Vortrags-Honorar zu erleichtern, ein höheres Kanzlergehalt zu fordern und sich
selbst für kanzlerfähig zu halten.

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.12.2012, S.18, Artikel:
"Depardieu will französische Nationalität zurückgeben":
"Sein luxuriöses Wohnhaus...(1800 Quadratmeter mit Garten, Terrasse und Schwimmbad)
hat Depardieu...zum Verkauf gestellt. 50 Millionen könnte er an Verkaufseinnahmen
erwarten, schätzen lmmobilienexperten."

Der Filmschauspieler fiel in letzter Zeit vor allem
dadurch auf, dass er besoffen von einem Motorroller stürzte und im gleichen Zustand in
ein vollbesetztes Flugzeug gepisst hat.
Er will nicht mehr Franzose sein, weil ihm Frankreich, der Staat, der ihm Karriere,
weit
überzogene Gagen und den Erwerb seines Luxusanwesens erst ermöglichte, im
letzten Jahr 85 % Einkommensteuern abzog. Doch welch klein karierter Peanutszähler,
dieser Depardieu!

"Augsburger Allgemeine Zeitung" vom 28.12. 2012, Artikel:
"Berlusconi zahlt seiner Ex-Frau Millionenunterhalt"
"Teure Scheidung für den Cavaliere: Silvio Berlusconi muss seiner zweiten Ehefrau
Veronica Lario...monatlich drei Millionen Euro Unterhalt zahlen... Der 76 Jahre alte
Milliardär behalte aber die Villa «Belvedere›› in Macherio,... schrieb der «Corriere della
Sera» unter Berufung auf das Urteil eines Mailänder Gerichts. Das Anwesen sei 78
Millionen Euro wert. Lario erhalte auch keine Anteile an Berlusconis Firmen."
Drei Millionen im Monat! Villa Belvedere! 78 Millionen Euro! Berlusconi Milliardär und
ltalien pleite! Hoch lebe die freie Marktwirtschaft.

Welt vom 7.12. 2012 zum Tod eines der Aldi-Erben:
"Theo und sein Bruder Karl Albrecht aus Essen hatten... 'Aldi' 1962... gegründet. Heute
gibt es fast 10.000 Aldi-Läden in 17 Ländern... Der Umsatz...soll 2011 zusammen bei rund
58 Milliarden Euro gelegen haben.
Die Familie gehört längst zu den Reichsten des Landes. Theos Söhne Berthold und Theo
junior taxierte das Forbes Magazin 2011 auf ein Vermögen von 14,4 Milliarden US-Dollar."
14,4 Milliarden US-Dollar, das sind 14000 Millionen!
So viel brauchen die einfach! Und um so viel zu kriegen, greifen sie jeden Tag ihren
schlecht bezahlten Kassiererinnen in die Tasche. Und das Jahrzehnte hindurch!
Der Lohn eines Einzelhandelskaufmanns in Bremen beträgt bei einer 37,5 Stundenwoche
laut wirtschaft-online.de ab Juli 2012 pro Stunde: 7,88 Euro, im Monat 1285 Euro und im
Jahr 15420 Euro.

Mehr brauchen die ja auch nicht, diese Kassenschlampen. Von
Zimmermädchen, Putzfrauen und Küchenhilfen einmal abgesehen, die brauchen
eigentlich gar nichts.
"Ruhrnachrichten Schwerte", 5.1.2013, Artikel:
"Eine Frage des Geldes", 3. Lokalseite,
" `Nahezu jeder Sparkassendirektor in NRW verdient mehr als die KanzIerin', Peer
Steinbrück, SPD-Kanzlerkandidat." "Jahresgehälter ( brutto ): BVB-Geschäftsführer
Hans Joachim Watzke: 2 163 000 Euro, Dortmunder Stadtwerke-Chef Guntram Pehlke
386 319 Euro, Sparkasse-Schwerte-Chef Dr. Uwe Trespenberg 268 000 Euro,
Bundeskanzlerin Angela Merkel 247200 Euro, Landrat des Kreises Unna Michael Makiolla
101391 Euro, Bürgermeister der Stadt Schwerte Heinrich Bockelühr 96398 Euro."

Drei dieser Abgreifer verdienen mehr als unsere Kanzlerin. Der Bestabzocker ist
Geschäftsführer eines Fußballclubs, dessen so genannte Fans bei Heimspielen
regelmäßig für Randale sorgen, die Polizisten mühsam auf  Kosten des
Steuerzahlers bekämpfen.
Zwei der so genannten Leistungsträger arbeiten in Dortmund,
wo ca. 25% Arme leben, einer in der Fast-Pleitestadt-Schwerte, deren Bürgermeister auch
nicht zu den Armen dieser Erde gehört, obwohl seine einzige politische
Gestaltungsmöglichkeit darin besteht, den Mangel zu venıvalten.

Die andere Seite der MedaiIle:"Frankfurter Allgemeine Zeitung", 17.12.2012: Artikel:
"Für wen war der griechische Schuldenrückkauf ein Erfolg?", S.12 :
"Die Gläubiger profitieren, der Staat und die Steuerzahler haben nichts davon...Die
...Gewinne wurden stattdessen von griechischen Banken und internationalen Investoren
realisiert." "Ruhrnachrichten", 19.12.2012, Artikel:
"Armut ist politisch gewollt", S.1:"...Die Armut habe sich in Deutschland verfestigt, die
Armutsquote liege seit 2007 zwischen 14 und 17%...Es sei ein Skandal, dass sich diese
Zahl auf so hohem Niveau einpendle..."
"Ruhrnachrichten", 21.12. 2012, Artikel:
"ln Dortmund wächst die Armut", "...AIs armutsgefährdet gilt...,wer weniger als 60% des
mittleren Nettoeinkommens hat...2011 für einen Alleinstehenden 848 Euro im Monat...ln
Dortmund lebt jeder Vierte an der ArmutsschwelIe..."
"Frankfurter Allgemeine Zeitung", 18.12.2012, Artikel: "Flucht vor der Kälte", S. 3:
"Tausende Roma vom Balkan beantragen in den Wintermonaten politisches Asyl in
Deutschland...Dass Ihre Anträge keine Chance haben, wissen sie. Ihnen geht es darum,
den Winter im Warmem zu verbringen - und sich eine Weile nicht von Essensresten aus
dem Müll ernähren zu müssen."

Als Ministerpräsident zu versagen, in Flugzeuge zu pissen, sich scheiden zu lassen und
jeden Tag in Kassiererinnentaschen zu greifen, erfordert natürlich größere Leistungen und
damit selbstverständlich höhere Einkünfte, als tagelang in Kassenkäfigen zu hocken,
Betten zu beziehen, bepinkelte, voll gekotzte und bekackte Lokusse zu säubern. Ohne
Leistungsprinzip und -gerechtigkeit funktioniert einfach die moderne Welt nicht. Und die
Berichterstattung über diese asozialen Monstrositäten! Alle gott-gewollt, unabänderlich
und ewig! Keiner einzigen Zeitung waren sie bisher einen Grundsatzartikel über
Kapitalismus, Leistung und Gerechtigkeit wert.

Nein, wie bewundernswert diese reichen Raffgeier! Zu verlangen, Ihnen ihr schmutziges
Handwerk zu legen? Ja wo kämen wir denn dahin?! Klar, was leistet schon die neunfache
allein stehende Mutter im hinterletzten afrikanischen Dorf? Jeden Tag füllt sie die leeren
Schüsseln mit ein wenig Hirsebrei für alle.
Jeden Tag überlegt sie: Wie bekomme ich sie morgen wieder voll! Was leistet schon ihr
ältester Sohn, der jeden Tag nach der Schule auf dem Bau arbeitet, um die 11 Euro
Schulgeld bezahlen zu können, was sein Lehrer, der jeden Tag 100 Kinder
unterschiedlichster Altersstufen in einem überfüllten herunter gekommenen Schulraum
unterrichtet?
Lob und Ehre, Orden, Preise?! Ach, Neger, fickt man nicht so viel! lch muss mich
beruhigen, sonst ereilt mich womöglich ein Herzinfarkt.

Und dann kommt noch die Kirche mit ihrem Kirchentag und dieser dämlichen Legende
über Manna und Wachteln, die vom Himmel regnen! Das ist weder in irgendeiner Wüste,
noch sonst wo irgendwelchen armen Schluckern passiert. Fromme, abergläubische
Pfaffenphantasien! Auf Manna und Wachteln Jahvehs können "die im Dunkeln" ewig
warten.

Wenn doch alle Pfarrer und Pfarrerinnen, alle Priester, alle Landeskirchenräte und jeder
Präses, alle Bischöfe und Erzbischöfe, alle Kardinäle samt dem Papst 2013 wenigstens
ein einziges Monatsgehalt ihrer üppigen Jahreseinkommen spendieren würden! Aber
darauf zu hoffen, ist genauso lächerlich, wie zu glauben, dass mir irgendeine
Kirchentagsjury den ersten Preis für diese Kirchentags- und Kirchenbeschimpfung
zuerkennt.

Doch nach der Kurzanalyse des Himalayas an sozialer Ungerechtigkeit in
reichen, im Allgemeinen gut funktionierenden Ländern Europas, in Frankreich, italien und
vor allem Deutschland, in den Paradiesen für Millionen Emigranten aus den Kriegshöllen
und Slumhöhlen dieser Erde, realistische Forderungen und Vorschläge:
Da es in Deutschland kein wichtigeres und verantwortungsvolleres Amt gibt, verdient
niemand mehr als die Bundeskanzlerin bzw. der Bundeskanzler. Keine Familie nennt ein
größeres Vermögen als 5 Millionen Euro ihr eigen. Landwirtschaftliche Nutzflächen in
Privatbesitz überschreiten die Größe von 100 ha nicht.
Keine Familie verfügt über mehr als 1000 qm Bodenfläche Privatgrundstück und mehr als
500 qm Wohnfläche. Keine Familie bezieht weniger als 2000 Euro Einkommen.
Zusatzeinkünfte sind niemandem zu gestatten, Nebenämter lediglich ehrenamtlich
auszuüben. Politiker und Manager in Spitzenämtern dürfen höchstens wie die
amerikanischen Präsidenten acht Jahre im Amt bleiben.
Eigentum, das die obigen Grenzen überschreitet, ist entschädigungslos zu enteignen. Es
fließt in einen demokratisch kontrollierten Fonds, dessen Mittel der Regierung zur
Verfügung stehen.
Ausschließlich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leiten ihre Unternehmen. Für Gewinne gilt
Folgendes: 30% sind zu investieren, 20% pro Kopf auf die Belegschaft zu verteilen. 15%
fördern Erziehung, Forschung und Entwicklung. 10% dienen ökologische Zwecken, 10%
der Unterstützung von Projekten in Entwicklungsländern und in katastrophen- oder
kriegsgeschädigten Regionen, 10%  fördern Sport und Kultur und 5% fließen in einen
überbetrieblichen Fonds für notleidende Unternehmen.
Das Spitzen- und Mindesteinkommen und das maximale Vermögen sind alle zwanzig
Jahre um den Betrag der Inflationsrate zu erhöhen.

Ich weiß, ich weiß. Notorische Besserverdiener und andere routinierte Halsabschneider
meutern und kreischen hysterisch: "Hat der sie noch alle! Gleichmacherei! Kommunismus!
Sozialismus! Jüdische Weltverschwörung!"

Nein, nein, nein! Es bleibt bleibt ungeheurer Freiraum für Piercings,
Tattoos, Saufgelage, den Besuch von Punk- und Wagner- Aufführungen, Bayreuth und das
Dschungelcamp, den Ballermann und den Yoga-Lehrgang in Tibet! lch setze nur Grenzen!
Das hat mit Gleichmacherei gar nichts zu tun. Ich habe auch nur einen kleinen Schritt
vorgeschlagen, der lediglich die soziale Marktwirtschaft von neoliberalem Dreck, Schmutz
und kapitalistischer Schlacke befreit. Not tun aber Siebenmeilensätze vom falschen ins
richtige Leben. Es geht um den Weg von der richtigen Weltanschauung und den richtigen
Werten in das richtige Leben. Es geht darum, der Vision vom richtigen Leben immer näher
zu kommen, ab sofort, jede Sekunde, jede Minute, jede Stunde, jeden Tag!

"Höret...ihr fetten Kühe, die ihr... den Geringen Gewalt antut und schindet die Armen und
sprecht...Bringt her, lasst uns saufen. Gott der Herr hat geschworen...Siehe es kommt die
Zeit über euch, dass man euch herausziehen wird mit Angeln, und was von euch übrig
bleibt, mit Fischhaken!" "lhr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!" "Eher geht ein
Kamel durchs Nadelöhr als ein Reicher ins Reich Gottes!" "Gehe hin und gib alles, was du
hast den Armen! Und folge mir nach!"

Nun, zumindest zu den fetten Kühen zählt unsere
Ex-Bischöfin nicht. Aber immerhin, in der Bibel finden sich im alten wie im neuen
Testament genügend Aussagen, die belegen: "So viel du brauchst", bedeutet keineswegs:
"So viel du zusammen raffen kannst." Im mittelalterlichen Christentum entstanden
gesellschaftliche Modelle, die jedem Mitglied ein ausreichendes Auskommen sichern,
Raum für kulturelles und individuelles Leben lassen und zusätzlich jenseits der
Gruppengrenze anderen helfen.
Aber ehe ich im Internet darüber Näheres erfahre, stoße ich auf jede Menge Quellen zum
Löschen bischöflichen oder anderen Durstes. Google findet: "Augustiner Bräu -
Kostenlose Lieferung", "Augustiner Bräu München Bier", "Augustiner Keller München",
"Augustiner am Gendarmenmarkt", usw., usw., von der bayrischen Bazihochburg bis zur
Saupreußen Kapitale: Augustiner Bier über allem.

Und hier doch endlich, was ich suchte: Informationen über den Mönchsorden, dem der
Gründer des Protestantismus, Martin Luther, einst angehörte! Wikipedia: "Ähnlich wie
Franziskaner und Dominikaner orientierten sich auch die Augustiner...an den Idealen der...
evangeliumsgemäßen Armut und der... urchristlichen Brüderlichkeit..."
Augustiner Orden Deutschland Home Page:"...Vision vom klösterlichen Leben in
Gemeinschaft schließt Individualität nicht aus, im Gegenteil: Individualität
und Gemeinschaft bedingen und ergänzen sich gegenseitig...Gemeinschaft entsteht im
Ringen um Beziehung und im gegenseitigen Ernstnehmen und schützt vor ideologischer
Engführung und Egoismus. Um die Vision einer Vielfalt in der Einheit oder auch einer
Einheit in der Vıelfalt muss immer wieder neu gerungen werden, in den Konventen und bei
Zusammenkünften. Einen breiten Raum bei der Suche nach... Visionen und
Träumen...nehmen der Wunsch und das Interesse ein, nahe bei den Menschen und ihren
Lebenswirklichkeiten zu sein...Auf unterschiedliche Art und Weise realisiert sich diese
Vision...an vielen Orten. Die Neugestaltung der Augustinerkirche in Würzburg als
FreiRaum Kirche und mit dem ZwischenRaum als Ort, mit den eigenen Zerbrochenheiten
da sein zu dürfen, ist für uns Augustiner ein konkreter Aufbruch...Um einen Aufbruch zu
wagen, braucht es den Mut, alte Pfade zu verlassen, Sicherheiten aufzugeben und sich
auf Neues und Unbekanntes einzulassen. Dazu gehört es, sich frei zu machen von
vorgeprägten Denkmustern und sich frei zu fühlen von Verpflichtungen, die über lange Zeit
aus Orten und Traditionen erwachsen sind."

Obige Zeilen, die ich mittels eines "Links" der "Augustiner Home Page" gefunden habe,
erfreuen mein Herz weitaus mehr als die trockenen pastörlichen Äußerungen der
kirchentäglichen Spitzenfunktionäre (innen). Diese Augustiner Worte könnten von mir
stammen. Sie enthalten sehr, sehr brauchbare Gedanken, die uns den Weg zu einem
geschichtlichen Punkt zeigen, wo endlich alle haben, was sie brauchen. Dort werden Raff-
und Besitzgier niemanden mehr zum Sklaven des Mammons deformieren und niemanden
mehr in der Wüste der Egomanie trostloser unmenschlicher Einsamkeit überlassen.

Luther ist aus dem Augustiner-Orden ausgetreten und hat geheiratet. Der Reformator hat
einen Grundfehler des klösterlichen Zusammenlebens aufgedeckt. Es beschränkt sich
entweder auf Männer oder Frauen und bietet Familien keinen Raum. Dennoch führte es zu
ungeheuer positiven zivilisatorische Ergebnissen: Der Kultivierung riesiger
landwirtschaftlicher Flächen, der bibliothekarischen Pflege und Sammlung zahlreicher
literarischer, philosophischer, pädagogischer, medizinischer, politischer und
natunrvissenschaftlicher Schriften, der Verbreitung der lateinischen, griechischen,
hebräischen und deutschen Sprache, der Entwicklung und Weiterleitung handwerklicher
und bäuerlicher Techniken, Gebäuden meisterhafterArchitektur, zum Weinanbau und der
Kunst des Bierbrauens, jaja Frau Ex-Bischöfin, undundund.

Die Mönche ernährten sich mittels täglicher Arbeit, boten allen Mönchen und vielen Armen
eine Möglichkeit, all das für ein Leben in Würde zu bekommen, was sie brauchten. Klar, es
gab dort keine perfekte Demokratie, es gab abergläubischen Unfug, es gab Intrigen und
es gab Hass, Neid und Missgunst. Und die anfangs ausschließlich männlichen
Klostergemeinschaften verstärkten die im Christentum und den verwandten Religionen
Judentum und Islam ohnehin verbreitete Frauenfeindlichkeit noch Aber, aber, aber: Viele
Klöster förderten eben auch Gemeinschaft, erfolgreiche, sinnvolle Tätigkeit und Arbeit.

Selbst äußerst schlecht organisiertes Klosterleben beinhaltet die Möglichkeit, irgendwann
das tragfähige Fundament einer Welt zu legen, in der jeder bekommt, was er braucht.
Der revolutionäre Aufbruch der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts zerbrach
zu Recht autoritäre und patriarchale familiäre Strukturen. An ihre Stelle traten in der Folge
übertriebenen, egoistischen Strebens nach Autonomie leider oft rücksichtsloses
Anspruchsdenken und -verhalten. Sie produzieren Single-Haushalte, allein erziehende
Männer und Frauen, kinderlose Greisen-Stadtviertel, ausgedehnte Neubaugebiete mit
opa- und omafreien Riesenhäusern für die Ein- oder Gar-Kein-Kindfamilie und weibliche
Chefs, die noch autoritärer agieren als ihre männlichen Vorgänger.
Es wachsen neoliberal-kapitalistisch vergiftete Menschen heran, die auf ihre "Leistungen",
Vermüllung der Erde und Asphaltierung der letzten Grünflächen, stolz sind und den Wert
eines Menschen nach seinem Kontostand bemessen.

ln meiner sehr kleinen Straße wohnen zahlreiche alte Witwen allein in sehr geräumigen Einfamilienhäusern, so lange sie
noch können. Danach wandern die sterbenskranken Greisinnen in kommerzielle
Pflegeeinrichtungen, personell unterbesetzt und am Kostendenken interessiert. Zwar in
eine Gemeinschaft, aber in was für eine?

Es schadet sicher nicht, den Blick auf eine alternative Welt, sehr fremd und sehr anders,
zu werfen. Der Buddhismus wie der Protestantismus eine Reformbewegung, der erste
gegen die Monopolisierung der höchst einträglichen Opferrituale durch die Kaste der
Brahmanenpriester und ihre Gute-Werke-Lehre, der zweite gegen den unverschämten
Abiasshandel zwecks Finanzierung des Petersdoms und die gleiche Gute-Werke-Lehre
des katholischen Klerus, stellten ganz andere Fragen als der neoliberale Kapitalismus. Es
ging nicht um Haben, Haben und immer mehr Haben, sondern um das Sein und ein
glückliches Leben.

Buddha lebte den mittleren Weg zwischen dogmatischer Askese und gierigem
Zusammenraffen materieller Güter, Luther suchte das richtige Leben und fand dabei nicht
Leistung, sondern Gnade. Und wie das so ist, beider Lehre wurde verfälscht.
lm Mahayana-Buddhismus, dem "großen Fahrzeug", nahmen viele abergläubische
Mitfahrer Platz, die Buddhas Philosophie der Selbsterlösung in Religion und Erlöser-
Erlösung umlogen.

Luthers menschenfreundliche Lehre vom gnädigen Gott verdrehte der brutale Genfer
Religionstyrann und Ketzerverfolger Calvin in die Prädestinationslehre, nach der sich die
zukünftige höllische Verdammnis bzw. die zukünftige paradiesische Erlösung eines
Menschen an seinem weltlichen Wohl- bzw. Schlecht- Ergehen zeigte. Dieser
erbarmungslose Verbrenner des Ketzers Servet verdammt die Armen zwei Mal: lm
irdischen Leben sind sie arm, weil sie Gott missfallen und im ewigen wartet auf sie
zusätzlich das Höllenfeuer.

Aus Calvins unmenschlicher Prädestinationslehre eıwuchs der gnadenlose Kapitalismus
der Puritaner, ein Vorgänger des gegenwärtigen menschenfeindlichen neoliberalen
Heuschrecken-Turbokapitalismus. Den Beliebtheitsgrad eines Frommen bei Gott lesen
puritanische Calvinisten an den Millionen ab, die dieser Gläubige auf welche Art auch
immer zusammen rafft. Trotz all dem heißen kirchliche Begegnungsstätten, auch eine in
meiner Heimatstadt, immer noch häufig nach diesem fanatischen Ketzerbverbrenner.

Buddha dagegen erklärt die Gier, das Habenwollen, zum Grundübel der menschlichen
Existenz. ln seinen vier edlen Wahrheiten heißt es: "Das menschliche Leben ist Leiden.
Das Leiden entsteht aus der Gier. Lasst uns also die Gier abschaffen und den achtfachen
Weg der Erlösung über folgende Stationen beschreiten: Richtige Sicht, richtige
Gesinnung, richtiges Handeln, richtiges Reden, richtige Lebensführung, richtiges
Bemühen, richtige Achtsamkeit, richtige Konzentration."
Das letzte Ziel können wir außer acht lassen. Es ist uns Westlern eher fremd, hat mit dem abergläubischen Konstrukt des
Kreislaufs der Wiedergeburten zu tun und dem Sprung aus diesem Teufelskreis ins
Nirwana, das Nichts, die Glückseligkeit, die Erleuchtung.

Der Restpfad aber gibt uns wichtige Hinweise auf das richtige Leben: Wir sollen
Mitmenschen, Welt und Leben richtig verstehen und uns ständig darum bemühen, unsere
Erkenntnisse durch Taten zu verwirklichen. Neben den vier edlen Wahrheiten und dem
achtfachen Weg bietet Buddha dem Wanderer auf der Straße zur Selbsterlösung noch
andere Kostbarkeiten an, die drei Juwelen: "Buddham saranam gacchami!", "Dhammam
saranam gacchamil", "Samgham saranam gacchamil", "lch nehme meine Zuflucht zu
Buddhal", "lch nehme meine Zuflucht zur Lehre!", "lch nehme meine Zuflucht zur
Gemeinschaftl"

Der dritte Hinweis ermöglichte den Buddhisten bereits viele Jahre vor Christi Geburt
klösterliches Zusammenleben. Die Regeln dafür sind dem ersten Korb des Dreikorbs,
Tripakta, der buddhistischen Schriften zu entnehmen: "Kein Eigentum, kein Töten
lebendiger Wesen, keine Frauen". Die letzte Regel enthält frauenfeindlichen Unfug. Die
Befolgung der Zweiten würde alles Leben erheblich aufwerten und die Erste zeigt, dass
buddhistische Mönche arm, aber trotzdem glücklich sind und das Zusammenfließen der
Gegensätze gemäß der toleranten Philosophie der coincidentia oppositorum Nikolaus von
Kues'.

Sowohl Buddhisten wie Christen leben in Klöstern. Allerdings erscheint mir das westliche,
tätige Klosterleben dem meditativen Bettelmönchsdasein der Buddhisten überlegen.
Vielleicht aber könnte Meditation dazu beitragen, Motivation für sinnvolle Taten zu liefern.
Außerdem gibt es den japanischen Zen-Buddhismus, der durchaus zu aktivem Leben
aufruft. Buddhistische und christliche Klöster liefern zwei sinnvolle Ansätze für eine
erfolgreiche So-viel-du brauchst-Gesellschaft. Sie besitzen aber zwei große Mängel:
Erstens fußen beide Lebensmodelle auf Geschlechtertrennung und zweitens auf dem
Fundament religiösen Aberglaubens.

Ich bewege mich zu meinem Ausgangspunkt zurück, dem Volk Israel, dem Volk des
Gottes Jahveh, das er angeblich in der Wüste Sinai mit Wachteln und Manna versorgte,
damit alle so viel hatten, wie sie brauchten. Diese fromme Lügengeschichte endet mit dem
Einzug der Israeliten in das "gelobte Land", in dem angeblich "Milch und Honig flossen".

Als die Israeliten auf der Flucht aus der pharaonischen Sklaverei halbverdurstet und
-verhungert aus der Wüste kamen, erschien ihnen das äußerst karge "Land lsrael"
vielleich wirklich als gelobtes Land. Der amerikanische Dichter Mark Twain allerdings
beschrieb Israel in seinem Buch: "lnnocents Abroad" als eine gottverlassene, menschen-
und pflanzenleere Einöde, nachdem er das Land 1867 besucht hatte.

"Heute leben in Israel ca. 6 Millionen Israelis und 2 Millionen Araber. Israel ist die einzige
funktionierende Demokratie im Nahen Osten, versorgt seine Bevölkerung weitgehend
selbst mit Lebensmitteln und verfügt über eine gut entwickelte Wirtschaft, die industrielle
Hightech-Waren und vielfältige landwirtschaftliche Produkte bereit stelIt." (Wikipedia )

Die Menschen dort wohnen und arbeiten also verglichen mit denenen in den
benachbarten, islamistischen, monarchistischen, halbfaschistischen Elendsstaaten wirklich
im "gelobten Land". Dieser gesellschaftliche und wirtschaftliche Erfolg eines sehr kleinen
Landes eingekreist von fanatischen islamischen Feinden und mit einer Bodenfläche
gestraft, die zu mehr als der Hälfte aus der Negev-Wüste besteht, 12000 qkm, ist
keineswegs wie angeblich Manna und Wachteln auf Befehl Jahvehs vom Himmel gefallen.
Er ist dem Fleiß, der Beharrlichkeit, dem Selbstvertrauen, dem kämpferischen
Selbstbehauptungswillen und den organisatorischen Fähigkeiten der weitgehend
areligiösen Bevölkerung dieses säkularen Staates zu verdanken, und - und jetzt kommt
das Entscheidende - einer gesellschaftlichen Lebensform, die allen alles gibt, was sie
brauchen, dem Kibbuz.

Wesentlich mittels der Kibbuzim und ihrer Bewohner, der Kibbuzniks, gelang Israel der
Riesenschritt aus der Gott verlassenen Steinwüste in die vitale Gegenwartsgesellschaft.
Grüne Orangenhaine, fruchtbare Tomaten- und Ananasfelder verdrängten und verdrängen
unfruchtbare Flächen.

Leider haben Selbstvenıvirklichungswahn, egoistischer
lndividualismus und selbstbezogene Raffgier die einst hoch geschätzte
Sozialisationsinstanz der meisten Israelis an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Es ist
höchste Zeit die Kibbuzidee zu beleben und zu reformieren.

Der Kibbuz bietet allen Raum, Singles und Familien, Kräftigen und Schwachen, Kindern
und Alten. Er bietet Arbeit, Lernen und Vergnügen, alles, was das Leben ausmacht und
das, was jeder braucht. Er trennt nicht, sondern verbindet. Er schafft Lebensfreude, statt
verbissener Leistungsquälerei. Kibbuzregeln und -leben venıvirklichen die Zusage: "So viel
du brauchst" und zeigen wie sehr Kibbuzim die christlichen und buddhistischen Klöster
ideologisch, organisatorisch und lebenspraktisch übertreffen und erst recht die lrrwege der
rücksichtslos egoistischen Selbstverwirklichung und der brutalen turbokapitalistischen
Massenmenschenhaltung, -ausbeutung und -zerstörung.

"Der erste Kibbuz wurde 1909 gegründet. Diese israelische Siedlungsform entstand aus
der Verbindung des jüdischen Geschichtsbewusstseins und der sozialistischen
Zukunftsvision von Gleichheit. Es war eine Reaktion der Juden auf den jahrhundertlangen
Ausschluss von jeder landwirtschaftlichen und gewerblichen Betätigung. Der Kibbuz ist
eine ländliche Kommune, in der die Produktionsmittel der Gemeinschaft gehören und auch
die Bedürfnisse der Mitglieder von der Gemeinschaft gedeckt werden. Seither entstanden
ca. 270 Kibbuzim mit knapp 130.000 Einwohnern. All diese Kibbuzim trugen zu der
Besiedlung des Landes bei...

Zu Beginn der Entstehung betrieben die Kibbuzmitglieder vorwiegend Landwirtschaft, im
Laufe der Zeit setzte sich jedoch immer mehr die Industrie durch. Somit wird in den
Kibbuzim inzwischen ein Großteil der Produktion in Industrie- und
Dienstleistungsbetrieben erwirtschaftet... Um eine Kennzeichnung des Kibbuz
herzustellen, wurden bestimmte Ziele aufgestellt...:
Es soll eine Siedlung, die sich auf Landwirtschaft, Industrie, Handwerk und alle anderen
Arbeiten stützt, errichtet und unterhalten werden. Diese Siedlung soll zum ständigen
Wohnort der Kibbuzniks und deren Angehörigen werden. Für die ökonomischen, sozialen,
kulturellen sowie individuellen Bedürfnisse der Mitglieder soll gesorgt und
Gesundheitsvorsorge soll betrieben werden. Außerdem sollen die Fähigkeiten im
ökonomischen, kulturellen, wissenschaftlichen und künstlerischen Bereich gefördert
werden.

Eine besondere Förderung gilt den weiblichen Kibbuzmitgliedern, damit eine tatsächliche
Gleichheit auf dem ökonomischen und sozialen Gebiet sowie auf dem Gebiet der Bildung
und bei öffentlichen Tätigkeiten erreicht wird. Der Kibbuz will die Kinder erziehen, das
Niveau ihrer Erziehung und ihren Wissenstand entwickeln und enıveitern. Die Kibbuzim
sind gegenüber Neueinwanderern sehr aufgeschlossen, sie möchten sie integrieren...
Um diese Ziele zu venıvirklichen lebt man nach folgenden Prinzipien:

1. Prinzip der 'Gemeinschaftlichen Produktion, Konsumtion und Erziehung'. Das heißt das
gesamte Kibbuz-Eigentum gehört der Gemeinschaft...
2. Prinzip der 'Selbstarbeit' der Mitglieder...
3. Die Arbeitskräfte im Kibbuz stehen der Gemeinschaft zur Verfügung.
4. Prinzip: 'Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen'...
5. Der Kibbuz ist ein selbst verwaltetes Kollektiv, welches nach demokratischen
Ordnungsprinzipien verfasst ist.
Diese Selbstverwaltung erfolgt durch zeitweilige Amtsträger ohne materielle
Vergünstigungen, die nach eins bis zwei Jahren ausgetauscht werden..."( www.judentum-
projekt.de 2013 )
Amos Oz, der größte  israelische Schriftsteller der Gegenwart, trat 1954 nach dem
Freitod seiner Mutter in einen Kibbuz ein und lebt heute in der Negev-Wüste. ln seinem
schriftstellerischen Werk sucht er ständig den "Kibbuz des Verlangens" und arbeitet auch
in seinem Leben hart daran, ihn zu realisieren. Aber diesen idealen Kibbuz gibt es nicht,
noch nicht bzw. bisher nur in der Literatur!
Der argentinische Schriftsteller Cortazar hat in dem Buch "Rayuela, Himmel und Hölle"
seinen Helden Horacio Oliveira kurzzeitig unter einer Pariser Seinebrücke den visionären
"Kibbuz" des Verlangens erleben lassen.
Doch auch in der Realität werkelt das säkulare Gottesvolk mit Energie im Noch-Nicht der
Gegenwart an dieser, seiner Verheißung, seinem eigenen Paradies, das es selbst schafft
und nicht demütig dem tyrannischen, willkürlichen und boshaften Despoten Jahveh
abbettelt.
Eine solche Gemeinschaft vermag Berge zu versetzen und lässt niemand im Stich. Die
Kibbuzgesellschaft befriedigt nicht nur die Fundamentalbedürfnisse der Maslowschen
Bedürfnispyramide, Wohnung, Nahrung, Kleidung, nein, alle anderen auch: -Sicherheit:
Schutz der Gesundheit, Vorratshaltung, -Zugehörigkeit: sozialer Kontakt, Akzeptanz,
Geborgenheit, -Eigenwert und Autonomie, -persönliche Weiterentwicklung, Sinnfindung
und Lebensfreude. Raffgier, Machtgelüste, Ausbeutung und Unterdrückung haben dort
keinen Platz.

Aus einem Fernsehfilm: "Sechs Löwen lauern neben einem Fluss irgendwo in einem
afrikanischen Nationalpark auf Beute. Sie beobachten eine Gruppe Wasserbüffel, die
etwa 100 Meter entfernt friedlich grast. Dann erfolgt die Attacke. Die Löwen stürzen sich
auf die Büffel. Alle fliehen, nur ein Kalb fällt am Flussufer ins Wasser. Die Löwen sind über
ihm, wollen es an Land zerren. Ein Krokodil prescht herbei, versucht die Löwenbeute ins
Wasser zu ziehen. Die Löwen gewinnen nach hartem Kampf. Das Krokodil schwimmt ab.
Die Großkatzen legen ihre Beute als Mahlzeit am Ufer zurecht. Da nähert sich eine
gewaltige Büffelherde, die stärksten Tiere an der Spitze. Ein Stoß mit den Hörnern. Ein
Löwe fliegt durch die Luft. Die anderen weichen nach kurzer Gegenwehr vor kräftigen
Kopfstößen und Huftritten. Das Jungtier steht auf und schließt sich seinen Rettern an."

Ich habe mich beim Zusehen fast tot gefreut.

Albert Schweitzer schrieb einst : "Als gut gilt, Leben erhalten, Leben fördern,
entwickelbares Leben auf seinen höchsten Wert bringen. Als böse: Leben vernichten,
Leben schädigen, entwickelbares Leben niederhalten."

Ehrfurcht vor dem Leben sichert allem Leben so viel, wie es braucht.

Das Volk Israel litt in der Wüste Hunger. Jesus ritt auf einem Esel und hatte nichts, auf
das er sein Haupt legen konnte.
Der evangelische Landeskirchenrat aber fährt Mercedes,
sein Pfarrer BMW oder mindestens Audi. Und fährt und fährt und fährt!

Und weltweit verhungern Kinder!
Und verhungern, und verhungern und verhungern!

Das muss und muss und muss aufhören!
Und: Das wird und wird und wird aufhören!

l have a dream!




 

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Beitrag liegen beim Autor (Hartmut Wagner).
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.03.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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