Irene Beddies

Außerirdische

Außerirdische

 

Berta saß schmollend auf dem Deckel der Toilette. Paolo und Mira hatten sie maßlos geärgert und sich sogar noch über sie lustig gemacht. In der Gästetoilette war sie sicher.
Vorsichtshalber hatte sie sich ein Bilderbuch mitgenommen für den Fall, dass sie lange beleidigt sein sollte.

Das alles war nichts Neues für die anderen. Deshalb hatte Mama verboten, die Kleine von dort aufzuscheuchen. Oben im Haus gab es ja das große Badezimmer.

Berta blätterte in ihrem Buch. Sie fing schon an, sich zu langweilen.

Ihr Blick schweifte umher. Die Seife war neu und roch ausnehmend gut nach irgendwelchen Blumen. Das Handtuch hing unbenutzt am Haken. Die Klorolle war fast am Ende, aber sie brauchte ja kein Papier.

Dann fiel ihr Blick auf den Boden.
Was war das? Silberne Krümel lagen dort. Als sie sich bewegte, bewegten sie sich auch und strebten in den Schatten unter dem Waschbecken.

Ein schriller, spitzer Schrei drang durchs Haus. Greta und Mira waren alarmiert. Hatte es einen Unfall gegeben?
„Berta, was ist los?“, rief Greta auf dem Flur.
„Hilfe, hier sind Außerirdische!“

Greta und Mira sahen sich ratlos an. „Was für Außerirdische?“ Mira konnte sich nicht vorstellen, was Berta da wohl entdeckt hatte. Greta stieß einen Seufzer der Erleichterung aus: kein Unfall. Sie rüttelte an der Tür, die aber verschlossen war. „Kind, mach auf!“ „Mama, ich trau mich nicht. Sie wollen mich sicher angreifen.“
„Woher weißt du, dass das Außerirdische sind?“
„Die hab ich doch im Fernsehen gesehen. Sie haben einen silbernen Raumanzug an und bewegen sich ganz schnell, wenn ich mich bewege.“

Wieder sahen sich Mutter und Tochter im Flur ratlos an. „Wir können dir nicht helfen, wenn du die Tür nicht aufmachst“, versuchte es Greta mit ruhiger Stimme, „Du bist doch ein tapferes Mädchen.“ „Aber wenn sie plötzlich ganz groß werden . . .“.
„Ach was, steh einfach auf, streck ihnen die Zunge raus und schließ auf! Wir sind ja hier.“
Mira konnte es kaum erwarten, die „Außerirdischen“ zu sehen. Berta nahm all ihren Mut zusammen und schloss auf. Schnell flitzten kleine Wesen in die dunkelste Ecke hinter der Toilette. Eines hatte Berta mit ihrem Schuh getötet.

„Ach du meine Güte! Silberfischchen! Darum muss Papa sich kümmern. Sie haben sicher irgendwo ein Loch gefunden, das muss er zumachen.“
„Silberfischchen? Aber hier ist doch gar kein Wasser“, staunte Berta, „wirklich keine Außerirdischen?“

„Doch, in gewisser Weise hast du recht. Sie leben meist außerhalb unserer Umwelt. Komm, wir sehen sie uns genau im Internet an.“

 

© I. Beddies


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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.04.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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In Krollebolles Reich: Märchen von Irene Beddies



Irene Beddies hat in diesem Band ihre Märchen für Jugendliche und Erwachsene zusammengestellt.
Vom Drachen Alka lesen wir, von Feen, Prinzen und Prinzessinnen, von kleinen Wesen, aber auch von Dummlingen und ganz gewöhnlichen Menschen, denen ein wunderlicher Umstand zustößt.
In fernen Ländern begegnen dem Leser Paschas und Maharadschas. Ein Rabe wird sogar zum Rockstar.
Auch der Weihnachtsmann darf in dieser Gesellschaft nicht fehlen.

Mit einer Portion Ironie, aber auch mit Mitgefühl für die Unglücklichen, Verzauberten wird erzählt.

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