Claudia Ramm

Das lila-grüne Schaumbaummonster

Die kleine Jessica machte mit ihrer Familie einen Sonntagsausflug in den botanischen Garten.

Alle waren guter Dinge. Ihre Eltern schlenderten Hand in Hand an den exotischen Pflanzen vorbei und blieben manchmal stehen, um Jessi und ihrer großen Schwester Jasmina, mit den Worten:

"Schaut euch mal diese tolle rote Blüte an!" oder "Seht ihr, so hoch kann eine Bambusstaude werden!"

auf eine besonders schöne Pflanze aufmerksam zu machen.

Auch die Kinder waren schwer beeindruckt: „Was es doch alles für seltsame und tolle Gewächse gab!"

Als sie so durch die Wege gingen, blieb Jessi mit einem Mal stehen. Die Anderen gingen weiter und bemerkten ihr Stoppen nicht. Ihr war eine etwas zurückstehende, eigentlich recht unscheinbare Pflanze ins Auge gefallen. Das Gewächs hatte schmale, grüne Blätter und leicht verkrüppelte Zweige. So gesehen war es nichts besonderes! Allerdings hatte Jessi zwischen den Blättern etwas interessantes entdeckt! Nur bei genauerem hinsehen konnte man dort eine Art Frucht erkennen. Sie schien irgendwie zu glimmen, in einer Art lila-grünem Schimmer. Und jetzt meinte Jessi auch einen Hauch von süßem, betörendem Duft zu bemerken. Es kitzelte ihr richtig gehend in der Nase!

Wie hypnotisiert ging sie auf die Pflanze zu.

Dafür mußte sie vom Weg herunter, über das Absperrseil und an dem "Betreten der Grünpflanzungen verboten!" Schild vorbei. Normalerweise hielt sich Jessi an solche Verbotsschilder, allein schon um sich Ärger mit ihren Eltern zu ersparen, aber diesmal nahm sie das Schild gar nicht richtig wahr! Sie hatte nur noch Augen für die seltsame Frucht!

"Wie toll die aussieht und sie riecht soooo gut! Ob man die essen kann?" dachte Jessica und streckte schon die Hand nach der Verlockung aus.

Da hielt sie eine scharfe Stimme mitten in der Bewegung zurück!

"Jessi! Sag mal, spinnst du? Was machst du denn da? Komm sofort da raus, du zertrampelst ja die ganzen Pflanzen! Wenn das einer sieht bekommen wir noch Ärger! Also, schnell raus da!!!"

Ihre Mutter war nicht grade begeistert von der Aktion! Jessi zuckte leicht zusammen und riss ihre Hand zurück. Dabei stieß sie gegen einen der Zweige der seltsamen Pflanze, dieser fing an zu schaukeln und die Bewegung war der Anstoß dafür, dass die schöne Frucht mit einem dumpfen "Platsch!" auf den Boden fiel.

"Oh, was für`n Pech! Jetzt muß sie verfaulen, das ist doch viel zu schade, ich glaub ich nehme sie einfach mit!" Jessi schaute sich vorsichtig um, ob ihre Mutter gesehen hatte was passiert war. Aber die fixierte nur die Umgebung, ob keiner kam um sich zu beschweren.

Jessi bückte sich schnell, hob die Frucht auf und ließ sie in ihre Jackentasche gleiten. Die Haut der Frucht fühlte sich seltsam warm und haarig an, wie bei einem Tier.

"Komisch!" dachte Jessica, zog aber die Hand schnell wieder aus der Tasche damit niemand merkte, dass sie dort etwas hinein gesteckt hatte. Dann lief sie so schnell sie konnte zurück auf den Weg.

Sie spazierten noch eine Zeitlang durch die Anlage und Jessi dachte gar nicht mehr an die Frucht in

ihrer Tasche.

Als sie schließlich wieder zu Hause waren sagte Jessis Mutter: "So, nun aber ab in die Badewanne mit euch kleinen Schmuddelkindern!" Unter leichtem Murren und einem "Müssen wir auch die Haare waschen?"

Stöhnend, machten sich die Schwestern auf ins heimische Wasserloch.

Als Jessi ihre Jacke auszog und wie üblich auf den Boden fallen ließ, kullerte die eingesteckte Beute heraus.

"He, was ist denn das?" Jasmina hatte sich schnell gebückt und die Frucht aufgehoben.

"Och, die habe ich heute im botanischen Garten gefunden. Sie lag auf dem Boden und bevor sie dort vergammelt habe ich sie lieber mitgenommen ! Gib sie her, sie gehört mir!"

"Nee!!! Ich will sie mir mal genauer ansehen, die riecht echt gut und fühlt sich so pelzig an. So was hab ich ja noch nie gesehen!"

Jasmina hielt die seltsame Frucht mit einer Hand so hoch, dass Jessica nicht an sie heran reichen konnte. Diese sprang an ihrer Schwester hoch. „Gib sie her, sie gehört mir, du Fiesling!"

"Hol sie doch wenn du kannst, du bist doch nur ein kleiner Gartenzwerg!" spöttelte diese.

Wütend zerrte und riss Jessi an ihrer großen Schwester herum. Auf einmal rutschte Jasmina die Frucht aus der Hand und plumpste in die schon mit Schaumbad gefüllte Badewanne!

"So`n Scheiß!!!" schrie Jessica empört auf. "Hups, das wollte ich nicht, echt!" Jasmina war ganz zerknirscht. "Dafür kannst du das Ding jetzt da raus fischen!" verlangte Jessi mit Nachdruck! "OK, OK! Reg dich ab!" die Beschimpfte beugte sich über die Badewanne, steckte den Arm ins Wasser und fischte nach der Frucht.

Plötzlich schoss ein haariger Tentakel aus dem Wasser und schlang sich um Jasminas Arm.

"Ahhh, Hilfe! Jessi hilf mir doch!" Jasmina wich erschrocken zurück. Dabei zog sie ihren Arm aus dem Wasser und an diesem hing ein seltsam aussehendes Wesen.

Es war Fußball groß mit drei Tentakeln, zwei großen Glubschaugen, einer Nase wie eine Tomate und einem Mund mit zwei ganzen Zähnen! Sein Fell leuchtete lila-grün-getupft.

"Mein Gott!!! Was ist das denn?" rief Jessi erstaunt auf. Jasmina schüttelte ihren Arm so kräftig sie konnte bis der Tentakel abglitt.

"Uhhh, ihhhh!" schnell wich sie von der Wanne zurück. Das seltsame Wesen planschte derweil fröhlich im Wasser und ließ Seifenblasen aus seinen Nasenlöchern steigen.

Das sah so komisch aus, dass die beiden Schwestern nicht anders konnten, sie mußten laut loslachen!

"Uhhh, hahaha, sieh dir das mal an Mina!" prustete Jessica.

"Ist das komisch!" grinste Jasmina.

"Blubb, blubb!!!" machte das Ding in der Badewanne.

Neugierig näherten sich die Schwestern der Wanne.

"He du, kannst du reden? Was bist du und wo kommst du her?"

Da erklang eine seltsame, quietschige Stimme aus dem zweizahnigen Mund: „Ich heiße Blubbie und bin ein Schaumbaummonster!" An Jessi gewandt fuhr das Wesen fort. „Danke das du mich aus dem Garten mitgenommen hast! Da war’s ja auch ganz schön, immerhin hatte ich genug Wasser, aber seit all meine Geschwister, die mit mir am Baum gehangen haben, von anderen Kindern mitgenommen worden sind, war ich ein bißchen einsam! Darum hab ich dich ja auch mit meinem Duft angelockt! Und nun habt ihr mich auch noch in ein Schaumbad gelegt, ich Liebe Schaumbäder! Danke, danke, danke!!!" quietschte es und machte eine riesige schillernde Seifenblase.

Jasmina und Jessica schauten sich erstaunt an, dann fragten sie fast gleichzeitig: „Du tust uns ja nichts, oder?"

"Hey, wo denkt ihr hin? Ich tu keinem was! Wie sieht’s aus, soll ich für euch ein paar Seifenblasen machen?"

"Au ja!" erklang es einstimmig von den beiden Mädchen. Und Blubbie legte los! Er machte Blasen groß wie Fußbälle und so bunt wie der Regenbogen.

Jasmina und Jessica waren begeistert! Sie zogen noch den Rest ihrer Kleidung aus und kletterten zu dem Schaumbaummonster in die Wanne. Dort machten die drei eine richtige Seifenblasenschlacht!

Sie lachten und planschten so ausgelassen, dass sich ihre Eltern schon ein bißchen wunderten was da los sei. Als sie zwischendurch einmal ins Badezimmer schauten, tauchte das kleine Monster schnell unter, so das die Eltern es nicht entdeckten. Denn es hatte mit Jasmina und Jessica ausgemacht, dass es ein Geheimnis bleiben soll, da Erwachsene in Bezug auf Monster immer etwas eigenartig reagieren!

So verwandelte Blubbie sich nach dem Bad wieder in die seltsame lila-grüne Frucht und Jessi versteckte das Schaumbaummonster in ihrem Zimmer.

Aber jedesmal wenn die beiden Schwestern baden gingen nahmen sie ihren neuen Freund mit, da war das Baden doppelt so schön und die Eltern wunderten sich über den plötzlichen Reinlichkeitsfimmel ihrer beiden Sprösslinge!!!!

 

ENDE

(c)Claudia Ramm

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 26.04.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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