Klaus-Peter Behrens

Der Kater und sein Magier, 07

Seite an Seite traten wir daraufhin ein. Mikesch mit hoch erhobenem Schwanz und einer seiner Art wohl angeborenen Eleganz um die ich ihn beneidete. Ich raffte meine mitgenommene Kutte und bemühte mich um einen ähnlich würdevollen Auftritt, während ich mir selbst Mut zuflüsterte.

Ich bin ein Magierlehrling, ich bin ehrfurchtgebietend, ich bin würdevoll, ich bin ...., ich bin....“

„...im Eimer“, soufflierte der Kater trocken.

Danke! Du verstehst es, einen aufzumuntern“, knurrte ich verärgert und konzentrierte mich lieber auf Ignaz den Prächtigen. Allerdings war dessen Anblick auch nicht gerade dazu angetan, Frohsinn hervorzurufen. Flankiert von seinem ekligen Berater Nichtsnutz und der Fürstin, die den spröden Charme eines in die Jahre gekommenen Besens verströmte, saß er auf seinem Thron und betrachtete uns wie etwas Hartschaliges auf sechs Beinen, das man nicht unter seinem Bett zu finden wünscht.

„Wo ist Schrecktvorgarnichtszurück?“, kam er gleich schlecht gelaunt zur Sache.

„Hat sich vom Acker gemacht, Euer Verblendetheit“, kam Mikesch mir mit der Antwort zuvor.

„Was hatte er denn da zu suchen?“, fragte Ignaz, der offenbar Schwierigkeiten hatte, diese Mitteilung zu verdauen und plötzlich aussah, als würde er unter Verstopfung leiden. Ob ihm dabei die Vorstellung, daß sich sein Hofmagier auf dem Acker vergnügte oder der Umstand, daß ihm dies durch das pelzige Wesen an meiner Seite mitgeteilt wurde mehr auf den Magen schlug, vermochte ich nicht zu beurteilen. Vielleicht war es auch das Zusammenspiel, wie auch immer, ich mußte die Angelegenheit dringend aufklären.

„Verzeiht das Wortspiel meines pelzigen Gefährten. Er ist ein magisches Tier, ein Kater aus dem fernen Egüpten...“

„Hamburg“, korrigierte mich Mikesch gelassen.

„.. der nur erklären wollte, daß der Meister gerade ein langes und schwieriges Auslandsstudium absolviert, um den Acker der Magie mal gründlich zu bearbeiten.“

„Ich höre wohl nicht richtig“, empörte sich Ignaz. „Wird das jetzt zur schlechten Angewohnheit, daß alle ohne meine Erlaubnis verschwinden!“, tobte er. „Und seit wann haben wir hier ein Gasthaus!“ Verärgert musterte er den stämmigen Kater. „Ich hoffe, der frißt uns nicht die Haare vom Kopf.“

„Gutes Stichwort, Euer Einfältigkeit. Leider konnte mir bisher weder die taube Nuß hier neben mir noch der wackere Rockdenbock sagen, wo ihr die Dosen aufbewahrt.“

Zockdenmopp, äähh Kloppdenstock“, erklang es protestierend aus dem Hintergrund.

„Ich kann dir zeigen, wo wir unsere Gefangenen aufbewahren“, fauchte Ignaz verärgert.

„Für Besichtigungstouren ist immer noch Zeit“, warf ich ein in dem Bemühen, die hoch schlagenden Wogen zu glätten. Wer einen Kater zu seinen Bekannten zählte, hatte den Ärger offenbar gepachtet.

„Genau“, sprang mir Mikesch zur Seite. „Laßt uns lieber über die wichtigen Dinge des Lebens sprechen, zum Beispiel über die nächste Mahlzeit“, schnurrte er mit seidenweicher Stimme, wobei er Ignaz mit einem Augenaufschlag ansah, der diesen ins Wanken brachte. Kater besaßen offenbar eine ganz eigene Art der Magie, stellte ich neidisch fest.

„Äääh ja, ....liiieeeeber Kater!“, säuselte Ignaz mit einem weggetretenen Gesichtsausdruck, der an Kudu, den Bekloppten erinnerte. Mikesch hingegen schnurrte erfreut angesichts der Tatsache, daß Ignaz damit anfing, das Ohr seines pelzigen Besuchers zu kraulen. Mir kreiste der Hut.

„Bist ein Guuuter, ...so ein Feiner....ja äähh wo waren wir gerade?“, fragte Ignaz, der offenbar Schwierigkeiten hatte, wieder auf unserem Planeten zu landen.

„Petersilie“, brachte Mikesch den Fürsten auf die Spur, der die Hand irritiert zurückzog und mich verwirrt ansah.

„Hört nicht auf ihn, er meint Prinzessin Pampeline, äähh Nobeline“, korrigierte ich hastig den Kater. Allmählich gewann ich den Eindruck, daß dieser das Wortspiel nur betrieb, um andere in den Wahnsinn zu stürzen. So vergeßlich konnte man doch gar nicht sein.

„Ja, richtig, Apfelsine ist verschwunden“, verkündete Ignaz, der froh war, endlich wieder den Durchblick zu haben und erhielt zum Dank dafür einen Rippenstoß seiner Angetrauten, der einen Gaul umgeworfen hätte. „Ich wünsche, daß Ihr sie findet“, ächzte er unter Schmerzen.

  
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