Theodore war ein alter, weißhaariger Grieche. Er wohnte in einer kleinen Hütte, die
ihm völlig genügte.Sein Land mit Olivenbäumen hatte er verkauft, an Deutsche.
Abend für Abend erschien er im Restaurant seines Sohnes Anastos, wunderschön
am Meer gelegen, undsetzte sich, hoch willkommen, an irgendeinen Tisch.
Unmerklich stieg die Stimmung, sobald Theodore kam, obwohl er nur da saß und lächelte.
Der Rezina floß in Strömen. Selten sagte Theodore etwas, das aber
immer im passenden Moment.
Irgendwann hatte jeder Gast mitgekriegt, dass Theodore nur zwei deutsche
Wörter beherrschte, und zwar "Gute Reise". Wie er jedoch diese Redewendung
einzusetzen wußte, war schonerstaunlich. Stieß man - im Laufe des Abends - immer öfter -
auf die Freundschaft, die Liebe und aufGriechenland an , sagte er "Gute Reise".
Ging ein Glas zu Bruch, sagte er "Gute Reise". Fiel eine Gabelunter den Tisch, sagte er
"Gute Reise". Fiel ein Gast seelig vom Stuhl, sagte er , was sonst, "Gute Reise".
Ging ein Kind verloren, sagte er "Gute Reise" und wenn es dann tatsächlich,
nach den letzten Gläsern Uso,ums Abschiednehmen ging, sagte er, wie immer
herzerwärmend und freundlich "Gute Reise!"
Ab und zu stieg Theodore noch, wie Neptun, ins Meer, um Tintenfische mit
seinem Dreizack zu fangen.
Wenn der Fang gut war, lud er Sommergäste ein zu einem üppigen,
urwüchsigen Essen mit einerunbeschreiblichen Sauce, deren Zutaten geheim
blieben.
Die Gäste, auf äußerst wackligen Stühlen sitzend, hatten einen wundervollen
Blick aufs Meer, umrundet
von einer Schar recht wild aussehender Katzen. Während Theordore geschäftig
zwischen seinem Häus-chen und dem Gästetisch hin und herlief, um immer neue
Tintenfische mit den riesigen Saugnäpfen zuholen, und die unnachahmliche Sauce
und den geharzten Wein, also immer während seiner Abwesenheit,
wurde die hungrige Katzenschar von den Gästen reichlich mit Tintenfisch
ärmchen versorgt. Denn werkann denn schon alle diese Saugnäpfe ernsthaft
verspeisen wollen? Dem geharzte Wein hingegenwurde so zügig zugesprochen,
dass der alte Theodore kaum zur Ruhe kam.
Zum Abschied wünschte uns Theodore, wie konnte es anders sein, "Gute Reise".
Wir haben ihn nichtwieder gesehen.
Nun hat er schon längst die letzte Reise angetreten.
Aber ich werde ihn nicht vergessen, einfach deshalb,
weil mir sein Spruch in den unmöglichsten Momenten wieder einfällt.
Aber welche das sind, verrate ichnatürlich nicht! GUTE REISE!
24. Mai 2o17
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 25.05.2017.
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