Jürgen Malodisdach

Alles Wurscht

 

 

Zwar nicht immer aber diesmal schon. Im wahrsten Sinne des Wortes. Weil wir vergessen hatten Leberwurst einzukaufen und es gerade Wochenende war, die Läden alle zu und mein Hund diese Wurst täglich dreimal braucht. Ohne Leberwurst schluckt er nämlich seine notwendigen Pillen nicht.

Ja, auch Hunde brauchen mitunter Erzeugnisse der Pharmaindustrie um ihre kleinen oder größeren Wehwehchen in den Griff zu bekommen. Besonders wenn sie so in die höheren Jahrgänge kommen.

Leberwurst ist für Tobi ( so heißt mein kleiner Hund ) so viel wert, wie für einen Durchschnittsbürger etwa ein Glas Sekt oder ein Döner oder auch ein Pücklereis mit Ananas und Sahne, oder, oder, oder. Es gibt da viele Vergleichsmöglichkeiten.

Aber alle zaubern in dieser Situation keine Leberwurst herbei. Und so musste sich der kleine Kerl damit begnügen , an diesem Tag seine Pille, wenn auch mit Widerwillen , mit einem anderen Hundenahrungsmittel einzunehmen.

Für mich ergaben sich aus dieser Situation aber ein paar neue Gesichtspunkte. Zufällig habe ich im Fernsehen so eine der üblichen Kochsendungen avisiert bekommen, die sich mit der eigenen Herstellung eben einer gut schmeckenden Leberwurst befasste.

Da ich sowieso koch mäßig interessiert bin, stand mein nächster Entschluss fest.

Nicht nur weil ich nach Aussage einiger Bekannter, meinen Beruf verfehlt hätte und lieber Koch werden sollte, sondern weil ich selbst immer den Hang habe, Speisen aller Arten herzustellen.

Ideen dazu habe ich laufend. Anregungen sind Rezepte und auch Gespräche und natürlich das Fernsehen.

So war mein Entschluss gefasst, Leberwurst herzustellen.

Also machte ich mir eine lange Liste mit Artikeln, die ich für die Herstellung von feinster und vor allem gut schmeckender Leberwurstsorten besorgen musste.

Die notwendigen Gewürze dafür waren nicht das Problem. Als alter Hobbykoch habe ich mehr als hundertzwanzig Gewürze und Gewürzmischungen im Küchenschrank. Ich brauchte nichts Neues.

Auch Zwiebeln und Knoblauch, Ingwer und noch ein paar heimliche Ingredienzien sind vorhanden.

Aber z.B. wird außer Schweinefleisch, Leber, Speck, Schwarten auch Wamme gebraucht.

Der Begriff Wamme war für mich vollkommen unbekannt. Ich bin ja kein Fleischer oder Tierzüchter. So habe ich erst einmal das Internet bemüht, mich auf Seiten zu lotsen, die mir diesen Begriff erläutern.

Habe natürlich die notwendigen Informationen bekommen und war somit wieder etwas schlauer. Mit stolzer Brust bin ich dann zum nächsten privaten Fleischermeister um mir die besagte Menge Wamme zu besorgen.

In der Hoffnung zu einem positiven Ergebnis musste ich mich aber dort freundlich aber bestimmt erklären lassen, dass Wamme keine Handelsware ist. Es wird nur in der Herstellerindustrie verarbeitet.

Somit also der Fleischer nicht in der Lage ist, dieses Stück vom Schwein offiziell für mich zu besorgen. Da stand ich nun, ich armer Tor und bin so klug wie...........

Die Geschichte und somit diesen Satz kennt ja jeder durchschnittlich gebildete Mitteleuropäer.

So schnell lasse ich mich aber nicht entmutigen. Denke, denke, denke und gucke, gucke und nochmal informiere und bald hatte ich einen Ersatz für Wamme gefunden. Das verrate ich aber nicht so einfach.

Ich brauchte einen großen Tisch in der Küche , um alle notwendigen Erzeugnisse parat zu haben. Dazu war noch ausreichend Platz für Maschinen, Geräte, und die Arbeit selbst nötig. Um es vorneweg zu sagen, ich brauchte einen ganzen Tag für die Herstellung der unterschiedlichsten Grundprodukte meiner Leberwurst. Alle Familienmitglieder wurden an diesem Tag zu Aktivitäten außerhalb der Wohnung verpflichtet. Freundlich natürlich, denn für diese Aktion brauchte ich Ruhe und keine anderen Hände oder Meinungen. Ich musste vieles probieren und vorbereiten. Schon die größenmäßige Aufbereitung der einzelnen Fleisch- und Gemüse-und Kräuter-und Gewürzmischungen war eine Sissyphusarbeit. Aber toll und Spaß hat es gemacht und die einzelnen Ergebnisse waren eine Wucht, wie man so sagt.

Einige Kg Fleisch und anderer Erzeugnisse mussten geschnitten, im Wolf durchgedreht und, oder im Multiboy ganz fein bearbeitet werden.

Dazu in unterschiedlichen Mengen gewürzt, abgeschmeckt und individuell zubereitet werden. Am Ende ergaben sich daraus sieben Gläser Leberwurst. Jedes Glas in einer anderen eigenen Konsistenz und Gewürz- und Zutatenmischung.

Natürlich eingekocht, wie jeder das aus alten Zeiten kennt. Da war keine Chemie, keine sogenannten Zusatzstoffe, Farbstoffe oder sonstigen Beimischungen drin. Und jeder Glasinhalt schmeckte so, wie ihn keine Herstellerfirma produziert. Eine tolle Geschmackserfahrung, bei der man nicht nach Effektivität und Preis fragen kann. Hier zählt nur das Geschmackserlebnis.

Das war wohl auch die Meinung von Tobi, als er jetzt, nachdem wir alle Gläser gelehrt haben, nun wieder das Gekaufte essen muss.

Ich mache es bald wieder, wenn die Zeit dafür vorhanden ist. Die brauche ich, auch wenn ich jetzt schon etwas Erfahrung dafür habe.

 

 

 

 

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 06.06.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Mit dem Schreiben und Dichten, ist das so eine Sache.So war ich oft der Meinung, nur lyrisch Schreiben zu können, falls ich mich in einem annähernd, seelischen Gleichgewicht befände, erkannte aber bald die Unrichtigkeit dieser Hypothese.Wichtig allein, war der Mut des Eintauchens.Das Eins werden mit dem kollektiven Fluss des Ganzen. Meine Gedanken, zärtlich zu Papier gebrachten Gefühle,schöpfte ich stets aus diesem Fluss.

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