Thomas Meyer

Der Kuss

Der Kuss

 

Zeit. Zeit. Zeit. Sie schwindet doch bleibt sie auch. Oft lohnt es sich, sie festzuhalten und so vor sich ruhend aus der Entfernung zu betrachten. Zeit hat Eile doch auch Geduld - Geduld, die wir annehmen sollten. Um zu erkennen. Um zu fühlen. Um Wertvolles nicht vergessen zu lassen. 

 

Es ist der Kuss, der zu oft zu schnell entschwindet und so, alleine, unbeachtet in diese einsame Vergessenheit gerät.

Es ist der heilende Kuss der Mutter für ihr weinendes Kind. Ein Moment voller Magie, der Tränen versiegen und aus Schmerz sanfte Ruhe werden lässt. und  

Es ist der Kuss der frisch Verliebten. Jener leidenschaftliche Moment voll unschuldiger Nähe, der Unüberwindbares überwindbar macht. 

Es ist der Kuss der lange Vermissten, der qualvolle Zeiten der Trauer und Sehnsucht im Augenblick vergessen lässt.

 

Es ist unser Kuss. Ich suche ihn. Du findest ihn. Meine Hände an deiner Taille. Sanft aber bestimmt. Lippen berühren sich. Nehmen sich als Gefangene um im nächsten Moment wieder Freiheit zu finden. Frei um in der nächsten Sekunde wieder erobert zu werden. Ich lenke deinen Weg. Suche im Halbdunkel meiner betäubten Sinne den Halt der Wand hinter dir und drücke dich sanft gegen sie.

Ich lasse ab und seh dich an. Möchte die Zeit still stehen und die Bilder sich prägen lassen.

Bruchteile von Sekunden. Dein weibliches Gesicht. Deine weiche Haut. Jede Unebenheit vergeht in deiner Schönheit. Makel zerfließen in Perfektion. Meine Lippen finden deinen Hals. Dein Duft gemischt mit deinem Parfum kann nicht in Worte gefasst werden. Zu detailliert zwischen Erregung und Ruhe. Nichts in mir kann sich gegen diesen Duft erwehren. Meine Küsse wandern von deinem Hals hinauf zu deinen weichen Wangen bis sie wieder deine Lippen finden. Deine Hände auf meiner Brust. Fordernd. Unser Blick trifft sich kurz. Ich sehe in Augen, denen ich mich von Anfang an nicht zu entziehen vermochte. Sie nahmen mich als willige Geisel. Stärke. Intelligenz. Freude. Furcht. Leidenschaft. Distanz. Nähe. Klarheit. Träume. Zusammen vereint. 

Unsere Zungen beginnen ihr Spiel. Langsam erkundend und leidenschaftlich kämpfend. Kein Platz für Kompromisse. Kein Platz für Zweifel. Jetzt. Hier. 

Dein lauter Atem treibt mich an. Leidenschaft verdrängt die erotische Statik. Schnelle verdrängt die Ruhe.

Meine Hände fassen dein Gesicht. Hüllen es ein in mein Gefühl der Begierde. Halten dich um den Moment zu halten. Unsere Lippen untrennbar. Unser Atem im Gleichklang. Tief. Schnell. Mein Herz pocht. Ich will dich. Deinen Duft in mich aufsaugen. Die Leidenschaft des Moments in die Unendlichkeit verzögern. All das will ich. Das Jetzt aufhalten. Es einschließen. Es verstecken. 

 

Doch nein. Denn genau diese Vergänglichkeit mach den Kuss, der Motivation trotzend, zu dem was er ist: bedeutsam.

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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.06.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).

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Seit Menschengedenken wurden Geschichten über die Lust in der Liebe verfasst. Fand der Leser früher die lustbetonenden Texte noch eher versteckt unter dem Deckmantel der damals gängigen literarischen Sprache und konnte nur erahnen, was der Schreiber damit eigentlich ausdrücken wollte, so ist dies heute "Gott sei Dank" nicht mehr von Nöten. Erotische Literatur hat sich dem Wandel der Zeit unterworfen. Was damals in Gedichten und Balladen gepriesen wurde, nämlich wie lustvoll die Erotik ist, wird heute in aller Deutlichkeit in erotischen Geschichten wiedergegeben. Fasziniert hat sie die Leser in jedem Jahrhundert.

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