Rudolf Kowalleck

Ehe für alle?

Neulich, während einer meiner Lesereisen, musste ich mal eine dieser grässlichen Autobahntoiletten benutzen. Sie wissen schon, so ein grässliches Ding, das du von Weitem schon am Geruch erkennst, auf dem selbst der geneigte Sitzpinkler sein Geschäft lieber wieder im Stehen verrichtet.

Die Kacheln um mich herum waren mit Graffitis übersät. Das meiste natürlich obszönes Zeug, das mich in die Abgründe der menschlichen Seele blicken ließ.

Ich wollte mich schon mit Grauen abwenden, da fiel mein Blick auf folgenden Spruch. Einer hatte doch tatsächlich geschrieben: Ehe ich eingehe, gehe ich lieber aus, aber ich gehe nie die Ehe ein, denn: Ehe man Ehemann, gehe man.“

Ein anderer hatte offensichtlich mit zitternder Hand darunter gekritzelt: „Lieber im Walde bei der wilden Sau als zu Haus bei einer bösen Frau.“

Die Meinung des ersten Autoren konnte ich ja noch irgendwie nachvollziehen. Da war also jemand einem erotischen Abenteuer durchaus nicht abgeneigt, sah jedoch noch lange keinen Grund, daraus eventuell erwachsene Verantwortung zu übernehmen, aber was, so fragte ich mich, war mit der armen Socke los, die ein Zusammenleben mit einem Wildschwein im Wald dem mit einer Frau vorzog?

Unsere Sprache verrät es:

Wir reden von Eheschließung. Da wird also bereits etwas zugemacht, bevor es richtig eröffnet wurde. Oder denken wir an die Bedeutung der Vorsilbe „ver“. Wenn wir falsch kalkulieren, haben wir uns verrechnet, benutzen wir eine falsche Telefonnummer, haben wir uns verwählt. Was also ist los, haben wir uns ver-heiratet?

Sollte es uns nicht zu denken geben, dass Jesus lieber mit zwölf Herren durch das Gelobte Land zog und selbst Gott die Rolle des alleinerziehenden Vaters bevorzugte?

Meine Frau behauptet, mit Adam habe Gott den Prototypen geschaffen. Erst mit Eva das serienreife Modell.

Ich glaube, Gott hat Adam eine Frau gegeben, weil er Besseres zu tun hatte, als weiterhin Menschen zu produzieren. Deshalb hat er dieses praktische Baukastensystem erfunden, damit die zwei fruchtbar sein und sich mehren konnten.

Mein Onkel Hansi meinte einmal in bierseliger Runde, auf Familienstammbücher gehörten solche Warnhinweise, ähnlich wie bei den Zigarettenschachteln. Zum Beispiel „Vorsicht! Heiraten gefährdet Ihre Gesundheit! oder „Achtung! Diese Ehe könnte Sie finanziell ruinieren.“ Dazu ein paar Hochzeitsbilder zur Abschreckung.

 Nach seiner dritten Scheidung, hat er sich mit einem Hund begnügt. Der brüllt nicht nach dem Reinkommen: „Schuhe aus, ich habe gerade gewischt“, sondern springt dir schwanzwedelnd entgegen. Versuch das mal mit einer Frau.

Ein Hund fragt auch nicht danach, wie viel sein Herrchen verdient, es ist ihm piep egal, wie du aussiehst. Du kannst vierzig Kilo Übergewicht auf den Rippen haben, kein Hund setzte dich deshalb auf Diät.

Ein Hund ist dir treu ergeben, will nur sein Fresschen und ab und zu Gassi gehen.

Mein Onkel Hansi hat früher immer behauptet, er finde es total ungerecht, dass wir Männer statistisch gesehen zirka sieben Jahre vor unseren Frauen sterben.

Heute weiß er, das hat Gott in seiner unendlichen Barmherzigkeit ganz bewusst so eingerichtet, er gönnt uns halt noch ein paar sorgenfreie Jahre im Paradies, bevor unsere Alte nachrückt.

Jetzt meine Warnung an diejenigen, die so für die Ehe für alle gestritten haben: Glaubt mir bitte, die Schmetterlinge im Bauch sind irgendwann mit unbekanntem Ziel davon geflattert und am Ende hängen keine Geigen im siebten Himmel, sondern die Wäsche im Trockenraum.

Umgekehrt ist das übrigens genauso, wenn ich so höre, wie meine Frau mit ihren Freundinnen über die Ehe spricht.  

Mein Fazit: Heiratet, Ihr Lieben, wann und wen ihr wollt. Werdet glücklich miteinander, aber behauptet, sollte es schiefgehen niemals, niemand hätte Euch gewarnt.

 

 

 

 

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