Kasachstan überzeugt als versierter Event- Veranstalter
In Kasachstans junger Hauptstadt geben sich heuer die Promis aus Politik, Wirtschaft, Technik und Wissenschaft die Türe in die Hand. Im Windschatten der Expo2017 haben Präsident Nursultan Nazarbayev und sein Team einen ganzen Reigen von Kongressen in die "Große Steppe" gebracht. Sie sollen dem neuntgrößten Staat der Welt neues Prestige als verlässlicher Veranstalter internationaler Tagungen und vielleicht sogar als Konfliktlöser verleihen. Als Land, das mit allen Nationen gut reden kann und bestrebt ist, Äquidistanz zu den großen Machtblöcken der Welt im Osten und Westen, aber auch im Norden und Süden zu halten.
Alles begann Anfang Juni mit einer Doppeleröffnung. Die Präsidenten Wladimir Putin und Xi Jinping waren zusammen mit zehn anderen Staatsoberhäuptern und dem Hausherren die Stars bei der Eröffnung der Weltausstellung zum Thema nachhaltiger Energie. Aber schon am Vormittag sah man die beiden Top-Politiker beim Gipfeltreffen der Shanghai Cooperation Organisation (SCO), die in Europa kaum bekannt ist, aber in Zukunft deutlich an Einfluss gewinnen wird. Ursprünglich als Fundament einer Zusammenarbeit der zentralasiatischen Staaten Usbekistan, Kasachstan, Kirgisistan, Tadschikistan gestaltet, mit China als Initiator und Russland als zweitem „Schutzpatron“, hat man den Teilnehmerkreis durch assoziationswillige Staaten und solche mit Beobachterstatus in den letzten Jahren konsequent erweitert..
Bei der Präsidialtagung 2017 in Astana feierte man einen weiteren Höhepunkt in der Entwicklung, nämlich den formellen Beitritt von Indien und Pakistan als Vollmitglieder zur SCO, ebenfalls in Anwesenheit ihrer beiden Präsidenten. Was man dem gastgebenden Präsidenten Nazarbayev durchaus als politisches Kunststück auslegen kann, kennt man die gegenwärtigen Beziehungen von Indien und Pakistan zueinander.
Die SCO ist eine Internationale Organisation mit Sitz in Peking (China). Sie wurde 2001 gegründet und beschäftigt sich mit der Stärkung des Vertrauens unter den Mitgliedsstaaten, der sicherheitspolitischen Zusammenarbeit sowie Wirtschafts- und Handelsfragen und der Stabilität in der Region. Derzeit vertritt der eurasische Verband circa 40 % der Weltbevölkerung und stellt damit die weltweit größte Regionalorganisation dar. Mit Stolz verwies man in der Tagung auf die genannte Kennzahl und auf das weit größere Wirtschaftswachstum im Vergleich zur USA/Europa-Zone, wobei China dies gleichzeitig als wichtiges Momentum zur konsequenten Verfolgung der Silk Road Strategy wertete.
Experten erwarten sich von der Kooperation durchaus Positives was die Stabilität in der Region betrifft, sowie in Wirtschafts- und Kulturfragen. Politisch ist das Bündnis doch zu uneinheitlich strukturiert. Arbeitssprachen der Organisation sind Russisch und Chinesisch, infolge der neuen Mitglieder wird nun wohl Englisch hinzukommen.
Weiteres Wachstum könnte der SCO zu noch mehr Glanz verhelfen: Beobachter-Status haben Afghanistan, Weißrussland, der Iran und die Mongolei. Als Dialogpartner eingestuft sind Aserbeidschan, Armenien, Kambodscha, Nepal, die Türkei und Sri Lanka. Eine gemeinsame Anti-Extremismus Resolution war eines Hauptergebnisse der Gespräche der Präsidenten. Der eigene Expo-Pavillon steht unter dem Motto „Synergy and Shanghai Spirit“.
Das alljährliche Astana Economic Forum wurde zwar wie der SCO-Gipfel zuvor, im eleganten Palace of Independence eröffnet, tags darauf allerdings im nagelneuen Expo-Konferenzzentrum feierlich fortgesetzt Zentrales Motto des Kongresses mit rund 3000 Delegierten aus mehr als hundert Ländern war heuer „Neue Energie – neue Wirtschaft“. Der zum 10.Mal veranstaltete und von Jacob Frenkel, Präsident von JP Morgan Chase International, moderierte Event führt CEOs von Global Player Unternehmen mit Consulting-Gurus, Politikern, Wissenschaftern und Nobelpreisträgern zusammen. . Er stand auch unter dem gutem Vorzeichen, dass sich Kasachstan im Schweizer IMD Weltwettbewerbs-Ranking gleich um 15 Plätze verbessert hat, nun auf Rang 32 liegt und damit Länder wie Spanien, Polen, Italien, Russland und die Türkei hinter sich gelassen hat. Österreich rangiert übrigens auf Rang 24.
Neben allseitiger Forderungen hinsichtlich effizienter Energienutzung und intensivem Einsatz grüner Technologien waren die Sorge vor einer De-Globalisierung, der zunehmende Protektionismus in einigen Ländern und die regionalen Herausforderungen durch Migrationsbewegungen vieldiskutierte Anliegen. Hausherr Nazarbayev selbst ritt bei der Abschlusssitzung eine Attacke gegen die Nationalökonomen der Welt und das Bruttoinlandsprodukt. Dieses sei als Erfolgsindikator nicht mehr zeitgemäß, weil es die langfristige Wirkungsweise mancher Wirtschaftsaktivitäten nicht abbilde, Umweltbeeinträchtigungen nicht berücksichtige und schließlich auch den Wohlfühlaspekt und die Lebensqualität der Bürger in einem Land zu wenig in Betracht ziehe.
Ein besonderer Teil der Tagung in Anwesenheit des Ministers für Verkehr und Kommunikation Askar Kuanyschewitsch Schumagalijew. war der wichtigen Rolle Kasachstans im Rahmen des One Belt, One Road- Konzepts (OBOR) zur neuen Seidenstraße gewidmet. Mit dem nationalen, 9 Milliarden Dollar schweren Verkehrs-Masterplan Nurly Zhol (Heller Weg) unterstützt Kasachstans Regierung nicht nur das eigene Bahn- und Straßennetz, sondern auch die intensivere logistische Andockung von China an Zentralasien und Europa, wie sie vor allem von Peking sehnsüchtig gewünscht wird. Ein kleines Symbol dafür ist die Eröffnung des neuen Hauptbahnhofs von Astana rechzeitig zum Expo-Start, mit der dreifachen Kapazität gegenüber seinem Vorgänger.
Europa darf sich in dieser Angelegenheit allerdings nicht bequem zurücklehnen, ergab doch eine neutrale Messung der Transportzeiten, dass die von Westeuropa nach China (und umgekehrt) versandten Güter zwei Drittel ihrer Reisezeit - bedingt durch Zölle, unterschiedliche Verkehrssysteme etc. in Europa verbringen. Zum OBOR-Thema wird übrigens Ende September ein UNIDO-Treffen in Wien stattfinden.
Als nächster Tagungs-Hit war das Eurasische Medien-Forum angesetzt. Ex-EU-Präsident Barroso beklagte den Anti-Globalisierungs-Trend, den Auszug der USA aus dem Pariser-Umwelt-Abkommen, die Brexit Situation in Europa und würdigte die Rolle Chinas als stabiler Partner in der globalen Interaktion.
Dariga Nazarbayeva, die Vorsitzende des Organisationskomitees des Forums, stellte fest, dass es heute viel mehr Länder als früher gäbe, deren Stimme bei wichtigen internationalen Entscheidungen gehört werde und dass Asien als Kontinent in dieser Hinsicht mit Recht stark an Einfluss gewonnnen habe. Sie bezeichnete Freiheit und Sicherheit als wichtigste Anliegen der modernen Gesellschaft und sie seien beide notwendig. Sicherheit ohne Freiheit ist Sklaverei. Freiheit ohne Sicherheit ende im Chaos, wo man sich verlassen fühlt, nicht weiß welcher Weg richtig ist und was man eigentlich tun sollte.
Ein eigenes Panel der Konferenz unter der Leitung von Kasachstans Außenminister Kairat Abdrakhmanov war dem Syrien-Thema gewidmet. Man will den Genfer Friedensprozess politisch engagiert unterstützen, freut sich über die bisherigen Ergebnisse der ersten Runde der Astana Syriengespräche und will die erneute Gastgeberrolle bei der geplanten weiteren Etappe behutsam und balanciert ausüben. Astana versucht sich damit wohl mit kluger Einschätzung der politischen Weltlage als gute asiatische Wahl für heikle Gipfeltreffen zu profilieren. .
Mit einer Tradition von bloß 25 Jahren als Hauptstadt hat Astana wohl relativ viel zu sagen in der Welt. Spätestens ab heuer hört die Welt hin, wenn in Kasachstan Themen von internationaler Tragweite diskutiert werden. Wer dort bloß Wölfe heulen hört, hat die Signale der Zeit nicht erkannt.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 24.07.2017. - Infos zum Urheberrecht / Haftungsausschluss (Disclaimer).
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