Ein wunderschöner Sommer war`s 1951. Hubert und ich hatten Schulferien und wollten zum Baden an die Isar gehen. Aber mein Bruder (7) konnte damals noch gar nicht schwimmen und ich (10) noch nicht g`scheit.
Weil sich aber die Eltern keine so neumodischen Schwimmreifen, wie es sie schon gab, leisten konnten, organisierte unser Vater riesige schwarze Schläuche von LKW- Reifen! Nach einem ersten "Trockentraining" auf dem Fußboden in der Küche waren Hubert und ich uns einig: das waren die tollsten Schwimmreifen von ganz München ... Also, auf geht`s - runter an die Isar.
Den "Vater Rhein Brunnen" ließen wir rechts liegen, denn mit ihm verbanden uns schlechte Erinnerungen. Ein Jahr zuvor hatte uns
nämlich ein "Aufpasser" der Stadt München - unter Androhung von Schlägen (!) - aus dem Brunnen gejagt ... und nur weil wir ein bisschen schwimmen üben wollten.
Heute ist es DIE Attraktion, dort im Brunnen zu plantschen, auf
riesigen, aufblasbaren, roten Kissen zu hocken und zu feiern ...
Jedenfalls, wir steuerten zielstrebig eine kleine Kiesbank an, direkt unterm "Kabelsteg". Das ist eine Fußgängerbrücke, die die kleine Isar überspannt. Denn die Isar ist dort ein ganzes Stück weit zweigeteilt, eben in die Kleine und die Große Isar.
Alles hätte so schön sein können, wenn mein kleiner Bruder nicht auf die saublöde Idee gekommen wäre, beide Schwimmreifen aufeinander zu legen, sich einer rechts, der andere links draufzusetzen und mit den Händen zu paddeln …
»Schaun wir mal, wie weit wir zwei kommen!«, sagte er und lachte.
Wir legten also die Reifen aufeinander, ich stieg hinein und setzte mich, aber NUR ich ... Das hätte ich besser nicht getan! Prompt kippte ich
mitsamt den Reifen nach hinten weg - sie und meine Beine standen senkrecht in die Höhe! Der Rest von mir hing unter Wasser ...
Wie eine Wahnsinnige schlug ich um mich, strampelte mit Armen
und Beinen, kam aber einfach nicht aus diesen blöden Reifen heraus. Immer wieder drückten die mich unter Wasser. Ich sah Luftbläschen nach oben steigen, hörte mich eigenartig gurgeln und schluckte Wasser, viiieeel Wasser.
Als Letztes sah ich meinen Bruder: Der stand stocksteif vor mir und den Reifen, hatte die Arme in die Hüften gestemmt und sah zu mir herunter ...
Dann wurde es hell, strahlend hell und eine unendliche Stille umfing mich. Ich schwebte über der Isar ... Es war schön ... wunderschön ...
Plötzlich hörte ich meinen Bruder ganz weit weg meinen Namen rufen und dann trug mich jemand fort ... Ein Mann von der Wasserwacht war`s, wie sich herausstellte. Er hatte mich rausgezogen, ans Ufer getragen und war gerade dabei, das überschüssige Wasser aus mir heraus zu klopfen. Ich spuckte und spuckte, mein Kopf dröhnte und
mir war übel - hundsgemein übel.
Aber, ich hab`s überlebt - Danke lieber Mann von der Wasserwacht.
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Veröffentlicht auf e-Stories.de am 29.07.2017.
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