Andreas Rüdig

Anisogamie

Anisogamie ist eine sexuelle, wenn nicht gar eheliche Verbindung zweier Partener von unterschiedlichem gesellschaftlichem Rang.

Anisogamie tritt in zwei Formen auf:

  • Hypergamie: Der Ehemann hat einen höheren sozialen Status, die Frau heiratet in seine Gruppe „hinauf“ (unter Umständen heiratet der Mann „nach unten“).
  • Hypogamie: Die Frau hat einen höheren sozialen Status, der Mann heiratet in ihre Gruppe „hinauf“ (unter Umständen heiratet die Frau „nach unten“).
Das Adelsgeschlecht der Grafen von Mähbus-Emm`rich-Klefe ist in ihrer Existenz gefährdet. Was eindeutig an den beiden Geschwistern Olaf und Olafine liegt. Nicht etwa, daß sie in inzestuöser Beziehung miteinander leben, gleichgeschlechtlich lieben oder gar unfruchtbar sind. "Wir praktizieren Anisogamie," berichtet das Geschwisterpaar stolz.

Doch berichten wir der Reihe nach. Der Film "Pretty Woman" dürfte wohl allgemein bekannt sein, nicht wahr? "Ich bin ein absoluter Fan davon," erzählt Olaf. "Am liebsten würde ich ihn jeden Tag sehen.

Geht aber nicht. Was also tun? Genau: Als vermögender Junggeselle schaut sich Olaf die Freudenhäuser vor Ort an und macht sich auf die Suche nach einer Frau. Fündig wurde er schon am ersten Tag. "Yolanta hat Stil. Sie mag Champagner, Hummer und Sekt. Auch Kaviar mundet ihr. Sie stammt aus gutem Hause und kennt sich beim Kino aus." Geheiratet wurde zügig, auch ohne Zustimmung der Eltern.

Auch bei Olafine verlief die Suche zügig. Bei ihrem kleinen, drallen und knubbeligen Aussehen war sie in ihrer ländlichen, landwirtschaftlich geprägten Heimat immer wieder zur Kartoffelkönigin gewählt worden. Ottokar-Oskar wurde zum Kartoffel-König gewählt.

Hier waren die Standesunterschiede nicht so gravierend. Immerhin war er der flächenmäßig größte und wirtschaftlich potenteste Landwirt vor Ort. "Wenn er mit seinen kräftigen Händen meine Titten massiert, jaule ich vor Glück und Schmerz," so die angehende Braut.

Das Glück scheint perfekt, wäre da nicht, ja wäre da nicht das eiserne Hausgesetz des Grafengeschlechts. Es verbietet die Ehe mit niederem Stande. Selbst Geldadel ist verpönt.

Was also tun? Bei Yolanta wurde eindeutig der Stammbaum begradigt und zurechtgebogen. "Sie stammt aus der Nebenlinie eines polnischen Fürstenhauses," berichtet Papa Ernstfried voller Stolz, wohl übersehend, daß ihr Ahnvater uneheliches Kind des Fürsten Waslawiki (er lebte im 17. Jahrhundert) war.

Noch schlimmer war es bei Ottokar-Oskar. Er mußte sich vom Baron von Rees adoptieren lassen, um als ebenbürtig zu gelten. "Dem alten Knacker hat das natürlich gefallen. So wurde er auf seine alten Tage von einer armen Kirchenmaus zu einem geachteten Großgrund- und Immobilienbesitzer. Und konnte aus der städtischen Seniorenresidenz auszuiehen und in einen standesgemäßen Alterswohnsitz umziehen."

Welche Vorteile bietet Anisogamie? In unserem Beispiel: Es kommt frisches Blut in die Familie. Heiratet jemand nur seinesgleichen, ist die Zahl der Heiratskandidaten doch überschaubar. Geld, Land und Wertsachen bleiben bei einer standesgemäßen Heirat zwar in der Familie - als Mensch ist man aber kein Zuchttier, bei dem es darum geht, bestimmte Gene und Eigenschaften weiterzugeben. Romeo und Julia haben es klassisch bewiesen - manchen gehen als Liebe bis in den Tod.

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