Michael Geneschen

Xaver als Förster

Wir Katzen lieben die Natur. Und wir sind Tiere die für Recht und Ordnung stehen. Und wir sind stolze Tiere. Mein Stolz ist noch mehr gewachsen seid ich die grüne Uniform des Försters des Waldes trage. Täglich bin ich in Wald und Wiesen unterwegs um nach dem Rechten zu schauen. Allerdings erst seit wenigen Tagen.

 

Es war ein sonniger und schon recht warmer Frühlingsmorgen. Schon kurz nach Sonnenaufgang war ich unterwegs. Vor wenigen Tagen hatte ich den Job als Förster angenommen. Über meine Schulter hatte ich das Schießgewehr hängen. Kein echtes, zum einen habe ich keinen Waffenschein und zum anderen mag ich keine laute Knallerei. In meinem Mein Gewehr war aus Plastik und hatte einen Korkstopfen vorne drin, der an einem durchsichtigen Faden hing. So machte ich mich auf den Weg um mein Gebiet genauer zu erkunden.

 

Es dauerte nicht lange bis ich dem ersten Waldbewohner begegnete. „Guten Morgen!“, begrüßte ich das Wildschwein. „Ich bin hier der neue Förster.“ Das Wildschwein musterte mich von oben bis unten. Dann fing es laut an zu lachen. „Eine Katze als Förster.“, grunzte es. „Du siehst ja vielleicht albern aus in Deinem grünen Lodenmantel.“ Ich war gekränkt und wurde ärgerlich. Vorsichtig, denn ich weiß, dass Wildschweine sehr aufbrausend und gefährlich sein können, näherte ich mich dem Waldbewohner bis wir uns Auge zu Auge gegenüberstanden. „Ja, ich bin eine Katze. Aber halt auch der Förster. Hier schau, ich habe ein Gewehr.“ Zunächst schaute das Wildschwein etwas verdutzt, doch dann fing es wieder an schallend zu lachen. „Ein Gewehr. Mit einem Korken dring. Wem willst Du damit Angst machen?“ „Dir vielleicht.“, gab ich knapp zurück. Ich legte das Gewehr an, zielte genau und drückte ab. Mit einem „Popp“ sprang der Korken aus dem Gewehrlauf und traf das Wildschwein genau auf die Nase. Zuerst schaute es wieder etwas erstaunt um dann zu brüllen: „Aua, das hat wehgetan. Ich hole meine Brüder.“ Kopfschüttelnd schaute ich dem Wildschwein hinterher, das irgendwo zwischen den Bäumen verschwand. „Mach Dir keine Gedanken.“, rief ein Specht von einem Baum. „Der ist mit Worten immer schnell dabei. Wenn er seinen Brüdern erzählt, dass er von einem Korken aus einem Gewehr getroffen wurde, lachen die sich tot.“ Ich nickte dem Specht danken zu und ging weiter meiner Wege.

 

Etwas weiter vernahm ich eine Bewegung im Unterholz. Es war ein junges Reh. Es sprang etwas ziellos durch die Gegend und deswegen fragte ich: „Kann ich Dir helfen, Kleines?“ „Ich suche meine Mutter. Sie ging fort und ließ mich alleine im hohen Gras zurück. Aber dann kam ein großer dicker Schatten vorbei. Ich bekam Angst und will jetzt nur noch zu meiner Mama.“ Mitleid überkam mich. Es war ja auch mein Job mich um kleine Kinder zu kümmern. „Komm, wir suchen gemeinsam Deine Mama.“ Erleichtert nicht mehr alleine zu sein trabe das Rehkitz hinter mir her. Auf einer Lichtung sahen wir einen gewaltigen Hirsch. Ein kräftiger Kerl mit einem riesigen Geweih. Ich hatte so eine Idee. „Guten Morgen der Herr.“, begrüßte ich den Hirsch. Der schaute mich nur abfällig an. „Eure Majestät wenn ich bitten darf. Immerhin bin ich der König des Waldes.“ „Ach, ich bin nur der Förster, Du brauchst mich nicht Gott nennen.“, gab ich zur Antwort. „Kennst Du vielleicht dieses Rehkitz hier?“ Der Hirsch beugte sich herunter und begutachtete das Kleine. Dann nickte er. „Es ist das Kitz meiner dritten Frau Mittwoch.“ Ich pfiff durch die Zähne. So ein Hirsch hatte schon ein g… Leben. Im wahrsten Sinne des Wortes. „Dann kannst Du Dich darum kümmern, dass es zu seiner Mutter zurück kommt?“ „Ich bin doch nicht für die Kindererziehung zuständig.“, gröhlte der Hirsch. „Und ich auch nicht!“, schnappte ich zurück. „Ich bin der Förster nicht das Kindermädchen. Aber egal wie, wir können das Kleine hier nicht alleine rumlaufen lassen.“ Das Rehkitz hatte sich inzwischen vorgewagt und sich an den Hirsch geschmiegt. Dessen Gesichtsausdruck wurde mit einem Mal ganz weich. „Ist schon in Ordnung, ich kümmere mich darum, dass es zu seiner Mutter zurück kommt.“

 

Ich ging weiter. Mitten im Wald waren eine ganze Reihe kleinerer Büsche ausgerissen und größere Bäume wiesen erhebliche Beschädigungen auf. „Was ist hier passiert?“, fragte ich mich selber. Ein Fuchs hatte sich zu mir gesellt. „Die Bäume wurden zerstört.“, sagte er. „Das sehe ich selber.“, gab ich zur Antwort. „Aber wer hat das getan?“ „Ich kann es Dir verraten.“, sagte der Fuchs lauernd. Ich schaute ihn an. Der Fuchs aber machte keinerlei Anstalten weiterzureden. „Und?“, fragte ich deshalb. „Was und?“, krächzte er mit heiserer Stimme. „Was hast Du mir zu sagen.“, forderte ich ihn auf. „Du magst vielleicht der Förster sein.“, antwortete der Fuchs. „Aber Du kennst doch die Spielregeln. Umsonst ist der Tod.“ Ich wollte diese Beschädigungen aufdecken. Deswegen sagte ich: „Schauen wir mal was Deine Informationen wert sind. Dann reden wir über den Preis.“ Der Fuchs dachte kurz nach. Dann nickte er. „Das waren die Kaninchen. Die sausen hier durch den Wald wir ein Ferrero. Und dann knabbern sie die Bäume an.“ „Das heißt Ferrari!“, meldete sich eine weitere Stimme. Es war eine Eule, die auf einem Ast saß und uns neugierig beobachtete. „Ich kann Dir helfen. Erlaub mir die Kaninchen zu fressen. Dann ist Dein Problem gelöst.“ Ich schluckte. „Du weißt, dass ich ein Ordnungshüter bin.“, sagte ich dann defensiv. „Ich muss Deine Aussage erst überprüfen. Wenn Du recht hattest soll es Dein Preis sein.“ Der Fuchs machte ein enttäuschtes Gesicht. Dann trollte er sich.

 

„Du glaubst ihm doch nicht.“, sagte die Eule vom Baum herunter. Ich seufzte. Der Job war doch schwieriger als ich erwartet hatte. „Kein Wort.“, antwortete ich der Eule. „Wer kann solche Beschädigungen verursachen?“, fragte ich weiter. „Versuch es einmal mit dem Bären.“, wies die Eule mich an. Mein Gesicht hellte auf. „Du bist und bleibst einfach weise, Eule.“, sagte ich. Die grinste. „Das hat nichts mit weise zu tun, ich habe den Bären letzte Nacht gesehen.“ Somit hatte ich sogar einen Tatzeugen. Allerdings würde es nicht leicht den Bären mit seiner Tat zu konfrontieren. Ich atmete noch einmal tief ein. Es half ja nichts, es war Teil meiner Arbeit.

 

An der Höhle des Bären zögerte ich kurz. Dann nahm ich allen Mut zusammen. „Bär komm raus. Hier ist der Förster. Ich habe den dringenden Tatverdacht, dass Du Bäume und Sträucher im Wald mutwillig zerstört hast.“ Ich wartete. Doch kein Bär erschien. Ich wiederholte meine Worte noch einmal. „Lass mich in Ruhe.“, knurrte dann eine Stimme aus der Höhle heraus. Zuerst wollte ich schon zurückschrecken. Doch ich blieb standhaft. „Komm raus und stell Dich Deiner Missetaten.“ Kurz darauf erschien ein riesiger Bär im Höhleneingang. Wenn er Hunger hatte würde er mich mit einem Happs verspeisen. „Also, was hast Du zu Deiner Verteidigung zu sagen?“, fragte ich. „Ich war es nicht.“, sagte der Bär mit tiefer Stimme. „Ich war die ganze Nacht hier in meiner Höhle.“ Skeptisch schaute ich Meister Petz an. „Und wie ist es dann möglich, dass Du gesehen wurdest? Es gibt einen Augenzeugen.“ „Das war bestimmt der Bär vom anderen Ende des Waldes.“, verteidigte sich der Bär. „Rede nicht.“, sagte ich. „Ich bin zwar noch neu hier, aber ich weiß, dass es nur einen Bär hier im Wald gibt. Nämlich Dich. Am anderen Ende des Waldes lebt der Wolf.“ Der Bär unternahm noch einen weiteren Versuch. „Nun ja, ich war da. Aber ich war ja selber so überrascht. Da kam plötzlich eine Horde Elefanten durch den Wald. Keine Ahnung wo die herkamen. Auf einmal waren sie da.“ „Lieber Bär.“, sagte ich geduldig. „Erstens gibt es im Wals keine Elefanten. Und zweitens walzen Elefanten alles nieder un hinterlassen keine Kratzspuren an Bäumen.“ „Ich bin etwas Nachtblind.“, sagte der Bär. „Es können auch Tiger gewesen sein. Graue Tiger.“ „Es gibt keine grauen Tiger.“, sagte ich. „Bei Nacht sind alle Katzen grau. Du musst da! s doch k ennen.“ „Geb doch einfach zu, dass Du die Bäume beschädigt hast.“, sagte ich milde. Der Bär senkte den Kopf. „Ich wollte doch nur etwas Honig aus dem Bienennest. So als kleiner Snack zur Nacht. Ich dachte die Bienen schlafen und keiner merkt was. Doch Pustekuchen. Auf einmal schwirrte ein ganzer Schwarm um mich herum und hat mich gestochen. Honig habe ich keinen erhaschen können. Die Stiche habe so schrecklich gejuckt. Ich bin wie ein Berserker durch die Gegend gelaufen. Überall hat es gleichzeitig gejuckt. Ich habe die kleinen Büsche ausgemacht um mich damit auf dem Rücken zu kratzen und dann habe ich mich an die Bäume gekrallt um meinen Bauch und die Nase zu schaben. Es war fürchterlich. Glaube mir. Es war keine böse Absicht.“

 

Der Bär wurde vor das Gericht des Waldes gestellt. Er wurde auf Bewährung verurteilt. Das Gericht vertrat die Auffassung, dass er durch die Bienenstiche schon genug gestraft war.

 

Ich hatte meinen ersten Tag im Wald erfolgreich abgeschlossen. Der Fuchs geht mir lieber aus dem Weg. Ich glaube er ist sauer, dass er nicht die Kaninchen fressen darf. Aber so ist das halt.

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